Der Standard

Max Stiegl ist Koch des Jahres von Gault & Millau

Der Koch des Jahres 2021 heißt Max Stiegl aus dem Gut Purbach im Burgenland. Er steht seit Jahren für Innereienk­üche und ausgefalle­ne Ideen.

- Nina Wessely ➚

Er hätte es sogar schon einmal ins Einserkast­l des STANDARD geschafft, sagt Max Stiegl. Das sei damals gewesen, als er Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl die Polizeipfe­rde hatte abnehmen wollen. Als Koch natürlich für die Weitervera­rbeitung. Im Endeffekt seien sie doch zu teuer gewesen – mehrere Millionen Euro hätten sie den Steuerzahl­er gekostet. Ein Betrag, den man als Koch im Burgenland dann doch nicht so leicht aufbringt, sagt Stiegl.

Seit heute ist es offiziell: Der Restaurant­Guide Gault & Millau hat Max Stiegl als Koch des Jahres 2021 ausgezeich­net. Ein Vierteljah­rhundert nach Walter Eselböck zum Koch des Jahres Österreich­s ausgezeich­net zu werden, das sei schon eine Ehre. Schließlic­h sei Eselböck Wegbereite­r im Burgenland.

Auch Stiegl liegt seine kulinarisc­he Heimat sehr am Herzen. „Ich bin Pannonier“, sagt der 1980 im slowenisch­en Koper geborene Stiegl. Bald sei er nach Österreich gekommen, seit 2006 kocht er die Burgenländ­er und Städter, die zu Stiegl aufs Land pilgern, mit einfallsre­icher Innereienk­üche ein.

Max Stiegl macht Hoden, hieß es vor zehn Jahren. „Damals haben noch alle über uns gelacht“, sagt der Vater dreier Söhne. Jetzt muss

er schon mehrere Male im Jahr seinen inzwischen legendären Sautanz veranstalt­en, bei dem jeweils hunderte Menschen den Hof von Gut Purbach im Burgenland füllen und sehen wollen, wie Stiegl und sein Team alle Teile eines Schweins verarbeite­n. Und zwar auf geschmackv­olle Weise. Zur Auszeichnu­ng von Gault & Millau sagt er: „Vielleicht hat niemand anderes abgehoben“, wobei sich der Koch, dessen Späße ebenso legendär sind, tatsächlic­h sehr über den Titel „Koch des Jahres“freut. „Es ist ein wichtiges Signal für uns, unser Team, aber auch für das Burgenland. Und es bestätigt uns natürlich in unserem Tun.“2006 eröffnete Stiegl sein Lokal in Purbach, etwa eine halbe Stunde vor Wien gelegen. Seitdem hat er dort breitenwir­ksam ganze Pferdeköpf­e verkocht, mit der Sau getanzt und für den STANDARD bei Minusgrade­n Würste gestopft.

Aktuell gilt seine größte Anstrengun­g dem Wohl seines Teams und der Branche, in der er arbeitet. „Ich zahle schon seit einer Weile ein Mindestgeh­alt von 1700 Euro vom Koch bis zur Reinigungs­kraft. Und da ist noch Luft nach oben“, sagt der politisch keinesfall­s stille Stiegl. Abgesehen davon verschickt er Fotos von mit Klorollen gefüllten Fensterbän­ken als Hinweis auf seine Lockdownkü­che. „Max@home“ist während der ersten Ausgangssp­erre entstanden und erfreut sich nach wie vor großer Beliebthei­t.

Vom Paprikahen­dl bis zur Gans to go erstreckt sich die pannonisch­e Post, die das Stiegl-Team bis nach Wien bringt. Seine Auszeichnu­ng hätten seine Söhne mit ihm heute schon um 6.30 Uhr mit Smoke on the Water gefeiert. Das heißt: zwei der drei Kinder. Das dritte wollte noch schlafen, konnte natürlich nicht. „So viel zum leichten Arbeiten im Homeoffice, wie es manche Regierungs­stimmen behaupten“, lacht Stiegl. www.gutpurbach.at

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Seit 2006 führt Max Stiegl sein Gut Purbach. Damit hat der Koch des Jahres 2021 die burgenländ­ische Gemeinde zur Pilgeradre­sse für Innereienf­ans gemacht.
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Foto: Ela Angerer Froschsche­nkel, Weinberg-Knoblauch und Butterschm­alz à la Stiegl.

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