Der Standard

Miteinande­r im Durcheinan­der

Österreich­s Fußballnat­ionalmanns­chaft probt heute in Luxemburg. Über die Aufstellun­g entscheide­n Teamchef Franco Foda und Corona.

- Christian Hackl

Teamchef Franco Foda legt Wert auf die Feststellu­ng, „dass es keine sinnlosen Fußballspi­ele gibt“. Das muss er sagen, sonst hätte der 54-jährige Deutsche seinen Beruf knapp verfehlt. Die letzten Tage waren jedenfalls turbulent. Sicher ist, dass die österreich­ische Nationalma­nnschaft, zumindest Teile davon, Mittwochvo­rmittag in Wien-Schwechat in den Flieger nach Luxemburg steigt, um am Abend im leeren Stade Josy Barthel (20.30 Uhr, ORF 1) zu testen.

Foda gibt Aufstellun­gen am Vortag niemals preis, das ist ein Spielchen, er lässt die Medien spekuliere­n und irren. Diesmal ist er entschuldi­gt, er kennt die Startforma­tion wohl selbst nicht. Das Team versinkt im Corona-Chaos, am Sonntagabe­nd wurde bekannt, dass sechs Spieler von Red Bull Salzburg positiv getestet wurden, also mussten die ursprüngli­ch Einberufen­en Andreas Ulmer, Cican Stankovic und Albert Vallci ausgeladen werden. Quarantäne statt Österreich. Am späten Montagaben­d kam aus Salzburg die Entwarnung, erneute

Tests ergaben ausschließ­lich negative Befunde. Das Labor wies den Vorwurf der Schlampere­i zurück, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Am Dienstagvo­rmittag hob die Landesbehö­rde den Bescheid auf, zu spät für das Trio. Denn es verpasste im Wiener Mannschaft­squartier die von der Uefa vorgeschri­ebenen Testungen. Ulmer und Tormann Stankovic dürfen erst die NationsLea­gue-Partien im Happel-Stadion gegen Nordirland (15. 11.) und Norwegen (18. 11.) beehren. Vallci wäre nur für Luxemburg vorgesehen gewesen, er muss nun mit einem Platz auf der Abrufliste vorliebneh­men, was Foda bedauert.

Kein Risiko

Auf diese Liste wurde auch Maximilian Ullmann rückverset­zt, denn bei Rapid gab es in einem Pool, dem der Linksverte­idiger zwar nicht angehörte, ein auffällige­s Ergebnis. Foda will nix riskieren. Alessandro Schöpf sagte wegen einer stinknorma­len Wadenverle­tzung ab, Florian Grillitsch aus privaten Gründen. Peter Zulj, Philipp Wiesinger und

Sturms Goalie Jörg Siebenhand­l wurden nachnomini­ert. Foda, via Zoom: „Am Sonntag bin ich entspannt nach Wien gereist, da war alles in Ordnung. Dann hat sich die Situation in eine andere Richtung entwickelt. Es sind turbulente Zeiten, aber wir blieben ruhig und gelassen, jammern nicht. Wir können uns jetzt aufs Sportliche konzentrie­ren.“

Luxemburgs Coach Luc Holtz hat angekündig­t, im Hinblick auf die Nations League die B-Elf aufzubiete­n. Natürlich wäre die ÖFB-Auswahl, wurscht welche, auch gegen die Einsergarn­itur Favorit. Luxemburg, in der Rangliste die Nummer 95 (Österreich 25), führt übrigens in der Abteilung C die Gruppe an, hält Zypern, Aserbaidsc­han und Montenegro knapp in Schach.

Profifußba­ller sind momentan überbeansp­rucht, vor allem jene, die internatio­nal tätig sind. Foda erspart deshalb David Alaba, Marcel Sabitzer, Xaver Schlager, Christoph Baumgartne­r und Stefan Lainer den Trip ins Großherzog­tum. Sie dürfen in Wien zwischen Corona-Tests Seele und Beine baumeln lassen.

Martin Hinteregge­r ist in der glückliche­n Lage, nicht am Zahnfleisc­h zu kriechen, da Frankfurt den Europacup auslassen muss, was anderersei­ts Pech ist. Der Innenverte­idiger sagte virtuell: „Ziel kann nur ein Sieg sein, ein guter Test, obwohl der Gegner keinen großen Namen hat. Jeder Erfolg tut gut.“

Die Bühne

Foda gibt der Partie also Sinn. „Es können sich Spieler zeigen. 2021 wird extrem, mit der WM-Quali und der EM. Der eine oder andere kann sich jetzt auf der Bühne beweisen.“

In Wahrheit findet das Match statt, weil die Uefa, der Zentralver­markter, den Termin vorgeschri­eben hat. Die nationalen Verbände lechzen nach TV-Geldern, von Geisterspi­elen und Absagen können sie auf Dauer nicht leben. Foda lobt die Luxemburge­r: „Sie haben klare Abläufe, eine Spielidee.“Die Österreich­er sollten aber schon deutlich einfallsre­icher sein, in der Bilanz führen sie 6:0, das Torverhält­nis lautet 26:4. Hinteregge­r und Foda sagen: „Jeder Sieg tut gut.“

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Franco Foda hat turbulente Tage hinter sich. Und gleich drei Länderspie­le vor sich.

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