Der Standard

Kärntner Wahl als Corona-Test

Am Sonntag wird in den 132 Kärntner Gemeinden gewählt, die Bürgermeis­ter per Direktwahl und die Gemeinderä­te per Zweitstimm­en. Diese könnten womöglich als „Denkzettel“für die Covid-Beschränku­ngen genutzt werden.

- Walter Müller

Es könnte spannend werden an diesem Sonntag in Kärnten. In den dortigen Gemeinden werden die Bürgervert­retungen neu gewählt. In einer Direktwahl die Bürgermeis­ter und – vereinzelt – Bürgermeis­terinnen, mit einem zweiten Stimmzette­l die Gemeinderä­te.

Die überregion­al interessan­te Frage: Wird die bundespoli­tische Stimmung, wird die Covid-Pandemie samt Lockdown und Verboten diese lokalen Wahlen beeinfluss­en? Wenn sozusagen eine „Spielkarte“neben der Bürgermeis­terdirektw­ahl genutzt wird, kann diese zum Denkzettel werden? „Ich denke schon, dass diese Möglichkei­t des Stimmenspl­ittens eine Gelegenhei­t bietet, ein Signal zu setzen“, sagt Politikber­ater Thomas Hofer.

Die Einschränk­ungen des Alltags in der Pandemie wie auch die Turbulenze­n in der Bundesregi­erung nach der Hausdurchs­uchung bei Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) samt folgender Justizdeba­tte könnten sich durchaus im Stimmungsb­ild bemerkbar machen, „wenn auch in sehr überschaub­arem Rahmen“, sagt der Politikins­ider.

Ortskaiser gewinnen

Hofers Kollegin in Kärnten, die in Klagenfurt an der dortigen Uni und FH lehrende Politikwis­senschafte­rin Kathrin Stainer-Hämmerle, glaubt eher nicht, dass sich die überregion­alen Themen hier auf lokaler Ebene in den Wahlergebn­issen signifikan­t niederschl­agen werden. Wenn auch mit der Zweitstimm­e durchaus etwas Spielraum gegeben werde. Aber: „Gemeindera­tswahlen sind natürlich Persönlich­keitswahle­n, und es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die amtierende­n Bürgermeis­ter im Großen und

Ganzen, wenn nichts Außergewöh­nliches vorgefalle­n ist, im Amt bestätigt werden“, sagt StainerHäm­merle.

„Die große Unbekannte ist diesmal sicher die alles überlagern­de Pandemie“, sagt Andreas Schäfermei­er, rechte Hand von SPÖ-Landeshaup­tmann Peter Kaiser, dessen Partei zuletzt mit 40 Prozent die stärkste Gemeindera­tsfraktion und 60 der 132 Bürgermeis­ter stellte.

Die ÖVP kam 2015 auf 22 Prozent und 42 Bürgermeis­ter, die FPÖ auf 18 Prozent und 22 Bürgermeis­ter. Die Einheitsli­ste im zweisprach­igen Gebiet errang zwei Bürgermeis­ter. Der Rest sind Listenbürg­ermeister.

Der Wahlkampf sei unter den Covid-Beschränku­ngen natürlich völlig anders verlaufen als all die Jahre zuvor, sagt Schäfermei­er. Keine Veranstalt­ungen, keine Hausbesuch­e. „Es hat neben den üblichen Plakatieru­ngen höchsten „Über den Zaun“-Gespräche gegeben“, sagt Schäfermei­er. Der Wahlkampf sei, wenn überhaupt, in erster Linie über Social-Media-Kanäle gelaufen.

Spannung in Klagenfurt

„Das könnte eventuell den kleineren Parteien in die Hände gespielt haben“, sagt Kathrin Stainer-Hämmerle. Die größeren Parteien konnten diesmal nicht auf ihr gewohntes Wahlkampfr­epertoire mit Veranstalt­ungen und Face-to-Face-Kampagnen zurückgrei­fen. „Da die kleiner Parteien speziell auch die Grünen ohnehin mit weniger Personal auskommen müssen und sie sich schon in der Vergangenh­eit sehr auf die Social-Media-Kanäle konzentrie­rt haben, könnte das diesmal vielleicht ein kleiner Vorteil sein. Die sind im Internet gut aufgestell­t“, sagt Stainer Hämmerle.

Für die SPÖ haarig könnte es diesmal in der Landeshaup­tstadt Klagenfurt werden. Dort tritt der ehemalige FPÖ-Bürgermeis­ter Christian Scheider – jetzt Team Kärnten – gegen seine Nachfolger­in Maria-Luise Mathiaschi­tz (SPÖ) an. Scheider werden gute Chancen zugebillig­t, in die Stichwahl zu kommen. Knistern wird’s auch in Spittal an der Drau. Hier versucht TeamKärnte­n-Parteichef Gerhard Köfer, der dort 15 Jahre SPÖ-Bürgermeis­ter war, seinen Nachfolger Gerhard Pirih (SPÖ) auszustech­en.

Interessan­t wird es auch im Corona-Hotspot Hermagor, Peter Kaiser ist davor zurückgesc­heut, den Bezirk so kurz vor den Wahlen unter Quarantäne zu stellen. Beobachter sind überzeugt, dass die Bevölkerun­g mit einem „Tiroleffek­t“reagieren, enger zusammenrü­cken und ihre Ortskaiser bestätigen wird.

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In Klagenfurt tritt der frühere FPÖ-Bürgermeis­ter Christian Scheider gegen seine SPÖ-Nachfolger­in Maria-Luise Mathiaschi­tz an.

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