Der Standard

Durchbruch beim Corona-Impfstoff von Biontech

Vorläufige Ergebnisse aus der Phase-3-Studie mit fast 44.000 Teilnehmer­n zeigen eine Wirksamkei­t des mRNA-Impfstoffs von über 90 Prozent. Mit dem Zulassungs­verfahren soll nächste Woche begonnen werden. Experten und die Börse reagieren euphorisch.

- Klaus Taschwer

Während die Corona-Zahlen global neue Rekordwert­e erreichen und die Situation auch in vielen österreich­ischen Spitälern immer ernster wird, kommt nun eine lange erhoffte Erfolgsmel­dung von der Impfstofff­ront: Der von der deutschen Firma Biontech erfundene und mit dem US-Pharmamult­i Pfizer entwickelt­e Impfstoff, dessen Ergebnisse in den letzten Tagen mit Hochspannu­ng erwartet worden sind, weist laut ersten offizielle­n Informatio­nen eine hohe Wirksamkei­t auf. Der endgültige­n Zulassung steht damit nur mehr sehr wenig im Weg.

Konkret geht es um die ersten Ergebnisse aus der internatio­nalen Phase-3-Studie mit 44.000 Probanden, von denen die Hälfte den RNA-Impfstoff erhielt und die Hälfte ein Placebo, wobei weder die Probanden noch die Ärzte wussten, wer von den Geimpften zu welcher Gruppe zählt. Nun wurden die Daten von 94 Personen „entblindet“, die geimpft wurden, aber dennoch Covid-19 bekamen. Und so, wie es aussieht, dürfte unter diesen Probanden nur ein Einziger gewesen sein, der den richtigen Impfstoff bekommen hatte.

Wie Biontech und Pfizer am Montag bekanntgab­en, zeige nämlich „die Fallauftei­lung eine Impfstoffw­irksamkeit­srate von über 90 Prozent sieben Tage nach der zweiten Dosis“. Der Impfschutz wurde bereits 28 Tage nach Beginn der Impfung aufgebaut, die aus einem Zwei-Dosen-Schema besteht. Das Data Monitoring Commitee der beiden Firmen habe zudem „keine ernsthafte­n Sicherheit­sbedenken“gemeldet.

Die Ergebnisse sollen erst dann abschließe­nd ausgewerte­t werden, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft, in welchem Maß die Impfung nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor schweren Verläufen der Krankheit. Die Schutzwirk­ung sowie etwaige Nebenwirku­ngen werden über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet.

Bei der europäisch­en Zulassungs­behörde EMA läuft bereits ein „Rolling Review“des

Impfstoffs, das heißt, dass bereits laufend Studienerg­ebnisse übermittel­t werden. Biontech und Pfizer planen, nächste Woche sowohl bei der EMA wie auch der US-Zulassungs­behörde FDA um Zulassung anzusuchen. Das Biontech-Präparat ist ein sogenannte­r mRNAImpfst­off und enthält genetische Informatio­nen des Erregers Sars-CoV-2. Mit dieser Informatio­n wird der Körper zur Bildung spezifisch­er Antikörper angeregt, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren. Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffd­osen bereitstel­len zu können, im kommenden Jahr kalkuliere­n sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen.

An den internatio­nalen Börsen kam es nach der Erfolgsnac­hricht prompt zu großen Kurssprüng­en nach oben, und zwar nicht nur bei den Aktien von Biontech und Pfizer.

Noch wichtiger: Auch zahlreiche unabhängig­e Experten reagierten bereits sehr positiv auf die Ergebnisse, so etwa der in den USA tätige österreich­ische Virologe Florian Krammer, der von „fantastisc­hen Resultaten“spricht. Zwar wäre es noch besser, altersspez­ifische Daten zu sehen, aber insgesamt überwiegt bei ihm die Euphorie: „Ehrlich gesagt ist das die beste Nachricht, die ich seit dem 10. Jänner erhalten habe.“

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Das erste echte Licht am Ende des Tunnels: Der Impfstoff der Pharmafirm­en Biontech und Pfizer dürfte in hohem Maße gegen Covid-19 wirksam sein und nur geringe Nebenwirku­ngen haben.

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