Der Standard

Ein Tor geht um die Welt

Valentino Lazaro hat einen Treffer für die Nachwelt erzielt. Sein Kunstwerk vermochte Gladbachs Niederlage gegen Leverkusen nicht zu verhindern. Aber für den Teamspiele­r kann es wegweisend sein.

- Christian Hackl

Mit dem realen Treffen wurde es doch nichts. Corona wirft sämtliche Pläne über den Haufen. Valentino Lazaro konnte Montagmitt­ag nicht in den Presseklub Concordia, er liegt im Zentrum Wiens, kommen. Natürlich hätte er Maske getragen. Aufgrund der Ereignisse um Red Bull Salzburg, die positiven Tests, blieb er im Hotel, es wurde aus der Blase gezoomt. Wobei der 24-Jährige die Maske nicht abgelegt hat, seine Worte trotzdem verstanden wurden.

Am Sonntagabe­nd hatte Lazaro Aufsehen erregt, der Fußball schreibt immer noch schöne Geschichte­n, das gibt ein bisschen Hoffnung. In den sozialen Medien war der Teufel los, keine Shitstorms, sondern positive Fassungslo­sigkeit. Was war passiert? Nachspielz­eit bei Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengla­dbach, die Partie war gegessen, Leverkusen führte 4:2. Und dann flankte Gladbachs Patrick Herrmann in den Strafraum, es bahnte sich eine Annäherung zwischen

Ball und Lazaro an. Daraus wurde eine wunderbare Beziehung, ein „Scorpion Kick“, wie Fachmänner und Fachfrauen sagen.

Der Österreich­er, der Inter Mailand gehört und an Gladbach verliehen wurde (plus Kaufoption), hatte den Ball seitlich in der Luft liegend und mit dem Rücken zum Tor per Ferse ins linke Eck befördert. Das hatte viel von Zlatan Ibrahimovi­c, zum Tor des Jahres sollte es allemal reichen. Die Niederlage hat es nicht verhindert. Ästhetik und Kunst schlugen Sinn und Wert.

Für Liebhaber

Die Reaktionen waren ausufernd. Leverkusen­s Torhüter Lukas Hradecky verneigte sich symbolisch, immerhin war er Teil des Gemäldes: „Ich habe keinen Hut auf meinem Kopf, aber: Valentino, geiles Tor, ey.“Trainer Marco Rose hatte es live als Eigentor interpreti­ert, sah die Wahrheit, den „Scorpion“, erst aufgezeich­net in der Kabine. „Herausrage­nd. Trotz der Niederlage erfreut

so ein Moment jeden Fußballlie­bhaber.“Julian Baumgartli­nger hatte übrigens ein wichtigere­s Tor, das 4:2 für Leverkusen, erzielt. Aber darüber wollte niemand sprechen, vom Teamkapitä­n abgesehen.

Lazaro ließ also am Tag danach in Wien den Geniestrei­ch Revue passieren. „Es war bewusst, ich habe es probiert, und es ist gelungen. Darauf bin ich stolz. Vielleicht war es das Tor meines Lebens, aber ich möchte entscheide­nde Tore machen.“Einen Vergleich mit Ibrahimovi­c lehnte der Ex-Salzburger ab, das gebietet die Bescheiden­heit.

Lazaro hat einen harten Weg hinter und auch vor sich. Ein Muskelbünd­elriss in der Vorbereitu­ng stoppte sämtliche Ambitionen. Langsam gewöhnt er sich an Kurzeinsät­ze. „Es geht Schritt für Schritt.“Während die meisten Profifußba­ller überbeansp­rucht sind, „freue ich mich auf jede Minute“. Am Mittwoch im Test gegen Luxemburg sollten es viele Minuten werden, in der Nations League gegen

Nordirland und Norwegen gar keine. „Teamchef Franco Foda, Rose und ich haben das so ausgemacht.“Natürlich leide auch er, Lazaro, unter der Pandemie. „Herausford­ernde Zeiten, die leeren Stadien, es ist ein verrücktes Jahr.“

Keine Sinnfrage

Ob ein Match bei den Luxemburge­rn unter diesen Voraussetz­ungen Sinn macht, weiß Lazaro nicht. Trainer Luc Holtz hat angekündig­t, die meisten Stammkräft­e zu schonen. Wie auch Foda. „Ich bin Spieler, und wenn ich einberufen werde, komme ich.“Er fühle sich pudelwohl im Nationalte­am, die Qualität sei hoch, die Entwicklun­g passe. „Die Kritik wird stärker, weil die Erwartungs­haltung steigt. Das ist positiv.“

Sein Tor gegen Leverkusen hat er sich mehrmals angeschaut. Und wird es immer wieder tun. „Egal, was in meiner Karriere noch passiert, das bleibt.“Am Mittwoch passiert sein 29. Länderspie­l. Lazaro hält bei drei Treffern.

 ??  ?? Valentino Lazaro malte ein Gemälde. Es war sein erstes Tor für Gladbach. Egal wie oft er noch trifft, es wird das schönste bleiben.
Valentino Lazaro malte ein Gemälde. Es war sein erstes Tor für Gladbach. Egal wie oft er noch trifft, es wird das schönste bleiben.

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