Flughafen sieht wieder Aufwind
Erstmals in seiner Geschichte fliegt der Wiener Flughafen in die Verlustzone. Rund zwanzig Millionen an Staatshilfe werden fließen, die dritte Piste liegt auf Eis.
Die Corona-Krise hat den Flughafen Wien voll erwischt. 2020 wurden um 75 Prozent weniger Fluggäste abgefertigt als im Jahr davor. Die stärksten Passagierrückgänge verzeichnete der Airport mit minus 99 Prozent im April und Mai, aber auch im Juni, November und Dezember betrug das Minus über 90 Prozent. Am schwächsten Tag des Jahres, dem Ostermontag, wurden gerade einmal 154 Reisende im Terminalgebäude gezählt. Derzeit sind es rund 5000 täglich. Zum Vergleich: Im Jänner 2020, als die Pandemie noch kein Thema war, lag die Zahl bei 94.000 Fluggästen.
Befürchtungen übertroffen
Die Krise habe den Flughafen – gemessen an den Passagierzahlen – „in das Jahr 1994 zurückkatapultiert“, sagt Vorstand Julian Jäger in einer virtuellen Pressekonferenz. „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind um ein Vielfaches übertroffen worden.“Für 2021 ist man „vorsichtig optimistisch“. Vor allem ab Sommer und im zweiten Halbjahr rechnet man mit einem Anstieg bei den Passagieren – von 7,8 Millionen 2020 auf 12,5 Millionen heuer.
Erstmals in ihrer Geschichte hat die Flughafen Wien AG einen Verlust geschrieben – erwartet werden rund 70 Millionen Euro, so Vorstandskollege Günther Ofner. Die Ergebnisse sollen am 4. März veröffentlicht werden. Im Geschäftsjahr 2021 will man aber wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Aus heutiger Sicht werde heuer ein Umsatz von 430 Millionen Euro, ein Betriebsdas ergebnis (Ebitda) von 150 Millionen und ein Nettogewinn von vier Millionen erwartet. Die Nettoverschuldung werde auf rund 100 Millionen sinken und die Investitionen bei rund 62 Millionen liegen.
Die beiden Vorstände setzen auf einen digitalen Impfpass der EU. „Wir hoffen, dass nicht nur immer mehr Menschen geimpft sind, sondern es auch immer mehr sind, die
nachweisen können“, so Jäger. Die Buchungen seien etwa beim Homecarrier AUA und der Mutter Lufthansa seit Bekanntwerden der Impfung signifikant gestiegen, so Ofner. Als kritische Infrastruktur sollen die Flughafen-Mitarbeiter spätestens im März geimpft werden.
Kurzarbeit
Das Vorstandsduo drängt auf die Verlängerung der Corona-Kurzarbeit. Dies sei die Voraussetzung, um Kündigungen am Flughafen zu vermeiden. Alle rund 5300 Mitarbeiter sind seit März 2020 in Kurzarbeit, rund 500 haben das Unternehmen verlassen. Auch die Zahl der Airlines, die Wien anfliegen, ist kräftig geschrumpft und hat sich im Corona-Jahr 2020 annähernd halbiert, von 75 auf nun 38. Statt 200 Destinationen werden derzeit rund 100 angeflogen.
Dividende wird es wegen der Corona-Hilfen 2021 nicht geben. Ofner erwartet, abseits der Kurzarbeit rund 20 Millionen Euro an Hilfen vom Staat zu erhalten. Die Pläne für die dritte Piste will man zwar nicht gänzlich begraben – aber vorerst liegen sie auf Eis. (rebu)