Durchbruch beim Corona-Impfstoff von Biontech
Vorläufige Ergebnisse aus der Phase-3-Studie mit fast 44.000 Teilnehmern zeigen eine Wirksamkeit des mRNA-Impfstoffs von über 90 Prozent. Mit dem Zulassungsverfahren soll nächste Woche begonnen werden. Experten und die Börse reagieren euphorisch.
Während die Corona-Zahlen global neue Rekordwerte erreichen und die Situation auch in vielen österreichischen Spitälern immer ernster wird, kommt nun eine lange erhoffte Erfolgsmeldung von der Impfstofffront: Der von der deutschen Firma Biontech erfundene und mit dem US-Pharmamulti Pfizer entwickelte Impfstoff, dessen Ergebnisse in den letzten Tagen mit Hochspannung erwartet worden sind, weist laut ersten offiziellen Informationen eine hohe Wirksamkeit auf. Der endgültigen Zulassung steht damit nur mehr sehr wenig im Weg.
Konkret geht es um die ersten Ergebnisse aus der internationalen Phase-3-Studie mit 44.000 Probanden, von denen die Hälfte den RNA-Impfstoff erhielt und die Hälfte ein Placebo, wobei weder die Probanden noch die Ärzte wussten, wer von den Geimpften zu welcher Gruppe zählt. Nun wurden die Daten von 94 Personen „entblindet“, die geimpft wurden, aber dennoch Covid-19 bekamen. Und so, wie es aussieht, dürfte unter diesen Probanden nur ein Einziger gewesen sein, der den richtigen Impfstoff bekommen hatte.
Wie Biontech und Pfizer am Montag bekanntgaben, zeige nämlich „die Fallaufteilung eine Impfstoffwirksamkeitsrate von über 90 Prozent sieben Tage nach der zweiten Dosis“. Der Impfschutz wurde bereits 28 Tage nach Beginn der Impfung aufgebaut, die aus einem Zwei-Dosen-Schema besteht. Das Data Monitoring Commitee der beiden Firmen habe zudem „keine ernsthaften Sicherheitsbedenken“gemeldet.
Die Ergebnisse sollen erst dann abschließend ausgewertet werden, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft, in welchem Maß die Impfung nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor schweren Verläufen der Krankheit. Die Schutzwirkung sowie etwaige Nebenwirkungen werden über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet.
Bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA läuft bereits ein „Rolling Review“des
Impfstoffs, das heißt, dass bereits laufend Studienergebnisse übermittelt werden. Biontech und Pfizer planen, nächste Woche sowohl bei der EMA wie auch der US-Zulassungsbehörde FDA um Zulassung anzusuchen. Das Biontech-Präparat ist ein sogenannter mRNAImpfstoff und enthält genetische Informationen des Erregers Sars-CoV-2. Mit dieser Information wird der Körper zur Bildung spezifischer Antikörper angeregt, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren. Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen.
An den internationalen Börsen kam es nach der Erfolgsnachricht prompt zu großen Kurssprüngen nach oben, und zwar nicht nur bei den Aktien von Biontech und Pfizer.
Noch wichtiger: Auch zahlreiche unabhängige Experten reagierten bereits sehr positiv auf die Ergebnisse, so etwa der in den USA tätige österreichische Virologe Florian Krammer, der von „fantastischen Resultaten“spricht. Zwar wäre es noch besser, altersspezifische Daten zu sehen, aber insgesamt überwiegt bei ihm die Euphorie: „Ehrlich gesagt ist das die beste Nachricht, die ich seit dem 10. Jänner erhalten habe.“