Der Standard

Mit den Neos eröffnet Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig die Sondierung­sgespräche mit möglichen Koalitions­partnern.

Am Montag startete Stadtchef Ludwig Sondierung­sgespräche mit den Neos. Großes Konfliktpo­tenzial zwischen Rot und Pink gibt es nicht. Dennoch sehen manche Pinke eine mögliche Koalition skeptisch.

- David Krutzler

Und täglich grüßt das Murmeltier. Zumindest drei Tage en suite. Von Montag bis Mittwoch, jeweils von 16 bis 19 Uhr, bittet Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) die Verhandler­teams der Neos, der Grünen und der ÖVP in sein großes Büro im Rathaus. Es gilt, eine neue Koalition auszuloten. Den Anfang machten am Montagnach­mittag die Pinken.

Die in dieser Hinsicht noch unerfahren­en Neos schickten Landespart­eichef Christoph Wiederkehr, Bildungssp­recherin Bettina Emmerling und Generalsek­retär Nick Donig ins Rennen. Empfangen wurden sie von Ludwig, Parteimana­gerin Barbara Novak sowie Klubchef Josef Taucher. Als Begrüßung gab es für die Neos rosa Punschkrap­ferln und Mannerschn­itten.

Die Neos erwarteten im Vorfeld ein „allgemeine­s Abstecken“von Leuchtturm-Themen: also von jenen Projekten, die die Pinken als besonders wichtig erachten. Aussagen zu inhaltlich­en Verhandlun­gspunkten wurden nach dem Termin keine erwartet: Man habe sich auf Vertraulic­hkeit verständig­t, sagte SPÖ-Kommunikat­ionschef Raphael Sternfeld.

Wiederkehr hatte bereits zuvor mehr Investitio­nen in Schulen und Kindergärt­en sowie den Klimaschut­z als drängend erachtet. Als Sofortmaßn­ahme würde Wiederkehr den Brennpunkt­schulen 40 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen, kündigte er im Interview mit dem STANDARD an. Konfliktpo­tenzial gibt es bei diesem Themenbere­ich mit Ludwig keines. Am ehesten könnte es bei der Forderung der Neos nach mehr Transparen­z knarzen: Wiederkehr will, dass der Stadtrechn­ungshof künftig auch Parteifina­nzen unter die Lupe nehmen kann.

Für Ludwig sind die Neos auch deswegen attraktiv, weil sie erstmals Anspruch auf einen Stadtratsp­osten haben – aber eben nur auf einen. Bleibt der Stadtsenat mit zwölf Stadträtin­nen und Stadträten bestehen, würden die Roten wie bisher sechs stellen können. Nur bei einer Koalition mit den Neos würde die Aufteilung bei den amtsführen­den Stadträten weiter 6:1 lauten. Kommen die Grünen oder die ÖVP als Juniorpart­ner zum Zug, verschiebt sich das Verhältnis auf 6:2.

Fraglich ist aber, ob eine Regierungs­beteiligun­g von den Neos unter allen Umständen angestrebt wird. Intern sind einige Funktionär­e im Wiglwogl: Es gibt Stimmen, die mit einem zu hohen Preis für die Neos rechnen.

Die SPÖ unter Ludwig führte vor den Sondierung­sgespräche­n folgende inhaltlich­e Schwerpunk­te ins Treffen: Absicherun­g des öffentlich­en Gesundheit­swesens, Unterstütz­ung des Arbeitsmar­kts, Bildungsof­fensive wie Gratis-Ganztagssc­hulen, sozialer Wohnbau oder mehr Geld im Kampf gegen den Klimawande­l.

Ludwig hat in puncto Koalition noch keine Präferenz erkennen lassen. Aus Rathauskre­isen heißt es aber zu Schnittmen­gen mit den anderen Parteien: „Da müssen die Neos sicher einen weiteren Weg zurücklege­n als die Grünen.“

Grüne am Dienstag

Die Grünen sind am Dienstag in Ludwigs Büro geladen. Das Sondierung­steam umfasst Vizebürger­meisterin Birgit Hebein, Planungssp­recher Peter Kraus und Klubchef David Ellensohn. Auch für sie hat die SPÖ Süßigkeite­n vorbereite­t – „ultravegan und megabiolog­isch“, wie es heißt. Die ÖVP, der nur Außenseite­rchancen eingeräumt werden, erhält am Mittwoch Bäckereipr­odukte: „Wir verhandeln mit Türkis, es gibt aber Süßigkeite­n der Bäckerei Schwarz“, heißt es mit einem Seitenhieb aus der SPÖ.

Ende der Woche könnte Ludwig bekanntgeb­en, mit welcher Partei er in Koalitions­verhandlun­gen tritt.

 ??  ??
 ??  ?? Wiens Bürgermeis­ter und SPÖ-Chef Michael Ludwig empfing am Montag Neos-Chef Christoph Wiederkehr mit dessen Team zu ersten Gesprächen.
Wiens Bürgermeis­ter und SPÖ-Chef Michael Ludwig empfing am Montag Neos-Chef Christoph Wiederkehr mit dessen Team zu ersten Gesprächen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria