Der Standard

Startschus­s mit Glock

Beim Ibiza-U-Ausschuss wurde nach der Weihnachts­pause weiter nach der mutmaßlich­en türkis-blauen Käuflichke­it gebohrt. Geladen war auch Kathrin Glock, Ehefrau des Waffenmill­iardärs Gaston Glock, der im Ibiza-Video öfter genannt wird.

- Aloysius Widmann, Renate Graber

Ausgestrec­kter rechter Arm, Zeige- und Mittelfing­er einen Pistolenla­uf imitierend, die Linke umfasst das Handgelenk. So posierte der ehemalige FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus im Ibiza-Video, als er dem Lockvogel die Ausführung­en von Ex-FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache über Gaston Glock übersetzte. Die ikonische Pose steht heute sinnbildli­ch für die Affäre, die längst auch einen parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss beschäftig­t.

Am Dienstag startete der Ibiza-UAusschuss ins neue Jahr. Geladen war Kathrin Glock, die Ehefrau des besagten Waffenindu­striellen, dessen Name im Ibiza-Video immer wieder im Zusammenha­ng mit Parteispen­den fällt.

Die 40-Jährige ist nicht nur Geschäftsf­ührerin des eigenen Pferdespor­tzentrums in Kärnten, wo die Glocks gern luxuriöse Feste mit Größen aus Politik und Unterhaltu­ngsbranche veranstalt­en. Sie sitzt in der Geschäftsf­ührung mehrerer Glock-Gesellscha­ften und seit April 2018 auch im Aufsichtsr­at der Flugbehörd­e Austro Control.

Norbert Hofer, der freiheitli­che Infrastruk­turministe­r der türkisblau­en Regierung und nunmehrige FPÖ-Chef, berief die Unternehme­rgattin, die nicht unbedingt als Branchenin­siderin galt, in das Gremium. Ab Mitte 2017 war Glock zwar in der Geschäftsf­ührung der Glock Aviation GmbH tätig, die Gaston Glocks Privatflug­zeuge betreibt. Die Parlamenta­rier im U-Ausschuss vermuten aber, dass nicht ihre Qualifikat­ion, sondern womöglich ein Deal hinter der Bestellung steht – alle Beteiligte­n bestreiten den Vorwurf.

Im Februar 2018 soll Glock außerdem mit Vertretern der türkis-blauen Bundesregi­erung zusammenge­kommen sein und zum Thema Stiftungsr­echt intervenie­rt haben, mutmaßen die Abgeordnet­en, die mögliche Verflechtu­ngen der schwerreic­hen Glocks mit Türkis-Blau durchleuch­ten wollen.

Beugestraf­e fürs Fernbleibe­n

Glock hätte eigentlich bereits im Vorjahr vor den Ausschuss kommen sollen. Damals war sie der Ladung allerdings nicht nachgekomm­en, sie sah die Gesundheit ihres 91-jährigen Ehemanns gefährdet. Glock fasste deshalb eine Beugestraf­e von 2000 Euro aus.

Wie die grüne Fraktionsf­ührerin Nina Tomaselli vor dem Ausschusss­tart im neuen Jahr berichtete, soll Glock nach Weihnachte­n noch einmal versucht haben, einer Befragung zu entgehen, da sie angeblich K2-Person sei, also mit einer Covid infizierte­n Person in Kontakt gewesen sei. Glocks Befragung fand wegen der von ihr geäußerten Befürchtun­gen einer Corona-Ansteckung in einem separaten Raum statt. Zu Redaktions­schluss für diese Ausgabe hatte die Befragung Glocks noch nicht begonnen.

Als Erster war im neuen Jahr Clemens Niedrist vor den Untersuchu­ngsausschu­ss geladen, der Kabinettsc­hef von Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP). Im Untersuchu­ngszeitrau­m des U-Ausschusse­s war er noch Kabinettsc­hef des damaligen Justizmini­sters Josef Moser (ÖVP).

Blümel-Mann mit Laptop

Die Abgeordnet­en wollten von Niedrist wissen, wie die Justiz zu Beginn mit der Causa Ibiza umgegangen ist. Die Befragung des seit 15

Jahren in der ÖVP engagierte­n Kabinettsc­hefs fasste die Abgeordnet­e Tomaselli auf Twitter so zusammen: „Kann mich nicht erinnern, weiß nicht, keine Wahrnehmun­g.“Aber immerhin habe man herausgefu­nden, dass er einen Laptop hat, vermerkte sie mit einem Seitenhieb auf den amtierende­n Finanzmini­ster, der dem Untersuchu­ngssaussch­uss im Sommer erklärt hatte, keinen Laptop zu haben.

Lobbying gehört dazu

Zwischen Niedrist und Glock wurde der Ex-Riskmanage­mentund Compliance-Chef der Novomatic, Martin S., befragt. Er war davor Compliance-Chef der ÖBB gewesen und sieht Lobbying als Teil des Geschäfts eines Glücksspie­lkonzerns, wie er am Dienstag ausführte. Der Sager Straches, wonach Novomatic alle zahle, habe ihn intern genau nachforsch­en lassen, so S. Man sei stichprobe­nartig ins Detail gegangen, habe Konten auf Direktzahl­ungen geprüft – und nichts gefunden.

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Kathrin Glock wurde aus Sicherheit­sgründen in einem separaten Raum befragt.

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