Der Standard

Späte Prinzessin für den Kaiser

Lilian Jane Gartner klopft als Prinzessin das Leben am kaiserlich­en Hofe künftig auf Themen wie Gendergere­chtigkeit ab. Nach 14 Jahren „Wir sind Kaiser“heißt es ab heute, Mittwoch, um 22 Uhr in ORF 1 „Wir sind Kaiser*in“.

- Oliver Mark

Obwohl Wir sind Kaiser*in politische­r und aktueller werden soll als der Vorgänger Wir sind Kaiser, werden auch dieses Mal Politiker als Gäste eher die Ausnahme und nicht die Regel sein, befürchtet Rudi Roubinek: „Das wäre zwar unser Wunsch, war aber bereits bei Wir sind Kaiser das größte Problem: Politiker dazu zu bringen, zu uns in die Sendung zu kommen.“Zu groß ist wohl die Befürchtun­g, aufs Glatteis geführt zu werden: „Es gelingt ja selbst den Informatio­nsmedien nicht immer, sie ins Studio zu bekommen. Sie haben dann halt keine Zeit.“Politiker liebten kalkulierb­are Situatione­n: „Am liebsten ist ihnen sowieso eine Pressekonf­erenz. Dann können sie einen Vortrag halten, und danach gehen sie.“Interviews seien „energetisc­h schon wesentlich aufwendige­r“.

Frischer Wind am Hofe

Alles beim Alten also, wenn Robert Palfrader und Rudi Roubinek ab heute, Mittwoch, um 22 Uhr in ORF 1 für vorerst acht Folgen wieder in die Rolle von Kaiser Robert Heinrich I. und Obersthofm­eister Seyffenste­in schlüpfen? Mitnichten, denn der Kaiser hat plötzlich eine Tochter. Ein Vaterschaf­tstest macht die Vermehrung amtlich. Prinzessin Leopoldine (Lilian Jane Gartner) zieht in den Hof ein, und seine Majestät sieht sich mit Themen wie Gendergere­chtigkeit im Hofopernba­llett und veganer Ernährung konfrontie­rt.

Das ist der inhaltlich­e Rahmen von Wir sind Kaiser*in, den Palfrader und Roubinek entwickelt und für den Gartner die Rolle der Prinzessin geformt habe, erzählt das Trio dem STANDARD. Nach 14 Jahren Wir sind Kaiser stehen in der Fortsetzun­g aber nicht öffentlich­e Audienzen im Mittelpunk­t, sondern das Leben am Hofe und Gespräche mit Experten. In der Auftaktfol­ge schaut Molekularb­iologe und Science Buster Martin Moder vorbei.

Der Sendungsti­tel Wir sind Kaiser*in war der Vorschlag Gartners, die zuletzt in der ORF-Comedy Wischen ist Macht zu sehen war. Gendergere­chte Sprache sei für die 26-Jährige eine Selbstvers­tändlichke­it, da sie Bewusstsei­n forme.

Charakter entwickelt

Gartner als Prinzessin ins Team zu holen sei der Wunsch Palfraders und Roubineks gewesen: „Ich kannte sie von diversen Dreharbeit­en. Sie ist mir als schlagfert­ige, witzige, junge Frau aufgefalle­n“, sagt Palfrader und lobt ihr schauspiel­erisches Talent. Die Figur habe Gartner selbst entwickelt: „Es wäre vollkommen vertrottel­t, wenn man eine junge Frau einbringen möchte, und dann sitzen da zwei alte Männer und sagen ihr, was sie zu tun hat.“

Wir sind Kaiser*in solle nicht das Vakuum füllen, das das drohende Aus von Peter Kliens Gute Nacht Österreich hinterlass­en könnte, sagt Roubinek: „Nein, wir bleiben in unserer Zauberwelt.“Von einem Vergleich mit Gute Nacht Österreich möchte Palfrader nichts wissen: „Wir sind eine Unterhaltu­ngs- und keine investigat­ive Satiresend­ung.“Der Schauspiel­er fände es schade, sollte Peter Kliens Format vom Bildschirm verschwind­en: „Ein öffentlich-rechtliche­r Sender sollte eine Satiresend­ung haben, die sich mit tagespolit­ischen Themen auseinande­rsetzt.“

Wir Staatsküns­tler mit Palfrader, Florian Scheuba und Thomas Maurer sei ja auch 2017 vom ORF abgesetzt worden: „Wir sind halt auf die Bühne gegangen und machen das im Rabenhof-Theater. Es muss ja nicht immer Fernsehen sein.“

Wann es für die Kabarettis­ten auf der Bühne weitergeht, steht noch in den Sternen. Die Corona-Zeit ist für Roubinek jedenfalls ein Auf und Ab: „Als Kabarettis­t braucht man das Wirtshaus wie einen Bissen Brot. Da bekommt man die Themen her, setzt sich mit einem Krügel Bier hin und hört den Leuten zu.“An der Politik lässt er kein gutes Haar: „Man hat immer das Gefühl, dass die Politiker in erster Linie schauen, was es ihnen persönlich bringt. Und nicht, was es den Leuten bringt.“

Impfung als Hoffnung

Auch Palfrader hat schon schwer zu kauen: „Letzte Woche habe ich gemerkt, dass ich nicht so resilient bin, wie ich es mir eingebilde­t habe. Mir geht es wahnsinnig ab, Leute zu umarmen, mit ihnen auf ein Bier zu gehen, auf der Bühne zu stehen.“Er hofft auf die Corona-Impfung: „Wenn ich mich impfen lassen könnte, hätte ich es schon längst gemacht. Vielleicht hätte ich eine Spritze genommen, wäre herumgeran­nt und hätte alle anderen auch geimpft. Damit es schneller geht.“

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 ??  ?? Lilian Jane Gartner bringt als Prinzessin Leben in die Bude des Kaisers und seines Hofmeister­s.
Lilian Jane Gartner bringt als Prinzessin Leben in die Bude des Kaisers und seines Hofmeister­s.

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