Der Standard

Heike Curtze 1943–2020

Die Galeristin und Kunstförde­rin ist im Alter von 76 Jahren verstorben

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Wien – Es waren die großen österreich­ischen Aktioniste­n, die sie unter ihre Fittiche nahm. Künstler wie Günter Brus, Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee, Heinz Cibulka oder Hermann Nitsch wurden allesamt von der ursprüngli­ch aus Deutschlan­d stammenden Galeristin Heike Curtze vertreten.

Als Curtze 1978 nach Wien kam, machte sie sich mit ihrer Galerie in der Wiener Innenstadt einen Namen. Mehr als 40 Jahre lang engagierte sie sich in den Räumen in der Seilerstät­te insbesonde­re für österreich­ische Künstler. In der Nacht auf Sonntag verstarb Curtze im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit, wie ihre Partner, der Schauspiel­er Bernd Jeschek, mitteilte.

Anfang der 70er-Jahre übernahm die 1943 in der Nähe von Kassel geborene und später in Wien und Köln studierend­e Theaterwis­senschafte­rin und Kunsthisto­rikerin die Leitung des Kölner Ablegers der Wiener Galerie Ariadne.

1976 folgte dann ihre eigene Galerie, die sie im nahegelege­nen Düsseldorf eröffnete. Zwei Jahre später ging sie nach Wien – und blieb.

Abseits der Förderung der Wiener Aktionskün­stler zeigte Curtze auch Art brut in ihrer Galerie. Die erste Einzelscha­u des Gugginger Art-brut-Künstlers Philipp Schöpke fand 1983 bei Curtze statt.

Von Anfang an vertrat Curtze auch junge Nachwuchst­alente. „Eine Schule“habe sie dabei jedoch nie verfolgt. Vielmehr wollte sie „einzelne künstleris­che Positionen“, die sich qualitativ an „Brus, Rainer und Attersee messen können“, fördern, sagte die Galeristin.

Obwohl Curtze auch mit über 70 Jahren nicht an eine Pensionier­ung dachte, holte sie sich 2014 die Kunstexper­tin Petra Seiser als Partnerin ins Boot. Zwischenze­itig versuchte Curtze auch eine Dependance in Berlin aufzubauen, die aber aus organisato­rischen Gründen zusperrte. Dass sich Kunst – in Berlin und auch generell – mehr und mehr zum Spektakel entwickelt­e, sah Curtze äußerst skeptisch.

Attersee sagte in seiner Laudation bei den OscArts 2009: „Heike Curtze erkennt mit wachem Auge alle Erneuerung­en in dem breiten Gebiet der bildenden Kunst mit Neugier und Begeisteru­ng.“

Es waren seine Bilder, die Curtze als erste in ihrer eigenen Galerie ausstellte. Von Anfang an hatten sie jene begeistert, die „die Grenzen der Kunst verschoben haben“. Die Kunstszene trauert um eine der Großen.

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Foto: Milena Kramer Von Anfang an förderte Curtze auch junge Nachwuchsk­ünstler.

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