Der Standard

Die Gräben werden tiefer

Die Regierung von Donald Trump arbeitet weiter, als hätte es keine Wahlnieder­lage gegeben, und der Amtsinhabe­r kündigt seinen Verteidigu­ngsministe­r. Währenddes­sen geht es bei den Demokraten um die Köpfe des künftigen Teams von Joe Biden.

- Bianca Blei

Es mehren sich die Zeichen, dass die Amtsüberga­be in Washington bis Jänner nicht so glatt laufen wird, wie das bei vergangene­n Präsidents­chaftswech­seln in den USA der Fall war. So berichtete die Washington Post am Dienstag (Ortszeit), dass das Weiße Haus offenbar weiterhin an einem Budget für das kommende Jahr arbeitet. Demnach sieht Amtsinhabe­r Donald Trump keine Veranlassu­ng, den Prozess auf Eis zu legen. Der Budgetvors­chlag des Weißen Hauses wird normalerwe­ise im Februar präsentier­t und gilt als erster großer Akt einer neuen Regierung – lässt sich anhand dessen doch die Richtung ablesen, in die die neue Administra­tion gehen will.

Weiterhin nicht anerkannt wird der Sieg Joe Bidens durch die Granden der Republikan­ischen Partei. Außenminis­ter Mike Pompeo sagte am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz, dass er mit einem „problemlos­en Übergang zu einer zweiten Trump-Regierung“rechne. Er lachte dabei etwas und ließ offen, ob er es ernst oder leicht ironisch meinte.

Gefeuerter Minister

Vizepräsid­ent Mike Pence versammelt­e indessen die republikan­ischen Senatoren und brachte sie in Sachen Klagen in umkämpften Bundesstaa­ten auf den neuesten Stand. Auf die ausgeblieb­ene Anerkennun­g von Bidens Wahlsieg ging er dabei fast nicht ein. Doch im Anschluss an das Treffen tweetete Pence: „Wir werden kämpfen, bis jede LEGALE Stimme für Präsident Trump gezählt wurde.“

Der Amtsinhabe­r selbst räumt noch einmal in den Ministerie­n auf und kündigte via Twitter Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper. Der hatte Trump widersproc­hen – vor allem als es um den Einsatz aktiver Truppen in US-Städten während der großen Proteste und auch Ausschreit­ungen im Zusammenha­ng mit Black Lives Matter ging. Außerdem hatte Esper mit dem Kongress zusammenge­arbeitet, um USMilitärb­asen umzubenenn­en, die noch immer nach konföderie­rten Generälen benannt sind. In dem Kündigungs­tweet nannte der Präsident auch gleich seinen eingesetzt­en Nachfolger für das Amt des Ministers: Christophe­r C. Miller, der bis jetzt das US-Antiterror­zentrum geleitet hat.

Über diese Personalen­tscheidung herrscht Verwunderu­ng, denn eigentlich übernimmt nach einer Entlassung der eingesetzt­e Vize das Amt des Ministers – und der heißt David Norquist. Und der aktive Militärdie­nst des Verteidigu­ngsministe­rs muss mindestens sieben Jahre zurücklieg­en. Miller ist aber erst im Jahr 2014 ausgeschie­den.

Mit dem neuen Verteidigu­ngsministe­r übernahmen mehrere Trump-Vertraute Posten im Pentagon – und sind von diesen auch durch einen neuen Präsidente­n Biden nur schwer absetzbar. Einer von ihnen ist Anthony Tata, der neue Staatssekr­etär für Strategie. Tata hat 2018 den ehemaligen Präsidente­n Barack Obama einen „Terrorführ­er“genannt.

Forderunge­n der Linken

Trotz der Widerständ­e und Hinderniss­e bei der Amtsüberga­be richten die Demokraten ihren Blick in die Zukunft. Und so versuchen unter anderem linke Gruppierun­gen, die sich während des Wahlkampfs geschlosse­n hinter Biden gestellt haben, Einfluss auf Personalen­tscheidung­en Bidens zu nehmen. Die New York Times erwartete für Mittwochab­end eine öffentlich­e Aufforderu­ng der beiden Organisati­onen Sunrise Movement – der junge Klimaaktiv­isten angehören – und Justice Democrats – eine Graswurzel­bewegung, die bereits der Abgeordnet­en Alexandria Ocasio-Cortez bei der Wahl geholfen hat.

„Der President-elect Biden muss den historisch­en Moment würdigen, indem er die Einigkeit der Partei bewahrt und progressiv­e Führungspe­rsönlichke­iten ernennt“, heißt es in einer Aussendung der Direktorin der Justice Democrats, Alexandra Rojas: „Diese sollen ihm zur progressiv­sten Demokraten-Regierung der vergangene­n Generation­en verhelfen.“Auf der Liste der Vorschläge für Ministeriu­msposten finden sich unter anderem Elizabeth Warren für die Leitung des Finanzmini­steriums oder Bernie Sanders als Arbeitsmin­ister. Beide hatten bereits Interesse bekundet. Ihre Bestellung ist angesichts der knappen Verhältnis­se im Senat aber unwahrsche­inlich. Außerdem fordern die Organisati­onen eine neue Abteilung im Weißen Haus für Klimamobil­isierung, die die Bemühungen der Regierung beim Klimaschut­z koordinier­t.

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Außenminis­ter Mike Pompeo spricht bei einer Pressekonf­erenz von einer zweiten Trump-Regierung, und Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper hat das Pentagon verlassen.
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