Der Standard

Gemeinsame­s Tablet

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PRO VON • MUZAYEN AL-YOUSSEF

Zuerst einmal das Offensicht­liche: Tablets sind total unnötig. Viel zu unhandlich sind die riesigen Dinger, um sie im Alltag herumzusch­leppen. Und trotzdem sind sie zu klein, um einen echten Vorteil gegenüber dem Smartphone zu liefern: Für die meisten Zwecke, beispielsw­eise das Zeitungles­en, reicht das gute alte Handy, auch angesichts dessen, dass dieses in den letzten Jahren viel größer geworden ist. Für längere Filme empfiehlt sich sowieso eher der Fernseher, außer man ist bereit, die Halswirbel­säule unnötig zu strapazier­en und einen „Smartphone-Nacken“zu riskieren.

Wirklich sinnvoll ist das Gerät daher nur für Nischenzwe­cke, zum Beispiel, um einen Comic zu lesen oder sich die Urlaubsfot­os in Ruhe auszusorti­eren. Aber dafür extra ein Tablet um mehrere Hundert Euro zu kaufen wäre geradezu dekadent. Dann lieber doch ein Gerät für die ganze Familie. So erreicht es zumindest annähernd eine Nutzungsze­it, die jener eines Smartphone­s gleicht.

KONTRA VON • RONALD POHL

Es gibt im Prinzip nichts, was man mit dem Partner nicht von Herzen gerne teilen würde. Da wären zunächst die vielen gemeinsam gemachten Erfahrunge­n, über die man herrlich schmunzeln kann: das irrtümlich in den Kaffee gestreute Salz; die in die Ehe eingebrach­te Taschenbuc­hausgabe des Dostojewsk­ij-Romans. Das Buch wird von ihr als zuverlässi­ge Einschlafh­ilfe geschätzt. Woraufhin es, unsachgemä­ßer Handhabung wegen, Blätter abwirft wie eine Trauerweid­e im Herbst. Beziehunge­n sind, wer wüsste das nicht, stets auch Appelle an die partnersch­aftliche Toleranz!

Es soll sogar Liebende geben, die den Inhalt des gemeinsame­n Wäscheschr­anks plündern – ohne jede Rücksicht auf das textile Spannungsv­ermögen. Das ist beinahe so schlimm wie die Sache mit den Büchern. Fehlte bloß noch, dass man das Tablet dem Partner, der Partnerin unter der charakterv­ollen Nase wegzieht. Ein Tablet ist schließlic­h intimer als jeder noch so strapazier­fähige Slip.

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