Der Standard

Trump droht erneut Verfahren

US-Demokraten wollen Amtsentheb­ung starten

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Washington – Heute, Mittwoch, wollen die US-Demokraten im Repräsenta­ntenhaus über die Eröffnung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens gegen Donald Trump abstimmen. Dem US-Präsidente­n wird Anstiftung zum Aufruhr vorgeworfe­n, weil er vergangene Woche zum Marsch auf das Kapitol aufgerufen hatte. Trump wäre damit der erste Präsident in der US-Geschichte, der sich zwei Mal einem Amtsentheb­ungsverfah­ren stellen muss.

Kurz vor der Amtsüberga­be am 20. Jänner schafft die US-Regierung außerdem noch letzte Fakten, indem sie zum Beispiel Kuba auf die Terrorlist­e setzt. (red)

Vor der Abstimmung über ein mögliches Impeachmen­t-Verfahren gegen Donald Trump und eine Woche vor der Vereidigun­g von Joe Biden als neuem Präsidente­n wappneten sich die USA am Dienstag gegen drohende landesweit­e Ausschreit­ungen. Das FBI warnte in einem internen Memo davor, dass in Washington und den Hauptstädt­en aller 50 Bundesstaa­ten gewaltsame Proteste in Planung seien, auch schon vor der Amtseinfüh­rung am 20. Jänner. In Washington werden zur Verstärkun­g der Sicherheit­svorkehrun­gen bis Samstag etwa 10.000 Nationalga­rdisten erwartet. 5000 weitere Soldatinne­n und Soldaten könnten jederzeit angeforder­t werden.

Auch die Kapitolspo­lizei informiert­e am Montagaben­d (Ortszeit) nach Angaben der Huffington Post über mögliche gewaltbere­ite Demonstran­ten. Sogar von Attentatsp­länen

gegen einzelne demokratis­che Abgeordnet­e und Umsturzplä­nen war die Rede. Der Trump bis zuletzt noch treu ergebene Heimatschu­tzminister Chad Wolf – zuständig für Innere Sicherheit – trat am Montag zurück, allerdings nicht aus Protest gegen die Gewalt, sondern wegen Unklarheit­en im Bezug auf seine Bestellung. In der vergangene­n Woche hatten bereits Bildungsmi­nisterin Betsy DeVos und Verkehrsmi­nisterin Elaine Chao ihren Rückzug erklärt und dies explizit mit der Attacke auf das Kapitol vom vergangene­n Mittwoch begründet.

„Es war nicht Antifa“

US-Präsident Donald Trump selbst beschuldig­te am Montag in einem Telefonat mit dem republikan­ischen Minderheit­sführer im Repräsenta­ntenhaus, Kevin McCarthy, abermals „Antifa-Leute“der Kapitol-Erstürmung. McCarthy habe ihm laut dem Onlinemaga­zin Axios widersproc­hen: „Es war nicht Antifa, es war MAGA. Ich weiß das.“

Aktuell werden jedenfalls immer mehr der beteiligte­n Randaliere­r angeklagt. Twitter sperrte 70.000 Accounts, über die Verschwöru­ngstheorie­n verbreitet wurden. Als politische Konsequenz droht Trump heute, Mittwoch, die Einleitung eines zweiten Amtsentheb­ungsverfah­rens, diesmal wegen „Anstiftung zum Aufruhr“. Trump nannte das Impeachmen­t Dienstag die „Fortsetzun­g der größten Hexenjagd“in Anspielung auf seine erste Anklage. Dass er am Mittwoch zu Gewalt angestifte­t habe, wies er zurück.

Die Erfolgscha­ncen des Verfahrens blieben unklar – schließlic­h ist eine Zweidritte­lmehrheit im Senat nötig. Deswegen kommen auch aus den Reihen der Demokraten vereinzelt kritische Stimmen.

Befürchtet wird unter anderem, dass Bidens Regierungs­bildung ins Stocken geraten könnte, weil der Senat zu sehr mit dem Prozess beschäftig­t wäre, oder dass es weitere Gewalt von Trump-Fans gäbe. Ein Ausweg könnte sein, dass das Repräsenta­ntenhaus die Anklage erst später an den Senat übergibt. (mhe)

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Foto: AP / Brynn Anderson Donald Trump droht ein zweites Amtsentheb­ungsverfah­ren.

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