Der Standard

Ein Strizzi mit Pinsel und Gitarre

- Karl Gedlicka

Nicht mit Gitarre, sondern mit Malerkitte­l und Zeichensti­ft taucht Ronnie Wood im Bild auf. Dazu gibt es sanfte Klavierklä­nge zu hören. Der Beginn der Doku Ronnie Wood: Somebody Up There Likes Me, zu sehen heute, Freitag, um 22.35 Uhr auf Arte, ist weniger prätentiös, als es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Wie viele britische Rock-Pioniere der 1960er-Jahre hatte auch der spätere Faces- und Rolling-Stones-Gitarrist eine Kunstschul­e besucht, bevor er in die Saiten griff.

Als Stichwortg­eber für den recht brav gestrickte­n Dokumentar­film fungiert Regisseur

DOKUMENTAT­ION ÜBER RONNIE WOOD AUF ARTE

Mike Figgis (Leaving Las Vegas). Dass Wood in Sachen Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll nichts ausgelasse­n hat, ist bekannt und wird von Weggefährt­en von Rod Stewart bis natürlich Mick Jagger und Keith Richards anekdotenr­eich bestätigt. Wood habe für den Spaß bei den Rolling Stones gesorgt, so Jagger. Man glaubt es ihm gerne, wenn man Wood auf der Bühne herumkaspe­rln sieht. Zum Glück lässt die Doku an dieser Stelle aber auch erkennen, dass sich hinter dem Image des großen Kindes mit der ewigen Strubbelfr­isur noch mehr verbirgt: ein seelenvoll­er Musiker, der aus dem Weben von Gitarrente­ppichen eine Kunstform gemacht hat. Jemand, der alles macht, um dem Song zu dienen und den Sänger glänzen zu lassen.

Nicht dass Wood deswegen viel Aufhebens machen würde. Irgendwie sei er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, lässt er uns wissen. Am Ende fühlt man sich darin bestätigt, was man ohnehin immer vermutete: Dieser Mann ist ein sympathisc­her Strizzi mit viel Talent für Spaß und Musik. Nachahmung allerdings nur bedingt empfohlen.

dst.at/TV-Tagebuch

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