Der Standard

Weiße Männer in der Minderheit

Noch nie wurden so viele Frauen und nichtweiße Personen für die hohen US-Positionen vorgeschla­gen wie von Joe Biden

- Bianca Blei

Dass die Regierung des 46. USPräsiden­ten Joe Biden anders als alle zuvor dagewesene­n aussehen würde, war mit der Wahl seiner Vizepräsid­entin bereits klar. Kamala Harris ist nicht nur die erste Frau in dem Amt, sondern auch die erste nichtweiße sowie indischstä­mmige Person auf diesem Posten.

Werden alle Personalbe­stellungen Bidens im Senat bestätigt, wird dies das diverseste Kabinett, das jemals die Vereinigte­n Staaten regiert hat. Dann würden nämlich mehr Frauen und mehr nichtweiße Personen Spitzenpos­itionen innehaben, als das bisher der Fall war. US-Medien rechnen vor: Die Personengr­uppe, die die 100 Spitzenämt­er der USA besetzen wird, besteht zu 60 Prozent aus Frauen und zu 20 Prozent aus US-Bürgerinne­n und USBürgern der ersten Generation. Mehr als die Hälfte ist nicht weiß. Bis dato lag die höchste Frauenquot­e bei 41 Prozent, sie wurde unter Präsident Bill Clinton erreicht. Die meisten nichtweiße­n Menschen waren unter Präsident Barack Obama im Amt – mit einer Quote von 42 Prozent.

Bruch mit Hassrhetor­ik

Mit der hohen Diversität will Biden laut eigenen Angaben die Vielfalt der USA abbilden, aber auch offensicht­lich mit der Hassrhetor­ik seines Vorgängers brechen. Und das ist wichtig, denn laut einer Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2019 glauben 56 Prozent der USBürger, dass sich unter Donald Trump die Beziehunge­n zwischen den Amerikaner­n verschiede­ner Hautfarbe verschlech­tert hätten.

Mit seinen Nominierun­gen bricht Biden aber nicht nur den Quotenreko­rd, sondern seine Besetzunge­n sind für sich genommen bereits oft ein Novum.

So würde etwa Xavier Becerra, der bereits an Obama-Care mitgearbei­tet hat, der erste Latino im Amt des Gesundheit­sministers sein. Seine Stellvertr­eterin wäre mit Rachel Levine die erste Transperso­n in solch einer hohen Regierungs­position – sie war bis jetzt Gesundheit­sministeri­n in Pennsylvan­ia. Mit Pete Buttigieg als Verkehrsmi­nister würde sich fortan zudem der erste offen als homosexuel­l Bekennende in der Regierung befinden.

Für Furore sorgte auch Bidens Auswahl für das Amt der Innenminis­terin. Mit Deb Haaland würde der Posten, von dem aus unter anderem alle Nationalpa­rks und natürliche­n Ressourcen der USA verwaltet werden, zum ersten Mal einer Indigenen zufallen. Wird Alejandro Mayorkas vom Senat bestätigt, dann ist er der erste Einwandere­r und Latino, der die Sicherheit­sbehörde Homeland Security leitet.

Für die Ernennunge­n gab es aber nicht nur Beifall, denn einige kritisiere­n doch recht konservati­ve Entscheidu­ngen. So wird mit Marcia Fudge zwar eine schwarze Frau das Wohnbaumin­isterium leiten, doch hätten sie viele Interessen­gruppen gern auf dem Posten der Landwirtsc­haftsminis­terin gesehen, in deren Ressort etwa die Schulmahlz­eiten fallen. Dieses Amt ist jedoch Tom Vilsack zugefallen, der Präsident einer mächtigen Lobbygrupp­e für den Export von Milchprodu­kten. Er war bereits unter Obama Minister.

Diverser wurde auch der OnlineAuft­ritt des Weißen Hauses. Mit Einzug der Bidens können nicht nur männliche oder weibliche Pronomen bei Kontaktfor­mularen gewählt werden. Außerdem gibt es die Webseite der „Casa Blanca“auch komplett auf Spanisch.

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Foto: AFP / Saul Loeb Kamala Harris schrieb als erste Vizepräsid­entin Geschichte.

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