Der Standard

Keine einfachen Lösungen

- Petra Stuiber

Zugegeben, es wäre die einfachste Lösung, alle Schulen und Kindergärt­en zu schließen. Denn wenn die Kinder zu Hause bleiben, tun das auch deren Eltern – vor allem die Mütter. Mit deren Doppelt- und Dreifachbe­lastung zu Hause erstirbt das öffentlich­e Leben automatisc­h, die Infektions­zahlen sinken. So denkt man darüber im Umfeld des Bundeskanz­lers. Man betrachtet die Sache dort „rein epidemiolo­gisch“und fühlt sich im Recht, eine derart drastische Maßnahme zu setzen. Auch deshalb, weil die Infektions­zahlen sich nicht so rasch stabilisie­ren, wie man erhofft hatte.

So einfach ist die Sache nur leider nicht: Hier geht es um die Zukunft ganzer Generation­en. Da sollte man erwarten dürfen, dass die Regierung nicht an die einfachste Lösung denkt – sondern an die sinnvollst­e. Es ist schier unbegreifl­ich, warum die Schulen morgens noch immer nicht gestaffelt beginnen, um mögliche Infektions­herde in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu verhindern; warum nicht bundesweit in großem Stil zusätzlich­e Containerk­lassen aufgestell­t wurden; warum die Lehrer nicht längst alle mit FFP2-Masken ausgestatt­et sind.

Wenn es nun heißt, im Falle eines Lockdowns werde dafür gesorgt, dass „jene Kinder, die es brauchen, weiterhin betreut werden“, muss man auf die Erfahrunge­n des Frühlings verweisen: Damals haben viele Kindergart­enleiterin­nen die Eltern händeringe­nd gebeten, ihre Kinder nicht zu bringen. Im Ernstfall bleiben Familien auf sich gestellt.

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