SKISPORT IN KITZBÜHEL
Kitzbühel-Premiere für Feuz beim Marathon auf der Streif – Kryenbühl und Cochran-Siegle schwer gestürzt
Die 81. Hahnenkammrennen gehen nach Massentests, die wenige positive Ergebnisse zeitigten, über die Bühne – je nach Wetter. Die Abfahrt am Freitag gewann Beat Feuz.
Strahlender Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren vermeintlich zahme Streif. Es schien angerichtet für ein perfektes Fest bei der 500. Weltcupabfahrt der Herren – abgesehen davon, dass die Zuschauer fehlten. Doch das Geisterrennen sollte sich ganz anders entwickeln.
Herrschte nach dem heftigen Sturz des US-Amerikaners Ryan Cochran-Siegle eingangs der Traverse am Hausberg allgemeine Erleichterung, dass der Sieger des Super-G in Bormio von schweren Verletzungen verschont geblieben war, so stockte wenige Minuten später allen erneut der Atem, als Urs Kryenbühl beim Zielsprung schwer verunfallte. Der Schweizer kam mit einer Geschwindigkeit
von rund 145 km/h in Vorlage, schlug schwer auf und blieb zunächst regungslos liegen. Dabei wurden Erinnerungen an den heftigen Sturz der Schweizers Daniel Albrecht 2009 geweckt. Kryenbühl wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus in St. Johann geflogen, „er war ansprechbar und wusste seinen Namen“, sagt sein Landsmann Beat Feuz.
Der 33-Jährige zitterte dann auch um seinen ersten Sieg in Kitzbühel, den ersten für die Schweiz seit 2012 (Didier Cuche) auf der Streif. Nach vier zweiten Plätzen (2016, 2018, 2019 und 2020) hat sich Feuz schließlich in 1:53,77 Minuten erstmals eine goldene Gams und mit dem Erfolg in der Ersatzabfahrt für Wengen eine Gage von 52.000 Euro gesichert. Er gewann 16 Hundertstelsekunden vor Matthias Mayer, der vergangenes Jahr in Kitzbühel 0,22 Sekunden vor dem Schweizer (ex aequo mit Vincent Kriechmayr) gewonnen hatte. Dritter wurde der Italiener Dominik Paris, der 2013, 2017 und 2019 auf der Streif erfolgreich war. Für Kriechmayr lief es nicht nach Plan. Der Schnellste im Abschlusstraining
wurde ohne ersichtlichen Fehler 1,62 Sekunden hinter Feuz als Neunter unmittelbar hinter dem für Deutschland startenden Romed Baumann Zweitbester des österreichischen Skiverbandes.
Der 14. Weltcupsieg von Feuz, sein elfter in einer Abfahrt, hing lange an einem seidenen Faden. Wegen böigen Windes wurde das Rennen, das zu einem wahren Marathon mutierte, nach Startnummer 23 zum bereits dritten Mal lange unterbrochen. Für eine Wertung braucht es jedoch 30 gestartete Läufer. Neben dem gefährlichen Zielsprung und den Böen bereiteten auch die schlechter werdenden Sichtbedingungen Sorgen.
Mit Ach und Weh führte man die rund drei Stunden dauernde Veranstaltung nach 30 Startern per Abbruch einer Erledigung zu.
Der heuer wieder einmal besonders mächtige Zielsprung hatte bereits in den vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt. Auch der Franzose Johan Clarey war dort im Training schwer gestürzt, hatte sich dabei aber nicht verletzt und belegte mit 0,89 Sekunden Rückstand den respektablen vierten Platz. Nach seinem Sturz war die Absprungkante leicht entschärft worden. Im Rennen flogen die Läufer aber erneut endlos. „Der Sprung ist schon seit drei Tagen Thema. Es geht einfach zu weit. Ich bin auch 60, 70 Meter gesegelt“, sagte Feuz.
Am Samstag steht die klassische Hahnenkammabfahrt (11.30 Uhr, ORF 1) auf dem Programm. Nach prognostiziertem Schneefall in der Nacht ist eine neuerliche Zitterpartie zu erwarten. Am Sonntag soll noch ein Super-G folgen.