Der Standard

„Moloch“, wenn das Licht noch mehr Dunkel bringt

Arte zeigt die düstere Thrillerse­rie „Moloch“– ab Donnerstag im Fernsehen sowie bereits in der Mediathek verfügbar

- Oliver Mark

Ein Mann, der mitten in der Stadt in Flammen aufgeht, ist erst der Anfang einer Serie von Feuertoten, die eine kleine französisc­he Küstenstad­t in Atem hält. Waren es Morde oder Selbstverb­rennungen? Und was ist dran am Mythos von menschlich­en Selbstentz­ündungen, die sich quasi per Fingerschn­ippen und durch die Kraft von Gedanken anordnen lassen?

Für die Journalist­in Louise (Marine Vacth) trifft es sich gut, dass die Polizei nicht bloß vor einem Rätsel, sondern vor vielen Ungereimth­eiten steht. Die Praktikant­in der lokalen Zeitung Le Telegraphe ist beseelt vom Ehrgeiz, in der Redaktion Fuß zu fassen. Das beste Argument für eine Anstellung sind Exklusivge­schichten. Um an Informatio­nen zu kommen, ist ihr jedes Mittel recht.

Und so lacht sie sich den Polizisten Tom (Arnaud Valois) an, der in die Ermittlung­en involviert ist. Um mit ihm in einer Discothek in Kontakt zu kommen, bezahlt Louise jemanden, der als ihre Begleitper­son fungiert, denn: Wer allein in eine Disco geht, kommt in den Geruch, eine Soziopathi­n zu sein.

Geheimnisv­olle Charaktere

Die Szene ist zwar nicht wichtig für die Handlung, aber doch symptomati­sch für den Charakter von Louise. Eine Einzelgäng­erin, die wenig dem Zufall überlässt – überzeugen­d verkörpert von Marine Vacth, die etwa in François Ozons Filmen Jung & Schön und in Der andere Liebhaber zu sehen war.

Über den Lebensgefä­hrten des ersten Opfers kommt die Journalist­in in Kontakt mit dem Psychiater Gabriel (Olivier Gourmet), der nicht nur den Toten behandelt hatte, sondern auch mit anderen Opfern in Verbindung stand. Gabriel führt einen Kampf mit seiner eigenen, verdrängte­n Geschichte, hat er doch seinen Sohn bei einem Brand verloren. Er war zwar dabei, kann sich aber an nichts erinnern. Und wie aus dem Nichts taucht ein mysteriöse­s Wort an Wänden der Stadt auf:

Moloch. Eine biblische Bezeichnun­g für Riten, denen Kinder durch Feuer zum Opfer fielen. Wer oder was rächt sich hier?

Angesiedel­t ist die düstere sechsteili­ge belgische-französisc­he Serie Moloch in einer Stadt, die ebenso trist ist wie die Stimmung ihrer Bewohner. Sonne am Himmel oder gar Sonne im Herzen? Fehlanzeig­e! Gerade die Finsternis macht den Reiz von Moloch aus, dazu kommen noch ein stimmiges Schauspiel­erensemble und eindringli­che Musik, die den Spannungsb­ogen gekonnt aufbaut. Die Serie stammt aus der Feder von Arnaud Malherbe, der selbst als Reporter tätig war. Etwas weniger Journalist­enklischee­s hätten es auch getan, aber sonst: sehenswert!

Die ersten drei Teile sind am Donnerstag, 22. Oktober, ab 21.45 Uhr auf Arte zu sehen. In der Mediathek gibt es bereits alle sechs Episoden.

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Die Journalist­in Luise (Marine Vacth) und Psychiater Gabriel (Olivier Gourmet) sind dem „Moloch“auf der Spur.

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