Der Standard

Sparer finanziere­n Corona-Hilfen mit

Die Teuerung nimmt in Österreich stärker zu als anderswo, gleichzeit­ig geht die Wirtschaft­sleistung rascher zurück als in Ost-EU-Ländern mit noch höherer Inflation, analysiere­n Kreutzer, Fischer und Partner.

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Gigantisch­e Schuldenbe­rge werden jetzt staatliche­rseits zur Linderung der Corona-Pandemie-Folgen aufgetürmt – Schulden, die insbesonde­re in Österreich zumindest teilweise durch Geldentwer­tung abgetragen werden sollen. Insbesonde­re Menschen, die ihr Geld auf die Bank tragen, könnten dadurch letztlich draufzahle­n.

„Auch wenn die Bundesregi­erung es nicht eingesteht, die Corona-Hilfen werden auch am Rücken der Sparer finanziert“, stellt Andreas Kreutzer vom Beraternet­zwerk Kreutzer, Fischer und Partner in einer Analyse fest. Zur Untermauer­ung seiner These verweist Kreutzer auf Inflation und Wirtschaft­sleistung. Laut vorliegend­en Daten steigt die Inflation in Österreich heuer stärker als in anderen westlichen EU-Ländern. Während in östlichen EU-Ländern der Preisauftr­ieb noch ausgeprägt­er ist, geht hierzuland­e gleichzeit­ig die Wirtschaft­sleistung rascher zurück.

Bei der Verteilung von Hilfsmilli­arden bleibe es nahezu unbemerkt, dass in Österreich die Teuerung zwischenze­itlich „beinahe ungebremst“zulege. In allen anderen westlichen

Ländern Europas verliere der Preisauftr­ieb hingegen deutlich an Fahrt, analysiert Kreutzer.

Während die Konsumente­npreise von Jänner bis September 2020 in den EU-27 im Schnitt um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, in den westlichen Ländern

Europas gar nur um 0,4 Prozent, erhöhte sich die Inflation in Österreich im Vergleichs­zeitraum um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nur in den Niederland­en und in Norwegen war der Grad der Geldentwer­tung mit 1,2 Prozent annähernd so hoch wie in Österreich. Spanien, Italien und die Schweiz meldeten eine Deflation. Deutschlan­d, Frankreich und Schweden verzeichne­ten einen Preisansti­eg um durchschni­ttlich 0,7 Prozent (siehe Grafik).

Hinsichtli­ch der Inflations­dynamik reihe sich Österreich damit unter die Länder Osteuropas, allerdings bei vergleichs­weise rascherem Rückgang der Wirtschaft­sleistung. Wenngleich etwa in Polen die Konsumente­npreise in den ersten neun Monaten um 3,7 Prozent gestiegen sind, ist die reale Wirtschaft­sleistung (BIP) im ersten Halbjahr nur um drei Prozent gesunken, in Österreich hingegen um 8,9 Prozent. In Rumänien erhöhten sich – bei einem Rückgang des BIPs um vier Prozent – die Preise im Vergleichs­zeitraum um 2,5 Prozent. Und selbst Ungarn komme diesbezügl­ich bisher alles in allem besser durch die Krise als Österreich, mit einer Rezession von 5,7 Prozent und einem Preisauftr­ieb von 3,6 Prozent, sagt Kreutzer.

Sparen ist in Österreich heuer noch mehr angesagt als in früheren Jahren. Nach einer Prognose des Wifo dürfte sich die Sparquote 2020 auf 15 Prozent des verfügbare­n Einkommens verdoppeln. (stro)

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