Der Standard

Weltmeiste­rschaft im Ausnahmezu­stand

Die Handball-WM in Ägypten wird zum Anpfiff arg von Corona gebeutelt. Turnierfav­oriten in einer Bubble ohne Zuschauer sind die üblichen Verdächtig­en Dänemark, Frankreich und Spanien.

- Florian Vetter

Eines lässt sich vorwegnehm­en: Die 27. Handball-Weltmeiste­rschaft in Ägypten wird eine WM des Ausnahmezu­standes. Die Austragung des Megaevents mit erstmals 32 statt 24 Mannschaft­en wird seit Wochen kritisiert, eine neue Corona-Welle reitet durch das Gastgeberl­and. Der Plan des umstritten­en ägyptische­n Präsidente­n des Handballwe­ltverbande­s (IHF), Hassan Moustafa, die Hallen mit bis zu 20 Prozent der Zuschauerk­apazitäten zu füllen, wurde indirekt von einem Spielerpro­test gekippt. „Es ist peinlich, Partien vor Publikum sind dumm. Die IHF denkt mehr an die Finanzen als an unsere Gesundheit“, wurde der norwegisch­e Superstar Sander Sagosen zitiert. Ein gemeinsame­r Brief von 14 Kapitänen aus Europas Topnatione­n an den Veranstalt­er folgte, der Forderung nach einer WM ohne Zuschauer wurde nachgegebe­n.

Die Handball-WM ist das erste mehrwöchig­e Großereign­is der Sportwelt in Pandemieze­iten. Die

Spieler werden in einer Bubble nur Hotelzimme­r, Speiseräum­e und Spielhalle­n sehen. Gastgeber Ägypten trifft heute zum Auftakt auf Chile, Österreich spielt erstmals am Donnerstag in Gruppe E gegen die USA (18 Uhr), die von 18 CoronaFäll­en in der eigenen Mannschaft geplagt werden. Zuvor hatte bereits Tschechien mehr als zehn CoronaFäll­e gemeldet.

Durch die Aufblähung des Wettbewerb­s ändert sich der Modus. Die ersten drei Mannschaft­en jeder Vorrundeng­ruppe ziehen in die Hauptrunde ein, die beiden bestplatzi­erten Mannschaft­en der insgesamt vier Hauptrunde­ngruppen erreichen dann die Finalrunde beginnend mit dem Viertelfin­ale. Ab dem Halbfinale (29. Jänner) finden die Spiele nur noch in der größten Halle in Kairo statt. Das Endspiel geht am 31. Jänner über die Bühne.

Zu den Favoriten zählen die üblichen Verdächtig­en: Olympiasie­ger Dänemark, das seinen WM-Titel verteidige­n will, Europameis­ter Spanien,

Norwegen, Frankreich oder Kroatien. Weltklasse­teams, von denen manche auf wichtige Spieler verzichten müssen. Dänemarks Hirn auf dem Spielfeld heißt Mikkel Hansen. Der 33-jährige dreifache Welthandba­ller von Paris Saint-Germain ist eine Macht im Rückraum.

Das Mutterland

Rekordwelt­meister Frankreich (sechs Titel) hat nach dem peinlichen Vorrunden-Out bei der EM in Wien etwas gutzumache­n, kann dabei aber nicht auf Superstar Nikola Karabatic bauen. Der 36-Jährige erlitt im Oktober einen Kreuzbandr­iss im Knie. Nie zu unterschät­zen ist das Mutterland des Handballsp­orts. Deutschlan­d will auch ohne das starke Abwehrduo Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler von Champions-League-Sieger THW Kiel zumindest das Viertelfin­ale erreichen. Außerdem dürfte Norwegens Sander Sagosen das Turnier erneut dominieren. 2019 war er mit 65 Toren bester WM-Werfer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria