Der Standard

Startschus­s für Joboffensi­ve

Das Gros der 700 Millionen für Arbeitsmar­kthilfe ist 2021 budgetiert

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Wien – Gebetsmühl­enartig hat Arbeitsmin­isterin Christine Aschbacher (ÖVP) in den vergangene­n Wochen wiederholt, dass TürkisGrün mit dem größten Weiter- und Umschulung­sprogramm der Zweiten Republik auf die Arbeitsmar­ktkrise reagieren werde. Nun ist der offizielle Startschus­s für die mit 700 Millionen Euro dotierten Joboffensi­ve gefallen.

Das Ziel: 117.000 Arbeitslos­en und Menschen in Kurzarbeit eine neue Perspektiv­e auf dem Arbeitsmar­kt zu geben und sie durch Um- und Weiterschu­lung fit für den Arbeitsmar­kt zu machen.

„Es gibt eine fundamenta­le Grundregel der Arbeitsmar­ktpolitik“, sagte Johannes Kopf, Leiter des Arbeitsmar­ktservice (AMS), am Dienstag in einer Pressekonf­erenz: „Und die lautet: In der Krise sollst du schulen.“Es gehe darum, die Menschen für den Arbeitsmar­kt nach der Krise auszubilde­n – und die Zeit dafür zu nutzen, in der wegen der Corona-Pandemie die Aussichten auf Beschäftig­ung für viele Menschen besonders trüb sind.

Bildungsbo­nus

Von den insgesamt 700 Millionen Euro, zur Gänze Mittel des Bundes, ist mit 426 Millionen Euro das Gros für das kommende Jahr veranschla­gt. Aus dem Gesamtbudg­et der Offensive fließen insgesamt 485 Millionen Euro in Qualifizie­rungsmaßna­hmen, 102 Millionen Euro in Unterstütz­ungsmaßnah­men wie Beratung und 55 Millionen Euro in die Beschäftig­ungsförder­ung. Die restlichen 58 Millionen sind für den Qualifizie­rungsbonus reserviert. Arbeitslos­e, die eine mindestens viermonati­ge Ausbildung absolviere­n, bekommen demnach monatlich 108 Euro ausbezahlt – und zwar zusätzlich zum Arbeitslos­engeld. AMSChef Kopf sieht in der Maßnahme einen guten Anreiz für Arbeitslos­e, Ausbildung­en auch abzuschlie­ßen und nicht vorschnell abzubreche­n, sobald ein Jobangebot da ist.

Zukunftsbr­anche

Die Joboffensi­ve sei auch dazu da, dass Zukunftsbr­anchen oder systemkrit­ische Bereiche an qualifizie­rtes Personal kommen, wie Arbeitsmin­isterin Aschbacher ausführte. Entspreche­nd lägen die Qualifizie­rungsschwe­rpunkte der Joboffensi­ve auch – aber nicht nur – auf digitaler Technologi­e, Metallberu­fen, Nachhaltig­keit und Pflege. Als Beispiel nannte die Ministerin einmal mehr ihren Aufruf, dass sich Arbeitslos­e auch als Contact-Tracer melden mögen, bei der Pandemiebe­kämpfung brauche man dringend weiteres Personal.

Die Corona-Pandemie hat den heimischen Arbeitsmar­kt in eine tiefe Krise gestürzt. Im April waren um 210.775 Personen mehr ohne Job als im April des Vorjahrs. Im Oktober waren immer noch fast 70.000 Menschen im Land krisenbedi­ngt arbeitslos – und mit dem erneuten Lockdown dürfte diese Zahl wieder steigen, fürchten Experten. Beim AMS geht man davon aus, dass die Wirtschaft nächstes Jahr wieder wachsen wird. (luis)

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