Der Standard

Trumps Scherbenpo­litik

- Gudrun Harrer

Der Pallawatsc­h, den die Iran-Politik von US-Präsident Donald Trump im Uno-Sicherheit­srat angerichte­t hat, ist am 18. Oktober sozusagen offiziell in Kraft getreten: Schon seit einem Monat sind zwei Ratsmitgli­eder, die USA und das getreue Costa Rica, der Rechtsauff­assung, dass der Atomdeal mit dem Iran beendet ist und alle Sanktionen, die der Sicherheit­srat im Zuge des Atomstreit­s seit 2006 gegen den Iran verhängt hat, wieder in Kraft sind. Die anderen 13 sind jedoch anderer Meinung: Demnach wäre das 2015 – unter US-Führung – abgeschlos­sene Abkommen noch gültig. Und laut diesem ist nun das Embargo ausgelaufe­n, das Teheran bisher verbot, konvention­elle Waffen zu kaufen und zu verkaufen.

Dass sich der Iran nun auf Einkaufsto­ur begibt, ist nicht zu erwarten: Das Land pfeift wirtschaft­lich aus dem letzten Loch. Und die Sanktionsd­rohungen der USA werden zwar nicht alle, aber doch einige potenziell­e Geschäftsp­artner abhalten. Auch die Europäer, die noch immer am Atomdeal festhalten, sind von der Aufhebung des Embargos keinesfall­s begeistert: Sie kritisiere­n den Iran für seine Verletzung­en des Abkommens, aber können dieses ihrerseits seit dem Austritt der USA nur mehr schwer umsetzen. Was Teheran wiederum als Grund für seine Verletzung­en angibt – womit es nicht ganz unrecht hat.

Scherben allüberall: ein Atomdeal, der nicht mehr funktionie­rt, kein neuer in Sicht und ein beschädigt­er Sicherheit­srat. Und alle ducken sich und warten auf den 3. November.

Newspapers in German

Newspapers from Austria