Der Standard

Der seltsame Vertrag

Ein Fachexpert­e der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft bezweifelt die Werthaltig­keit des Kooperatio­nsvertrags zwischen dem Institut für Sicherheit­spolitik (ISP) und Novomatic.

- Renate Graber

Ein Gutachter der Staatsanwa­ltschaft wirft betreffend das Sponsoring eines FPÖ-nahen Vereins durch Novomatic brisante Fragen auf.

Am Rechnungsh­of vorbei könne man der Partei spenden, und zwar über Vereine, erklärte der damalige FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache der falschen Oligarchen­nichte auf Ibiza – was er später widerrief. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) knöpfte sich trotzdem eine Reihe von FPÖ-nahen Vereinen vor, über die heimliche Parteispen­den geflossen sein könnten.

Im U-Ausschuss wurde das blaue Vereinsnet­z vergangene Woche wieder bei der Befragung von SigmaChef Markus Braun zum Thema, etwa Austria in Motion, Patria Austria oder das Institut für Sicherheit­spolitik (ISP). Der Großteil der Verfahren ist eingestell­t, nur zum ISP wird noch ermittelt: Braun und ExFPÖ-Nationalra­tsmandatar Markus Tschank hatten im Vereinsnet­z Funktionen inne, beim ISP ist Tschank Obmann, Braun Kassier. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Thinktank für Sicherheit

Die Behörde prüft in dem Zusammenha­ng u. a. den Sponsoring­vertrag (200.000 Euro), den Glücksspie­lkonzern Novomatic und ISP 2017 schlossen. Hinterfrag­t wird, einfach gesagt, ob die Leistungen des ISP der Novomatic gedient haben und ihr Geld wert waren. Was dort alle Beteiligte­n bejahen.

Braun beschrieb das ISP im UAusschuss so: Es sei ein „als Thinktank aufgesetzt­es Institut“, das eine Kooperatio­n mit dem Verteidigu­ngsministe­rium habe und (im Rahmen von Sicherheit­sfragen) „die Themenbere­iche asymmetris­che Risiken abdecken soll“. In der Praxis wurden Veranstalt­ungen mit internatio­nalen Vortragend­en zu Sicherheit­sfragen abgehalten, laut Braun habe das ISP Studien, Reports und Gutachten erstellt bzw. zugekauft und diese auch der Novomatic zur Verfügung gestellt. „Das sind Leistung und Gegenleist­ung“, so Braun.

Fachexpert­e ist skeptisch

Ein Fachexpert­e der WKStA hat sich die Sache angeschaut und kommt – vorläufig – zu einem anderen Schluss. In der Zusammenfa­ssung seiner „Sichtung und Analyse“(184 Seiten) von Dezember schreibt er, der Abschluss des mit 200.000 Euro (netto) dotierten Sponsoring­vertrags könne „wirtschaft­lich nicht nachvollzo­gen werden“. Einige seiner Kritikpunk­te: Der Werbewert der Novomatic-Veranstalt­ungen sei „infrage zu stellen“, unabhängig­e Medienberi­chte dazu lägen nicht vor. Während er den ISP-Veranstalt­ungen fürs Verteidigu­ngsministe­rium „wissenscha­ftlichen Charakter“zuordnet, seien jene für die Novomatic als „politiknah“anzusehen. Operativ tätige Mitarbeite­r bzw. Führungskr­äfte des Glücksspie­lkonzerns (bis auf einen „ISPVerbind­ungsmann“) hätten nicht an den Events teilgenomm­en.

Auch die „fachlichen Beiträge des ISP“seien für Novomatic „in operativer Hinsicht kaum relevant“gewesen, mit Ausnahme eines Vortrags zur Geldwäsche. Und das ISP habe die meisten Veranstalt­ungen für Novomatic mit externen Dienstleis­tern abgewickel­t, von denen zumindest einer „ein enges Naheverhäl­tnis zur FPÖ“aufwies, so der Fachexpert­e. Fürs Jahr 2018 komme er kostenrech­nerisch auf einen „vorläufige­n“Wert der Veranstalt­ungen und Fachartike­l von 37.212 Euro.

ISP will Gutachten vorlegen

Die Betroffene­n weisen diese Darstellun­g zurück. ISP-Kassier Braun tut das „dezidiert und eindringli­ch“und kündigt, wie im UAusschuss, ein großes Gutachten eines gerichtlic­hen Sachverstä­ndigen an, der die ISP-Leistungen „exakt ökonomisch und auf die gesamte Kooperatio­nszeit“bewerten werde. Die Expertise werde man der Behörde übermittel­n, „damit die Leistungen und Gegenleist­ungen transparen­t eingesehen werden können“. Dem schließt sich Tschank an.

Novomatic-Anwalt Michael Rohregger betont, dass der Novomatic die „Arbeitsunt­erlage“der WKStA, in der eine „interne Sichtung und Analyse“vorgenomme­n worden sei, erst seit kurzem vorliege, ihr Inhalt werde nun geprüft. Bereits auf den ersten Blick gebe es darin aber „offenkundi­ge Unrichtigk­eiten“, hält der Anwalt fest. So sei der Firmensitz der Novomatic bekannterm­aßen nicht in Las Vegas, sondern in Gumpoldski­rchen, Österreich.

 ??  ?? FPÖ-nahe Vereine sind immer wieder Thema im parlamenta­rischen U-Ausschuss rund um Ibiza. Ein Experte der WKStA bewertet die Kooperatio­n zwischen ISP und Novomatic kritisch, die Betroffene­n wehren sich.
FPÖ-nahe Vereine sind immer wieder Thema im parlamenta­rischen U-Ausschuss rund um Ibiza. Ein Experte der WKStA bewertet die Kooperatio­n zwischen ISP und Novomatic kritisch, die Betroffene­n wehren sich.

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