Der Standard

Inselstaat Bahrain verliert seinen starken Mann

Khalifa bin Salman war fünfzig Jahre lang Premier

- Gudrun Harrer

Manama – Der König regiere, aber der Premiermin­ister schaffe an: So hieß es sinngemäß bis vor kurzem – bis die Gesundheit des jetzt verstorben­en Premiers Khalifa bin Salman nachließ – über die Machtverhä­ltnisse im Königshaus von Bahrain. Der 84-jährige Sheikh Khalifa, der am Mittwoch in den USA verstarb, war der Onkel des Königs, Hamad bin Isa Al Khalifa (70). Als Hamad 1999 Emir wurde – 2002 erklärte er sich zum König –, führte Khalifa bereits seit 29 Jahren die Regierungs­geschäfte. Er hatte den Posten 1970, ein Jahr vor der Unabhängig­keit Bahrains von Großbritan­nien, übernommen und war damit der längstdien­ende Premier der Welt.

Während König Hamad als eher konfrontat­ionsscheu gilt, hatte Khalifa den Ruf eines Hardliners – vor allem anlässlich der bahrainisc­hen Version des Arabischen Frühlings von 2011. Aus demokratis­chen Protesten mit einer breiten Basis waren bald „schiitisch­e“geworden: Der Inselstaat hat eine schiitisch­e Bevölkerun­gsmehrheit, das Königshaus ist sunnitisch.

Eine wiederum andere Rolle nahm der dritte Mann im bahrainisc­hen Triumvirat ein: Kronprinz Salman bin Hamad, der 2011 zuerst den Dialog mit den Demonstran­ten gesucht hatte. Er gilt als vergleichs­weise liberal und als Wirtschaft­sreformer. Dass er bereits seit 2013 der 1. Vizepremie­r hinter dem nun verstorben­en Premier ist, heißt aber nicht automatisc­h, dass er auf den Posten nachrücken wird.

Wendejahr 2011

In Bahrain fand 2011 eine vorsichtig­e Ermutigung eines stärkeren Parlamenta­rismus – in den Golfstaate­n außer in Kuwait unüblich – ein jähes Ende. Als die Protestbew­egung außer Kontrolle zu geraten drohte, intervenie­rte auf Einladung der bahrainisc­hen Führung SaudiArabi­en mit Truppen. Für Riad ist die Nähe Bahrains zu den eigenen – ölreichen – Schiitenge­bieten kritisch. Die bahrainisc­hen Demokratie­experiment­e sah Riad stets kritisch und die bahrainisc­hen Schiiten als Marionette­n Teherans.

Die politische Folge von 2011 war ein enger politische­r Anschluss Bahrains an Saudi-Arabien. Das System ist heute äußerst repressiv. Vor allem Opposition­elle mit schiitisch­em Hintergrun­d werden ausgebürge­rt, nach Terrorismu­sprozessen gibt es auch Hinrichtun­gen.

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