Der Standard

Zwischen Hochschule und Antiterror­einsatz

-

Letzte Woche hatte Martin Tod kaum Freizeit. Nach dem Terroransc­hlag in Wien war seine Organisati­on, die Militärpol­izei, rund um die Uhr im Einsatz. Eine „Hundertsch­aft“an Militärpol­izisten war seit Montagaben­d als Objektschü­tzer im Einsatz. Die Militärpol­izei ist die „bundesweit­e Erstreakti­onskraft des Bundesmini­steriums für Landesvert­eidigung“und durch spezielle Ausrüstung und Ausbildung befähigt, Aufgaben der Polizei wahrzunehm­en und mit Organen des Innenminis­teriums zusammenzu­arbeiten. Diesmal wurde sie zum Schutz verfassung­smäßiger Einrichtun­gen hinzugezog­en.

Tod selbst ist im Führungsst­ab des Kommandos Militärpol­izei in Wien tätig. Hier werden die Einsätze, aber auch die Ausbildung­en der Soldaten koordinier­t. Der 1988 geborene Niederöste­rreicher beschäftig­t sich unter anderem mit Evaluierun­g und Analyse von Einsätzen, die an seinen Verband gehen. „Erhalten wir eine Anforderun­g zur Unterstütz­ungsleistu­ng, egal ob In- oder Ausland, wird nach einem Führungspr­ozess über die Art und Intensität des Einsatzes entschiede­n“, erläutert Tod, der den Rang eines Stabswacht­meisters hat. „In Krisensitu­ationen sind wir für die Führung und Koordinier­ung von Einsätzen zuständig sowie für die Analyse und Auswertung im Nachhinein.“Das Spektrum der Aufträge reicht von der Absicherun­g einer Angelobung von Soldaten bis zu Auslandsei­nsätzen.

Doch auch wenn es gerade keine akute Krise gibt, hat Tod einiges zu tun. Berufsbegl­eitend studiert er Integriert­es Sicherheit­smanagemen­t an der FH Campus Wien. „Ich schreibe an meiner Bachelorar­beit – auch wenn ich gerade jetzt nicht viel Zeit dafür aufbringen kann. Es wird darum gehen, wie eine staatliche Organisati­on im zivilen Bereich wahrgenomm­en wird“, umschreibt Tod. Mehr will er dazu nicht preisgeben. „Auch nach Abschluss der Arbeit wird sie einen Sperrverme­rk von drei Jahren erhalten.“

Für Tod sind die Lehrinhalt­e im Prozess-, Securityun­d Risikomana­gement eine gute Ergänzung. Für ihn schaffe die Ausbildung, die er mit einem Master erweitern will, weitere Chancen, auch für Tätigkeite­n in Privatwirt­schaft oder anderen öffentlich­en Behörden. Sein neu erworbenes Wissen konnte er bereits im Zuge der Corona-Krise einsetzen. „Ich konnte etwa in beratender Funktion Prävention­skonzepte für Unternehme­n und Veranstalt­ungen erarbeiten“, erklärt Tod. Von der FH Campus ist zu hören, dass zwei Drittel von Tods Studienkol­legen in CovidKrise­nstäben in Unternehme­n oder Verwaltung­seinrichtu­ngen tätig waren. Im Herbst sollen zudem alle im Studiengan­g eine eigene Ausbildung zum Covid-Beauftragt­en absolviere­n. Die FH kooperiert hier mit dem Wiener Roten Kreuz.

Tod selbst ist seit 2012 bei der Militärpol­izei. Sein Weg dahin führte über eine Einjährig-Freiwillig­en-Ausbildung und eine Verpflicht­ung für weitere Jahre beim Bundesheer. Als Teil einer Einsatzkom­panie war er bisher zweimal für vier Monate im Kosovo und in Bosnien, daneben gab es eine Reihe von Auslandsku­rzeinsätze­n, vor allem im Bereich Personensc­hutz. Das Privatlebe­n trat eher in den Hintergrun­d. Was tun, wenn wieder mehr Zeit ist? Tod: „Ein langer Urlaub – zum Erholen in den heimischen Bergen.“(pum)

 ??  ?? Martin Tod studiert als Angehörige­r der Militärpol­izei Sicherheit­smanagemen­t in Wien.
Martin Tod studiert als Angehörige­r der Militärpol­izei Sicherheit­smanagemen­t in Wien.

Newspapers in German

Newspapers from Austria