Wie die Länder impfen wollen
Die ersten Bundesländer wollen Ende der Woche ihre Heimbewohner und die dortigen Mitarbeiter geimpft haben. Danach sind Personen über 80, die zu Hause leben, an der Reihe. Wie und wann diese Menschen zur Impfung kommen, hängt von den Ländern ab.
Um sieben Uhr morgens hat am Dienstag ein begehrtes Gut Österreich erreicht. Rund eine Woche nachdem in Europa der zweite Corona-Impfstoff zugelassen worden war, sind die ersten 7200 Dosen des USKonzerns Moderna geliefert worden. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kommen bis Ende Jänner weitere 10.000 Vakzine. Im ersten Quartal stehen von Moderna insgesamt 200.000 Dosen zur Verfügung. Bei zwei Stichen pro Impfwilligen können somit 100.000 Menschen mit Moderna geimpft werden – inklusive der Impfdosen, die von Biontech/Pfizer kommen, können somit im ersten Jahresviertel mehr als 500.000 Menschen geimpft werden.
Die Auffassungen darüber, wie die Impfaktion gegen das Coronavirus hierzulande läuft, gehen jedoch stark auseinander. Vom Fehlen einer klaren Strategie nach dem „schleppenden, verkorksten, verpatzten Start“sprach etwa Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Erfreut über die beschleunigte Impfstrategie gab sich hingegen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Laut Kurz soll der Großteil der Alten- und Pflegeheime binnen zwei Wochen gegen Corona durchgeimpft sein. Tritt diese Prognose ein, wäre das Ziel für die Heime um einiges früher erreicht als bisher erwartet.
Heime prioritär
In Kärnten soll dieser Umstand sogar schon Ende dieser Woche eingetreten sein. Bis 14. Jänner sollen alle impfwilligen Bewohner ihre erste Dosis erhalten. „Die Impfrate bei rund 6000 Bewohnern und 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beträgt nach derzeitigem Stand 54 Prozent“, sagt Landessprecher Gerd Kurath. Auch Niederösterreich könnte demnächst die Heime durchgeimpft haben. Ende der Woche sollen dort 18.500 Impfdosen verabreicht worden sein, sagte Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Salzburgs Landeschef Wilfried Hauslauer (ÖVP) ist zuversichtlich, dass die ersten Impfungen in den Heimen nächste Woche abgeschlossen sind.
Länger wird die Impfung in den Wiener Heimen dauern. Erst Anfang Februar will man allen Bewohnern und Mitarbeitern in Wohnheimen die erste Dosis verabreicht haben. Dosis zwei wird bis Ende Februar geimpft.
Der Impfstart in den Heimen basiert auf den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums.
Demnach stehen Heimbewohner und das dortige Personal sowie besonders exponiertes medizinisches Personal ganz oben bei der Priorisierung. Erst danach sollte die Gruppe der über 80-Jährigen, die noch daheim leben, folgen.
Sollte. Denn dieser Umstand sowie die Tatsache, dass ein großer Teil des bereits verfügbaren Impfstoffes zu Beginn der Impfaktion nicht gleich verabreicht wurde, hatten zu massiver Kritik geführt. Die Generation 80 plus wurde daher vom Bund vorgezogen.
Bereits diese Woche werden daher auch die ersten Personen geimpft, die älter als 80 Jahre sind, jedoch nicht in einem Pflegeheim leben. Doch mangels zentraler Anlaufstellen und wegen der sensiblen Impfstoffe gestaltet sich die Verabreichung bei diesen Personen etwas komplizierter. Sie erfolgt in den meisten Ländern dezentral. Den Anfang macht Kärnten, wo vorerst 3900 Impfdosen für die ältere Bevölkerung zur Verfügung stehen.
In Oberösterreich wird die Gruppe 80 plus ab kommender Woche geimpft. Der Impfstoff wird auf die Bezirke verteilt, je nachdem wie viele über 80-Jährige dort wohnen. Die Bezirksverwaltungsbehörden entscheiden dann, wo genau im Bezirk geimpft wird. Das soll am Donnerstag kommuniziert werden, sagt die Landesimpfkoordinatorin Christina Pilsl. Bis Ende Jänner soll so ein Drittel aller Oberösterreicher, die älter als 80 sind, einen Schutz erhalten. Mehr sei laut Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) nicht möglich, weil zu wenige Impfdosen vorhanden seien.
Ab Februar startet auch in Salzburg die Impfung der rund 30.000 über 80-Jährigen sowie des Gesundheitspersonals im stationären und niedergelassenen Bereich. Hier setzt man auf die niedergelassenen Ärzte. Diese seien die „tragende Säule“der Aktion, sagte Haslauer. Ab 1. Februar können sich die über 80-jährigen online oder bei 1450 für die Impfung anmelden, der Hausarzt meldet sich dann.
Ganz anders geht Wien vor: Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) kündigten am Dienstag sieben Impfstraßen – analog zu jenen bei der Gratisgrippeimpfung im Herbst – an. Spätestens ab Mitte Februar sollen dort ältere Menschen ub̈ er 80 Jahre, die zu Hause leben, eine Dosis erhalten. Warum Wien die über 80-Jährigen erst im Februar impft? „Wir impfen nach den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums. Wenn andere es anders machen, müssen nicht wir uns rechtfertigen“, betonte Hacker.
Wien probt Massenimpfung
Eine erste große Impfaktion findet in Wien schon dieses Wochenende statt. Ärzte im niedergelassenen Bereich, deren Ordinationsmitarbeiter, Beschäftigte in der mobilen Pflege, Berufssanitäter in den Rettungsdiensten sowie Hebammen werden vom 15. bis 18. Jänner 2021 in der Messe Wien ihre Erstimpfung erhalten. In einer Halle werden 14 Impfstraßen aufgebaut, 11.000 Personen sollen in diesen Tagen ihre Impfung erhalten. Die Anmeldung erfolgt über die jeweiligen Organisationen. „Wir wollen sehen, wie viele Menschen wir in einer kurzen Zeit impfen können, wenn der Impfstoff zur Verfügung steht“, sagte Hacker.
Kritik kommt aus dem Burgenland. „Der Bund liefert zu wenig Impfstoff“, sagt die Sprecherin von Landeschef Hans Peter Doskozil (SPÖ). Darum könne man im Jänner die über 80-Jährigen noch nicht durchimpfen. „Der Kanzler weckt da Erwartungen, die nicht erfüllt werden könnten. So verspielt man das Vertrauen.“
Die Apothekerkammer warnte indes vor dem Erwerb vermeintlicher Corona-Impfstoffe über das Internet. „Bei derartigen Angeboten kann es sich ganz klar nur um Fälschungen handeln“, hieß es in einer Aussendung.