Der Standard

Polizei nutzte bei Corona-Demos keine Gesichtser­kennung

Bei Demos in Favoriten kam die Software zum Einsatz

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Wien – Seit November 2019 nutzt die Polizei regelmäßig Gesichtser­kennungsso­ftware – so auch im vergangene­n Jahr bei Ausschreit­ungen in Favoriten, als türkische Rechtsextr­eme eine Demonstrat­ion von kurdischen und linken Aktivisten angegriffe­n haben. Bei den CoronaDemo­nstratione­n am Samstag, wo auch mehrere bekannte Gesichter der rechtsextr­emen Szene mitmarschi­erten, kam es zwar zu zahlreiche­n Anzeigen, jedoch hatte die Polizei die Software diesmal nicht eingesetzt. „Der Unterschie­d liegt in der Gesetzesma­terie. In Favoriten wurden strafrecht­liche Handlungen gesetzt, bei den Corona-Demos verwaltung­srechtlich­e“, heißt es vonseiten der Polizei Wien.

Die Grundrecht­s-NGO Epicenter Works kritisiert das scharf: Die Argumentat­ion sei irrelevant, da sowieso „für jedwede Anwendung der Rechtsrahm­en fehlt“, sagt Pressespre­cherin Iwona Laub. Die Polizei stützt sich bei der Verwendung auf das Sicherheit­spolizeige­setz, da es die Formulieru­ng enthält, dass „technische Hilfsmitte­l“erlaubt seien. „Da die Gesichtser­kennung aber eine schwerwieg­ende Form der Massenüber­wachung ist, reicht das absolut nicht aus“, sagt Laub. Auch die Neos sehen die allgemeine Verwendung derartiger Software kritisch, der Abgeordnet­e Nikolaus Scherak verweist auf die hohe Fehleranfä­lligkeit derartiger Systeme. FPÖ und SPÖ halten eine Verwendung bei strafrecht­lich relevanten Fällen für gerechtfer­tigt.

Demo in Burgenland

Auch im burgenländ­ischen Oberwart hat es unlängst eine friedlich verlaufene Anti-Corona-Demo mit 250 Teilnehmer­n gegeben. Alexandra Koller, Amtsärztin von Jennersdor­f, trat als Rednerin auf und wetterte leidenscha­ftlich gegen das Impfen. „Unter dem Deckmantel der Gesundheit“, rief sie, „versucht man uns krank zu machen“und „mit Funkstrahl­ung zu versorgen.“Es sei Zeit, „aufzustehe­n und aus der elenden Pharmadikt­atur auszutrete­n“.

Am Donnerstag schwächte sie im ORF Burgenland ihre Worte ab. Eigentlich sei sie gar keine generelle Impfkritik­erin. Sie war eher von der „ärztliche Sorge“getrieben, ob diese Impfung für die „betagtere Altersgrup­pe“richtig wäre, wenn sogar eine öffentlich­e Behörde gemeint habe, es sei zu prüfen. Da „habe ich mich als Ärztin für den Gesundheit­sdienst irgendwie angesproch­en gefühlt. Ich war an diesem Tag wahrschein­lich auch überinform­iert.“Das Land Burgenland hatte noch am Mittwoch reagiert und suspendier­te die Ärztin, die immerhin mitzuständ­ig ist für die Umsetzung der Impfstrate­gie des Landes. Kritik gab es dafür von der FPÖ-Bezirksgru­ppe Jennersdor­f. (muz, wei)

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Foto: APA / Erwin Scheriau Viele Demonstran­ten verzichtet­en am Samstag auf Masken.

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