Triage ist für Bewohner von Pflegeheimen nicht geregelt
Unklar, was passiert, wenn die Spitäler voll sind
Steigen die Corona-Zahlen im Land, steigen sie auch in Heimen. Gleichzeitig rückt immer näher, wovor Politik und Medizin am meisten graut: die Triage, also das Aussortieren von Patienten im Krankenhaus nach Dringlichkeit. Infektiologe Günter Weiss sieht bei gleichbleibend hohen Zahlen die konkrete Gefahr einer Triage schon in ein bis zwei Wochen.
Dass aus Alters- und Pflegeheimen immer wieder Personen in Spitäler kommen, ist nicht erst seit der Pandemie klar, doch nun steigt die Brisanz. Momentan sind österreichweit über knapp 200 Bewohner von Altersheimen mit Corona-Infektion im Spital, aktuell infiziert sind fast 2000.
Eine Situation, die Heimbetreiber langsam nervös macht. Klare Vorgaben, wie mit positiv getesteten Heimbewohnern umgegangen werden soll, wenn die Akutkapazitäten in Spitälern knapp bzw. erschöpft sind, gibt es nicht.
Nach dem Triage-Konzept der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin soll zwar nicht nur nach Alter ausgesucht werden, aber PflegeheimBewohner dürften auch in den anderen Kategorien nicht gut genug abschneiden, um ein Intensivbett zu bekommen – sofern sie eines wollen würden.
In der aktuellen Verordnung gibt es zwar Regeln dazu, dass Heime Hygiene- und Quarantänekonzepte vorlegen müssen, nicht aber, was etwa die Kommunikation mit Spitälern im Krisenfall angeht. Das Gesundheitsministerium spielt diesen Ball an Länder und an die Krankenhäuser. Man habe mit den Ländern vereinbart, dass bei Engpässen Patienten zwischen den Krankenhäusern oder sogar Bundesländern verlegt werden sollten.
Auch in Wien arbeitet man an einer Lösung. Eine Sprecherin des Fonds Soziales Wien (FSW) sagt, man versuche, Pfleger und Ärzte so zu vernetzen, „dass wir möglichst viel Pflegebedarf direkt in der Einrichtung abdecken, sodass ein Spitalsaufenthalt nicht nötig wird“. Man schiebt also den Punkt, an dem Akutversorgung nötig ist, möglichst weit nach hinten. Das geht jedoch nicht unendlich lang: Wenn ein Spitalsaufenthalt, etwa wegen einer Corona-Infektion, unvermeidlich ist, „dann muss derjenige in ein Spital“, heißt es vom FSW. (lhag, elas)