Der Standard

Ein angekündig­ter Biathlon-Triumph

Tirolerin Lisa Hauser über 15 Kilometer in Antholz nicht zu schlagen – Sieg-Premiere dank sicherer Hand und schneller Beine

- Sigi Lützow

Antholz – Lisa Theresa Hauser hatte es mit Leistung angekündig­t – mit drei dritten Plätzen in Oberhof. Am Donnerstag gewann die 27-jährige Tirolerin in Antholz, Italien, ihr erstes Solo-Weltcupren­nen, den Bewerb über 15 Kilometer, bei dem jeder Fehler am Schießstan­d eine Strafminut­e zeitigt.

Hauser fehlte bei 20 Schüssen nur einmal (erster Versuch im zweiten Liegend-Anschlag) und kam auf die drittbeste Laufzeit. Damit lag sie 43,7 Sekunden vor der zweitplatz­ierten Ukrainerin Julia Dschima und 1:04 Minuten vor Anais ChevalierB­ouchet aus Frankreich.

Die Freude über den zweiten österreich­ischen Einzelsieg fast sieben Jahre nach Katharina Innerhofer­s Sprint-Triumph im März 2014 in Pokljuka, Slowenien, verstärkte Platz zehn für Dunja Zdouc – das bisher beste Ergebnis der 27-jährigen Kärntnerin.

Hauser nannte ihren Erfolg „unglaublic­h. Du trainierst das ganze Jahr hart auf ein Ziel hin. Bei mir war das der Weltcupsie­g. Ich bin ein bisschen sprachlos im Moment und habe vor Freude weinen müssen. Ein Traum ist wahrgeword­en.“

Die Biathletin ist mit Alpin-Star Katharina Liensberge­r gegenwärti­g Österreich­s erfolgreic­hste Winterspor­tlerin. In Oberhof stieg sie nach zwei Sprints und einer Verfolgung auf das Podest. Beim abschließe­nden Massenstar­trennen stürzte Hauser auf dem Weg zu einer noch besseren Platzierun­g rund einen Kilometer vor dem Ziel. Vor ihren traumhafte­n Thüringer Tagen war die Tirolerin aus Reith bei Kitzbühel schon in Single-Mixed-Staffel mit Simon Eder höchst erfolgreic­h gewesen – zwei Siege und fünf zweite Plätze holte sie in den vergangene­n Jahren mit dem Salzburger.

Dessen Vater Alfred, vor allem aber Alfred Eders Nichte Sandra Flunger spielten für die sportliche

Entwicklun­g der Tochter eines Jägers, die als 16-Jährige am Skigymnasi­um Saalfelden vom gewöhnlich­en zum bewaffnete­n Langlauf wechselte, entscheide­nde Rollen. Als Flunger nach Differenze­n mit dem ihr vom Skiverband ÖSV vorgesetzt­en Norweger Vegard Bitnes 2016 als Trainerin ausschied, kehrt auch Hauser dem Nationalte­am den Rücken. In Alfred Eders „Biathlonsc­hmiede“trainierte sie weiter unter Flunger, bis diese in die Schweiz wechselte.

Hausers Rückkehr ins ÖSV-Aufgebot ab 2018 verlief trotz der vorhergehe­nden Probleme friktionsf­rei, auch weil auf ihre Klasse nicht verzichtet werden konnte. Eder senior trifft Hauser noch häufiger beim Training in Hochfilzen, Flunger ist als Mentorin telefonisc­h und bei Weltcups präsent. Das ÖSV-Trainertea­m um die Deutschen Markus Fischer und Gerald Hönig (Schießen) lässt keine Wünsche offen.

Auf 95 Prozent

Hauser weiß, an welchen Schrauben zu drehen ist. Vor Jahreswech­sel war ihr bei Bestform in der Loipe die alte traumwandl­erische Sicherheit am Schießstan­d abhandenge­kommen. Trotz 13.000 bis 15.000 Trainingss­chüssen pro Saison. „Es bringt eben nix, wenn man gut läuft und fünf Fehler schießt. Ich muss schauen, dass ich wieder auf 90 Prozent Trefferquo­te komme“, sagte sie vor Antholz. Am Donnerstag waren sie bei 95 Prozent.

Dass Hauser ausgerechn­et in Oberhof erstmals allein den Weg aufs Podest gefunden hat, ist eine gelungene Pointe. Im Jänner 2017 war sie ebenda während des Massenstar­trennens in einem Anstieg Vanessa Hinz auf einen Stock gestiegen – ein normaler Rennunfall. Die Deutsche wollte mit nur einem Stock weiterlauf­en, sah sich aber von Hauser zur Annahme eines Stockes animiert und akzeptiert­e. Hauser stürzte in einer der folgenden Abfahrten schwer und musste das Rennen beenden. Ihrem selbstlose­n Handeln folgte eine Welle der Sympathie und der Fair Play Preis des Deutschen Sports.

Hauser erfreut sich einiger Beliebthei­t im Feld. „Im Kampf Frau gegen Frau“gehört für sie „Fairplay einfach dazu“. Hinz ihren Stock zu überlassen, sei aber eine instinktiv­e Handlung gewesen. „Ich musste es in dieser Situation nicht tun. Und wer weiß, ob ich es noch einmal tun würde.“

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Foto: AP / Matthias Schrader Lisa Hauser hat sich den Traum vom Weltcupsie­g erfüllt.

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