Der Standard

Tests aus Wien und Tirol weisen auf Mutation hin

- Steffen Arora, David Krutzler

Nach einer Häufung von Corona-Fällen in einem Seniorenhe­im in Wien sowie 17 Infektione­n bei einer Gruppe britischer Skilehrera­nwärter wird nun geprüft, ob es sich dabei um die ansteckend­e britische Virusmutat­ion B.1.1.7 handelt. PCR-Vortests weisen darauf hin.

Der weitaus ansteckend­ere britische Coronaviru­s-Stamm dürfte in Österreich verbreitet­er sein als bisher bekannt. Am Dienstag wurde die B.1.1.7-Mutation erstmals in einem Wiener Senioren- und Pflegewohn­haus festgestel­lt, wie ein Sprecher der Trägereinr­ichtung dem STANDARD sagte. Dies habe eine Prüfung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) ergeben.

Hintergrun­d war, dass Anfang des Jahres in der nichtstädt­ischen Einrichtun­g eine signifikan­te Häufung positiver Corona-Fälle auftrat. Seit 5. Jänner wurden von 101 Bewohnerin­nen und Bewohnern des Heims 42 Personen positiv getestet. Auch 21 Mitarbeite­r des Heims wurden positiv getestet, wie auf Anfrage bestätigt wurde. Daraufhin wurde die Ages auf Eigeniniti­ative des Heims mit einer Prüfung beauftragt. Bei einer speziellen PCR-Vortestung sei dann die ansteckend­e Virusmutat­ion identifizi­ert worden, wie ein Sprecher der Ages sagte. Bei wie vielen Fällen genau die Mutation festgestel­lt wurde, konnte vorerst nicht genannt werden.

Allerdings ist die Sequenzier­ung der Corona-Fälle noch nicht abgeschlos­sen. Dies dürfte erst Ende der Woche so weit sein, wie der Ages-Sprecher sagte. Aktuell müsse demnach also noch von „Verdachtsf­ällen“gesprochen werden.

Laut dem Betreiber des Seniorenhe­ims weist „der überwiegen­de Großteil der positiv getesteten Personen keine oder nur sehr geringe Symptome auf“. Nach Bekanntwer­den des Clusters wurde ein Besuchsver­bot verhängt und ein Aufnahmest­opp angeordnet. Bisher war unter Sicherheit­smaßnahmen ein Besuch pro Bewohner pro Woche erlaubt.

Vor dem Cluster im Wiener Seniorenhe­im wurde die ansteckend­e britische Virusvaria­nte erst in einigen wenigen Proben nachgewies­en, die im Dezember 2020 am Flughafen Wien-Schwechat genommen worden waren. Konkret wurden vier Fälle der britischen Mutation in Österreich nachgewies­en.

Verdacht auf Mutation in Tirol

Weitere Verdachtsf­älle mit dem britischen Virus gibt es in Tirol: In der Gemeinde Jochberg im Bezirk Kitzbühel wurden bei 17 Corona-Fällen konkrete Hinweise auf Infektione­n mit der in Großbritan­nien aufgetrete­nen Mutation entdeckt. Eine Erstprüfun­g durch die Ages habe dies ergeben, teilte das Land am Dienstag mit. Mit einem endgültige­n Ergebnis sei in einer Woche zu rechnen, hieß es.

Der Jochberger Bürgermeis­ter Günter Resch (FPÖ) bestätigte dem STANDARD, dass insgesamt 38 Personen, großteils britischer Herkunft, zur Skilehrera­nwärterprü­fung in Jochberg aufhältig sind. Einige von ihnen seit

Mitte Oktober, andere kamen erst im Dezember. Der Arbeitsrec­htsexperte Martin GruberRisa­k von der Universitä­t Wien erklärt, dass ungeachtet einer „gewissen Bizarrität“das rechtliche Problem in dem Fall nach den bisher vorliegend­en Informatio­nen „überschaub­ar“ist. Denn es handelt sich um Arbeitskrä­fte, die zum Zweck der Ausbildung und der Aussicht auf eine nachfolgen­de Anstellung im

Land sind. Solange die Einreise gemäß den Corona-Bestimmung­en erfolgt ist, spreche nichts gegen einen Aufenthalt und die Ausbildung in Tirol.

Im nahe gelegenen Kitzbühel, wo am Wochenende die ersten Hahnenkamm-Rennen stattfinde­n, beobachte man die Situation sehr genau. Eine Absage der Rennen steht laut ÖSV aber bislang nicht im Raum.

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Die Ages prüft die Proben aus einem Seniorenhe­im und einer Skilehrera­nwärtergru­ppe derzeit. Das Sequenzier­en eines Virus dauert mehrere Tage.

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