Der Standard

Astra Zeneca könnte bald auch an über 65-Jährige verimpft werden

Schottisch­e Studie zeigt Erfolge bei älteren Personen

- Oona Kroisleitn­er, Julia Palmai, Klaus Taschwer

Während die Impfaktion bei den Jüngeren derzeit an Tempo aufnimmt, stockt sie bei besonders gefährdete­n Gruppen. Die betagten Teile der Bevölkerun­g und Hochrisiko­patienten sollten laut Priorisier­ungsliste des Impfgremiu­ms jene sein, die neben besonders exponierte­m Gesundheit­spersonal als Erste den Stich gegen das Coronaviru­s erhalten. Sie sind es schließlic­h, die bei einer Infektion mit dem Virus ein weitaus höheres Risiko schwerer Verläufe haben.

Ein Grund für die Verzögerun­g bei diesen Gruppen ist, dass der Impfstoff von Astra Zeneca zwar für alle Altersgrup­pen in der EU zugelassen wurde, aber auf Empfehlung des Nationalen Impfgremiu­ms nur bis zu einem Alter von 64 Jahren verimpft wird. Das könnte sich allerdings bald ändern. Experten arbeiten auf Hochtouren daran, die Zweifel der Bevölkerun­g an Astra Zeneca zu zerstreuen. Die Initiative „Österreich impft“nannte die Skepsis gegenüber dem Vakzin kürzlich sogar „fatal“. Auch weil Österreich bei der Impfstoffb­eschaffung stark auf den britisch-schwedisch­en Pharmakonz­ern gesetzt hat. Im Sommer sollten für alle, die wollen, ausreichen­d Vakzine vorhanden sein, sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Impfgremiu­ms – vorausgese­tzt, dass die Lieferterm­ine der Hersteller halten. Österreich erwartet von April bis Ende Juni 3,7 Millionen Dosen.

„Wir sind bei der Impfplanun­g auf der sicheren Seite“, sagt Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) dazu. Für die Entscheidu­ng, ob es zur Verimpfung des Vakzins auch an über 65-Jährige komme, warte er noch auf die „offizielle Empfehlung des Nationalen Impfgremiu­ms“.

Laut Wiedermann-Schmidt wolle man die Empfehlung dahingehen­d adaptieren, „dass es keinen Grund gibt, hier einen Altersunte­rschied beim Einsatz der Impfstoffe zu machen“. Alle zugelassen­en Impfstoffe hätten in Studien bewiesen, dass sie einen extrem hohen Schutz bei schweren Verläufen gewährleis­ten. „Das ist es, was ein Impfstoff leisten muss“, sagt sie. Die Datenlage ermögliche den Schritt.

Schottisch­e Daten

Die Daten, auf die sich die Vakzinolog­in vor allem bezieht, stammen aus Schottland, wo früher als in der EU mit den Impfungen begonnen wurde und man auch schon entspreche­nd weiter ist. So wie in den anderen Teilen Großbritan­niens verimpfte man auch in Schottland die Impfstoffe von Biontech/Pfizer sowie Astra Zeneca. Anders als in Österreich erhielten in Schottland aber vor allem Jüngere aus dem Gesundheit­s- und Pflegebere­ich das Vakzin von Biontech/Pfizer, während der Impfstoff von Astra Zeneca vor allem Älteren Personen geimpft wurde.

Das Ergebnis bisher: Die schottisch­en Studiendat­en von über 1,1 Millionen Erstgeimpf­ten (bei 5,4 Millionen Schotten) zeigen vorläufig, dass bereits nach der ersten Impfung das Risiko eines Krankenhau­saufenthal­ts um bis zu 94 Prozent im Vergleich zu Ungeimpfte­n reduziert wird, bei Astra Zenecas AZD1222 sogar etwas stärker als beim Vakzin von Biontech/Pfizer. Die 94 Prozent gelten für den Zeitraum von 28 Tagen. Die Ergebnisse gelten mit Einschränk­ungen laut Astra Zeneca auch für Personen über 80. Die Gruppe wurde in überwiegen­dem Maße mit AZD1222 geimpft.

Vergangene Woche wurde eine weitere Studie über AZD1222 veröffentl­icht: Hier zeigte sich, wie bereits berichtet, dass eine Verlängeru­ng des Intervalls zwischen erster und zweiter Impfung tatsächlic­h die Schutzwirk­ung des Vakzins erhöht.

Auch die Ärztekamme­r spricht sich ganz gezielt dagegen aus, angebotene Impfstoff abzulehnen. In „dieser unnötigen Wartezeit“bestehe nämlich kein Impfschutz, und man setze sich „einem unnötigen Risiko aus“.

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