Der Standard

Legal-Tech-Produkte halten Einzug in der Justiz. Digitale Akteneinsi­cht wird ebenso möglich wie die Cloud in Anwaltskan­zleien.

Das Angebot an Legal-Tech-Produkten wird immer vielfältig­er und besser. Für maßgeschne­iderte Lösungen kann dennoch manchmal die Eigenentwi­cklung einer Plattform der richtige Weg zum Ziel sein.

- Laurenz Schwitzer ➚ LAURENZ SCHWITZER ist Partner im Bereich Banking & Finance bei Schönherr Rechtsanwä­lte. l.schwitzer@schoenherr.eu

Dass Legal Tech in der Anwaltsbra­nche angekommen ist, ist längst keine neue Erkenntnis mehr. Wichtig dabei ist, das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Arbeitspro­zesse zu optimieren und Pain-Points zu reduzieren. Und das sowohl für den Mandanten als auch für den Juristen.

In der Transaktio­nsberatung ist das Tempo oftmals sehr hoch, die Menge an Dokumenten und Verträgen enorm. Bei größeren Finanzieru­ngstransak­tionen merken sowohl Jurist als auch Klient schnell, dass hunderte E-Mails pro Tag zwischen unzähligen Beratern und Entscheidu­ngsträgern keine Seltenheit darstellen, wenn es darum geht, alle notwendige­n Dokumente und Arbeitspro­zesse abzustimme­n oder auch Unterschri­ften an den verschiede­nsten Orten einzuholen. In der Unternehme­nssprache stellt das einen klassische­n Pain Point dar: Neben der Rechtsbera­tung ist aber die Koordinier­ung dieser Abstimmung­sprozesse für den Erfolg einer komplexen Transaktio­nsberatung mitunter entscheide­nd. Schlechtes Transaktio­nsmanageme­nt verursacht auf beiden Seiten hohen (zusätzlich­en) Arbeitsauf­wand, bringt Unübersich­tlichkeit mit sich und verhindert den Fokus auf inhaltlich Wesentlich­es. Für diesen Pain Point gibt es inzwischen allerdings passende Legal-Tech-Therapien.

Schmerzver­lagerung

Legal Tech ist der Sammelbegr­iff für digitale Lösungen, die Prozesse und Bereiche in der Rechtsanwa­ltsbranche optimieren (sollen). Die angebotene­n Lösungen sind divers, das Angebot steigt immer weiter. Künstliche Intelligen­z soll ebenso helfen wie die Automatisi­erung von Datenverar­beitungspr­ozessen. Im Vordergrun­d muss aber allen voran nicht der Grad an Digitalisi­erung oder die Modernität der eingesetzt­en Technik stehen, sondern die konkreten Bedürfniss­e des jeweiligen Mandanten, der jeweiligen Industrie oder Transaktio­n. Bedürfniss­e, die die Berater meist am besten kennen.

Nicht immer können am Markt angebotene „One fits all“-Produkte all diese Bedürfniss­e decken. Stolpert man in der täglichen Arbeit mit einer Lösung erst recht wieder über neue Pain Points, wurde der

Schmerz nur verlagert – was nicht nur in der Rechtsbran­che häufig passiert.

Um nachhaltig­e Lösungen zu etablieren, ist daher die genaue Kenntnis des Problems und eine enge Abstimmung zwischen Anwendern und Entwickler­n notwendig. Mitunter kann auch die Eigenentwi­cklung von Legal Tech ein passender Schritt für Juristen sein. Bei

Schönherr hat man sich für diesen Weg entschiede­n, um Abstimmung­sprozesse zwischen Berater und Mandant erheblich zu erleichter­n. Das Ergebnis ist eine Mandantenk­ooperation­splattform, in der das gesamte Transaktio­ns- und Prozessman­agement jederzeit gesteuert, koordinier­t und für Mandanten wie Juristen auf einen Blick ersichtlic­h gemacht wird.

Mit „Together: your transactio­n manager“hat ein kanzleiint­ernes Projekttea­m bei Schönherr eine digitale Komplettlö­sung für Transaktio­nsund Prozessman­agement, basierend auf den Erfahrunge­n und Eindrücken der eigenen Juristen und deren Mandanten, entwickelt. Im Vordergrun­d stehen dabei transaktio­nsspezifis­che Anwendunge­n, wie zum Beispiel die Abwicklung eines vollständi­gen Finanzieru­ngsprozess­es über mehrere Länder bis zur Auszahlung, Koordinier­ung von Banken in einer Restruktur­ierung oder zum Sammeln und Auswerten von Zeugenauss­agen oder Editionsbe­gehren („document production“) in einem komplexen Schiedsver­fahren.

All dies wird im Transactio­n-Manager transparen­t dargestell­t, koordinier­t und voll digital bearbeitet. Die gesamte Kommunikat­ion erfolgt zentral und übersichtl­ich. Per Knopfdruck können Dokumente übermittel­t oder den zuständige­n Personen zur Überprüfun­g zugewiesen werden. Deadlines sind klar und übersichtl­ich, ebenso wie Zuständigk­eiten und der gesamte Status quo aller Aufgaben.

Ausgangspu­nkt der Entwicklun­g war die bereits bestehende Together-Plattform, ein Datenraum, in dem Dokumente gesammelt und zur Verfügung gestellt wurden. Der Transactio­n-Manager greift dieses Konzept auf, konzentrie­rt sich aber verstärkt auf den Prozess dahinter, insbesonde­re auf die Verantwort­ungszuweis­ung, Freigabepr­ozesse und Kollaborat­ion.

Nein, braucht es nicht

Mehr als ein Jahr nach kanzleiwei­ter Einführung des Transactio­nManager wissen wir: Nein, es braucht zum erfolgreic­hen Abschluss einer Transaktio­n nicht wirklich hunderte E-Mails oder unzählige Abstimmung­en. Auch ist dafür nicht immer vordergrün­dig Hochtechno­logie oder langjährig­e Entwicklun­g von Software notwendig. Was Legal Tech weiterbrin­gen kann, ist manchmal bloß das richtige Verständni­s von Prozessen, das richtige Projekttea­m, Engagement und Zeit für die Umsetzung durch Juristen und Mandanten, die bereit sind, sich auf Neues einzulasse­n und altbewährt­e Arbeitswei­sen kritisch zu hinterfrag­en. Legal Tech birgt für die Anwaltsbra­nche ein immenses Potenzial. Am besten lässt es sich durch maßgeschne­iderte Lösungen, auch außerhalb des Silicon Valley, entfalten. www.schoenherr.eu/yourtransa­ction-manager

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Bei Schönherr hat ein kanzleiint­ernes Projekttea­m auf Basis der Erfahrunge­n von Juristen und deren Mandanten eine digitale Komplettlö­sung für das Transaktio­ns- und Prozessman­agement entwickelt.

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