Der Pistenspaß der Kompaktski-Jahre
Wem hüpfte nicht das Herz vor Freude, der pünktlich zum Jahreswechsel die Tausendschaften glücklicher Wiener sah, die sich vor den Liftanlagen auf unseren Hausbergen drängten! Die langen Schlangen rutschfester Ausflügler sorgten sogar in der ausländischen Qualitätspresse für Kopfnicken. In dieser Frage sind sie unverbesserlich, die Ösis: Kaum der Mutterbrust entwöhnt, stürzen sie sich kopfüber die Streif in Kitzbühel hinunter. Es käme ja auch niemand auf die Idee, einem Inuk den Genuss frischen Walrossfetts zu verleiden. Oder einen Jamaikaner dafür zu tadeln, dass er Ganja-Dampf inhaliert.
In der Aufbruchsstimmung der Kreisky-Jahre stand der Skisport in voller Blüte, Virtuosen des Parallelschwungs genossen höchstes Ansehen. Leider hatte sich die seelenerweiternde Qualität des Skifahrens noch nicht bis zu meinen braven Eltern herumgesprochen. Als der erste Skikurs nahte, wurden für mich, den Babyboomer und WedelNovizen, in panischer Hast Kompaktski erworben. Ich entsinne mich noch gut des Lächelns, das der Skiverkäufer während des Beratungsgesprächs aufgesetzt hatte: Kompaktski wären enorm drehfreudig. Dieser Umstand käme mir als blutigem Anfänger ideal entgegen. Dabei musterte der gewitzte Kaufmann meine gedrungene Statur. Ski und Fahrer ähnelten einander aufs Haar. Der Skikurs selbst fand in einer Gemeinde am Erlaufsee statt.
Die nigelnagelneuen Kompaktski? Wollten sich nicht ums Verrecken drehen. Das „Akademikerheim“, in dem unsere Klasse weilte, besaß Schlafstätten, deren Matratzen auf eine Benutzung im Dreißigjährigen Krieg schließen ließen: als Lazarett. Wäre noch immer 1977, so wäre man versucht, den Lockdown gutzuheißen. Niemand käme in die Verlegenheit, in einer solchen Einrichtung zu übernachten. So hoffen wir bloß inständig auf Lockerung.