Der Standard

Grüne für billigere Wahlkämpfe

Bei Landeswahl­en müssten Parteien massiv sparen

-

Wien – In der türkis-grünen Koalition nimmt die Debatte über Parteienfi­nanzierung an Fahrt auf. Eigentlich ist gesetzlich vorgesehen, dass die staatliche Parteienfö­rderung auf Bundeseben­e jedes Jahr im Ausmaß der Inflation steigt, um ihren realen Wert zu behalten – sprich eine Valorisier­ung.

Für dieses Jahr würde das eine Erhöhung von einer halben Million Euro auf insgesamt knapp 31 Millionen bedeuten. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) schlug am Dienstag vor, die Valorisier­ung heuer auszusetze­n, zumal die Parteienfö­rderung in Österreich ohnehin hoch genug sei.

ÖVP zurückhalt­end

Den Grünen geht das nicht weit genug. Klubobfrau Sigrid Maurer bezeichnet­e den Vorstoß des einjährige­n Einfrieren­s als „reine Symbolpoli­tik“und will die jährliche Valorisier­ung überhaupt aus dem Gesetz streichen – das fordern auch die Neos bereits seit längerem.

Die ÖVP wollte die Anregungen des Koalitions­partners vorerst nicht kommentier­en. Die türkise Zurückhalt­ung

dürfte vor allem an der zweiten Reformidee liegen, die Maurer am Mittwoch aufs Tapet brachte. Denn diese rüttelt auch an den notorisch kostspieli­gen Wahlkämpfe­n der ÖVP.

Aktuell gilt für Wahlkämpfe auf Bundeseben­e ein gesetzlich­er Kostendeck­el von rund sieben Millionen Euro pro Partei, auf Landeseben­e sind es vielerorts sechs Millionen. Bereits diese Grenzen hat die Volksparte­i in den vergangene­n Jahren regelmäßig gesprengt. Auch SPÖ und FPÖ hielten sich bei der Nationalra­tswahl 2017 nicht an die Vorgaben, dafür setzte es vom Transparen­zsenat Geldstrafe­n.

Die Grünen wollen nun auf allen Ebenen einen Deckel von 94 Cent pro Wahlberech­tigtem festschrei­ben, um „Materialsc­hlachten zu vermeiden“. Für Nationalra­tswahlen würde die Obergrenze dadurch auf etwa sechs Millionen nur leicht sinken. Ein massiver Einschnitt käme allerdings auf freigiebig­e Landespart­eien zu: In Niederöste­rreich würde die Maximalsum­me auf 1,2 Millionen und somit auf ein Fünftel schrumpfen, ähnlich in Wien. (ta)

Newspapers in German

Newspapers from Austria