Österreich EU-weit von Rezession am stärksten betroffen
Konjunktur brach laut Eurostat Ende 2020 im Vergleich zu 2019 um 7,8 Prozent ein
Wien – Während die Regierung betont, dass Österreich verhältnismäßig gut durch die Krise komme, sprechen Konjunkturdaten eine andere Sprache. Denn nach der kräftigen wirtschaftlichen Erholung im Sommer führten Reisebeschränkungen und Lockdowns gegen Jahresende zu einem regelrechten Einbruch der Wirtschaftsleistung. Mit einem Minus von 4,3 Prozent im vierten Quartal 2020 im Vergleich zu den drei Monaten davor erleidet Österreich den größten Rückgang, wie aus einer am Dienstag von der Statistikbehörde Eurostat veröffentlichten Schnellschätzung hervorgeht.
Selbst das Land mit der zweitschlechtesten Entwicklung in der Union, Italien, kommt mit einem Minus von zwei Prozent deutlich besser davon. Die EU insgesamt schrumpfte leicht um 0,5 Prozent. Auch im Vergleich zum vierten Quartal 2019 liegt Österreich mit einem Minus von 7,8 Prozent äußerst schlecht, nur in Spanien schlug die Corona-Krise stärker zu. Der negative Trend hält an, gegen Ende Jänner sank die heimische Wirtschaftsleistung um 14 Prozent.
Die dramatische Entwicklung hängt stark mit dem stillstehenden Tourismus zusammen, der in Österreich eine fast doppelt so große Rolle spielt wie in der EU.
Auch bei der Unterstützung der Betriebe gibt es Zweifel an der von der Regierung verkündeten Vorreiterrolle Österreichs. Laut dem Internationalen Währungsfonds liegen die Hilfen unter dem Durchschnitt der Industrienationen, aber über jenem der europäischen Staaten.
Dass ein Vergleich unterschiedlicher Hilfspakete grundsätzlich schwierig ist, zeigen Auswertungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), das die Unternehmenshilfen in Deutschland und Österreich genauer unter die Lupe genommen hat. Während Berlin sehr stark auf Kredite setzt, spielen hierzulande Garantien und Haftungen eine größere Rolle. Bei den bisher ausgeschöpften Unternehmenshilfen fällt die Kurzarbeit in Österreich stärker ins Gewicht als im Nachbarland.
31 Milliarden Euro an Hilfen
Berücksichtigt man weitere Posten aus dem Hilfspaket, wurden laut Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bereits mehr als 31 Milliarden Euro an Hilfsgeldern fix zugesagt oder ausgezahlt. Das Wifo kommt auf rund 27 Milliarden, weil nur abgerechnete Gelder berücksichtigt wurden. Einen kleinen Lichtblick gibt es: Im Vergleich zur Vorwoche ging die Zahl der Jobsuchenden um 5000 zurück. (red)