Tests aus Wien und Tirol weisen auf Mutation hin
Nach einer Häufung von Corona-Fällen in einem Seniorenheim in Wien sowie 17 Infektionen bei einer Gruppe britischer Skilehreranwärter wird nun geprüft, ob es sich dabei um die ansteckende britische Virusmutation B.1.1.7 handelt. PCR-Vortests weisen darauf hin.
Der weitaus ansteckendere britische Coronavirus-Stamm dürfte in Österreich verbreiteter sein als bisher bekannt. Am Dienstag wurde die B.1.1.7-Mutation erstmals in einem Wiener Senioren- und Pflegewohnhaus festgestellt, wie ein Sprecher der Trägereinrichtung dem STANDARD sagte. Dies habe eine Prüfung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) ergeben.
Hintergrund war, dass Anfang des Jahres in der nichtstädtischen Einrichtung eine signifikante Häufung positiver Corona-Fälle auftrat. Seit 5. Jänner wurden von 101 Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims 42 Personen positiv getestet. Auch 21 Mitarbeiter des Heims wurden positiv getestet, wie auf Anfrage bestätigt wurde. Daraufhin wurde die Ages auf Eigeninitiative des Heims mit einer Prüfung beauftragt. Bei einer speziellen PCR-Vortestung sei dann die ansteckende Virusmutation identifiziert worden, wie ein Sprecher der Ages sagte. Bei wie vielen Fällen genau die Mutation festgestellt wurde, konnte vorerst nicht genannt werden.
Allerdings ist die Sequenzierung der Corona-Fälle noch nicht abgeschlossen. Dies dürfte erst Ende der Woche so weit sein, wie der Ages-Sprecher sagte. Aktuell müsse demnach also noch von „Verdachtsfällen“gesprochen werden.
Laut dem Betreiber des Seniorenheims weist „der überwiegende Großteil der positiv getesteten Personen keine oder nur sehr geringe Symptome auf“. Nach Bekanntwerden des Clusters wurde ein Besuchsverbot verhängt und ein Aufnahmestopp angeordnet. Bisher war unter Sicherheitsmaßnahmen ein Besuch pro Bewohner pro Woche erlaubt.
Vor dem Cluster im Wiener Seniorenheim wurde die ansteckende britische Virusvariante erst in einigen wenigen Proben nachgewiesen, die im Dezember 2020 am Flughafen Wien-Schwechat genommen worden waren. Konkret wurden vier Fälle der britischen Mutation in Österreich nachgewiesen.
Verdacht auf Mutation in Tirol
Weitere Verdachtsfälle mit dem britischen Virus gibt es in Tirol: In der Gemeinde Jochberg im Bezirk Kitzbühel wurden bei 17 Corona-Fällen konkrete Hinweise auf Infektionen mit der in Großbritannien aufgetretenen Mutation entdeckt. Eine Erstprüfung durch die Ages habe dies ergeben, teilte das Land am Dienstag mit. Mit einem endgültigen Ergebnis sei in einer Woche zu rechnen, hieß es.
Der Jochberger Bürgermeister Günter Resch (FPÖ) bestätigte dem STANDARD, dass insgesamt 38 Personen, großteils britischer Herkunft, zur Skilehreranwärterprüfung in Jochberg aufhältig sind. Einige von ihnen seit
Mitte Oktober, andere kamen erst im Dezember. Der Arbeitsrechtsexperte Martin GruberRisak von der Universität Wien erklärt, dass ungeachtet einer „gewissen Bizarrität“das rechtliche Problem in dem Fall nach den bisher vorliegenden Informationen „überschaubar“ist. Denn es handelt sich um Arbeitskräfte, die zum Zweck der Ausbildung und der Aussicht auf eine nachfolgende Anstellung im
Land sind. Solange die Einreise gemäß den Corona-Bestimmungen erfolgt ist, spreche nichts gegen einen Aufenthalt und die Ausbildung in Tirol.
Im nahe gelegenen Kitzbühel, wo am Wochenende die ersten Hahnenkamm-Rennen stattfinden, beobachte man die Situation sehr genau. Eine Absage der Rennen steht laut ÖSV aber bislang nicht im Raum.