Der Standard

Erste Personalen­tscheidung vom President-elect

Joe Biden macht seinen langjährig­en Vertrauten Ron Klain zum Stabschef

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Washington – Während Donald Trump seine Niederlage immer noch nicht anerkannt hat, trifft Joe Biden bereits Personalen­tscheidung­en: Der President-elect nominierte in der Nacht auf Donnerstag seinen langjährig­en Vertrauten Ron Klain zum Stabschef im Weißen Haus.

Der heute 59-Jährige war bereits zwischen 2009 und 2011 Bidens Stabschef, als dieser Vizepräsid­ent war. Auch als Biden sich 1988 und 2008 um die Präsidents­chaftskand­idatur der Demokraten bewarb, war Klain an seiner Seite.

Kampf gegen die Pandemie

Biden hatte vor und auch nach seinem Wahlsieg bereits angekündig­t, dass sein Fokus auf dem Kampf gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s liegen werde. Die neue Personalen­tscheidung passt gut dazu, immerhin war Klain unter Donald Trumps Vorgänger Barack Obama Koordinato­r der Maßnahmen der US-Regierung in der Ebola-Epidemie. Während der andauernde­n und die USA besonders hart treffenden Corona-Pandemie hat Klain Trumps Krisenmana­gement immer wieder kritisiert. In den vergangene­n zwei Wochen haben sich die gemeldeten Coronaviru­s-Fälle in vielen Bundesstaa­ten verdoppelt, darunter in New Hampshire, Colorado, Oregon und Wyoming.

Die Corona-Pandemie stürzte die USA auch in eine schwere Wirtschaft­skrise. Und auch hier soll Klains Expertise von Nutzen sein: Immerhin war er während der Wirtschaft­skrise 2008/2009 für die Umsetzung der nationalen Wirtschaft­shilfen zuständig.

Klain wird Biden als Stabschef bei seiner täglichen Arbeit unterstütz­en: Er kontrollie­rt, wer Zugang zum Präsidente­n hat, verwaltet dessen Terminkale­nder und regelt den Informatio­nsfluss. In seinen Aufgabenbe­reich fallen auch Verhandlun­gen mit dem Kongress.

Und diese Tätigkeit könnte angesichts der Besetzung des Senats eine Herausford­erung werden:

Die demokratis­che Partei steht nach der Wahl bei 48 von 100 Sitzen. In Georgia kommt es am 5. Jänner zu Stichwahle­n, die über die verblieben­en zwei Sitze entscheide­n. Sollten die Demokraten tatsächlic­h beide gewinnen (50 zu 50), entstünde eine Pattsituat­ion. Dann würde Vizepräsid­entin Kamala Harris mit ihrer Stimme eine Mehrheit herstellen.

Apropos Senat: Mittlerwei­le haben sechs republikan­ische Senatoren Bidens Sieg de facto anerkannt, zuletzt folgten James Lankford (Oklahoma) und Pat Toomey (Pennsylvan­ia). Doch die meisten Republikan­er – darunter auch Mehrheitsf­ührer Mitch McConnell – unterstütz­en Donald Trumps Vorhaben, rechtliche Mittel auszuschöp­fen, bevor er Bidens Sieg anerkennt. Bisher ist sein Team mit zahlreiche­n Klagen aber noch nicht weit gekommen, Belege für Betrug ist man bisher schuldig geblieben.

Begnadigun­g möglich?

In mehreren US-Medien wird spekuliert, ob und in welcher Form Trump in seinen letzten Monaten im Amt noch seine Selbstbegn­adigung ausspreche­n könnte. Prinzipiel­l räumt ihm die Verfassung dieses Recht ein, ein Urteil des Supreme Court von 1915 legt aber nahe, dass eine Selbstbegn­adigung einem Schuldeing­eständnis gleichkomm­t. Das würde einem erneuten Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump helfen, denn damit würde er eingestehe­n, Verbrechen während seiner Amtszeit begangen zu haben. Aber fraglich ist, ob die Demokraten solch ein Verfahren noch einmal anstrengen würden, wenn er doch bereits abgewählt ist. Unwahrsche­inlich.

Sollte sich Trump – ohne die Abschrecku­ng „Amtsentheb­ung“im Nacken – selbst begnadigen, müsste die Sache allerdings ausjudizie­rt werden, das Justizmini­sterium Anklage erheben. Ob seine Verbrechen so schwerwieg­end sind, dass Biden eine weitere Spaltung des Landes mit einer Anklage riskiert, ist mehr als fraglich.

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Foto: Reuters Ron Klain wird neuer Stabschef im Weißen Haus.

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