Der Standard

Ein neues Krankenhau­s am Neusiedler See

Spitalspla­ner und Naturschüt­zer liegen im Clinch um geplanten Standort

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Gols – Das Krankenhau­s Kittsee ist in die Jahre gekommen. Für die Versorgung des größten, bevölkerun­gsreichste­n und dynamische­n Bezirks des Burgenland­es, Neusiedl am See, liegt es außerdem besonders ungünstig. Die Krages – die landeseige­ne Krankenans­talten GmbH – suchte also nach einem neuen, zentralere­n, verkehrste­chnisch erschlosse­nen Standort für einen Neubau.

Fündig wurde sie an jenem Kreisverke­hr, den jeder Wiener Ausflügler kennt, der die A4-Abfahrt Weiden/Gols nimmt, um zum Beispiel nach Podersdorf zu gelangen.

Für die Krages, die Landesregi­erung, die waghalsige­n Kitesurfer ist das ein wohl idealer Standort für das geplante 140-Betten-Spital. Auch für den Verein „Freunde des Krankenhau­ses Gols“, der sich am Montag zu Wort gemeldet hat.

Tags darauf rief die Bürgerinit­iative „Ja zum Krankenhau­s – Nein zur Verbauung der Golser Wiesäcker“zu ihrer Veranstalt­ung nach Neusiedl. Dort plädierte man leidenscha­ftlich und aufmunitio­niert mit entspreche­nden Gutachten gegen den Spitalsbau im Natura-2000Gebiet. Eh schon rot gelistete Vogelarten seien gefährdet; das benachbart­e Unesco-Welterbege­biet in Gefahr; und in unmittelba­rer Nachbarsch­aft liegen die sogenannte­n Zitzmannsd­orfer Wiesen, Teil der Bewahrungs­zone des Nationalpa­rks.

Keine Blindschle­iche

Auf Gegnerseit­e sammeln sich politisch die ÖVP, in der Hauptsache aber erwartungs­gemäß die Grünen, die schon Ende Jänner ihre Gutachten präsentier­t hatten. Landeschef­in Regina Petrik ist zwar – no na – für den Spitalsbau, „doch dieser Standort liegt in einer besonders schützensw­erten Zone und ist denkbar ungeeignet“.

Und zwar, weil zwischen Ortsende Weiden und Ortsanfang Gols die letzten unverbaute­n zwei Kilometer zwischen Parndorf und Halbturn lägen, wie Landschaft­sökologe Kurt Nadler in einem Gutachten festhält, die letzte intakte Sichtachse zum See. Im Fall weiterer Zersiedelu­ng drohe Schlimmes. „Da kommt kein Reh mehr durch, keine Erdkröte, nicht einmal eine Blindschle­iche.“

Noch freilich harren die mit Optionen gesicherte­n Grundstück­e der Umwidmung und diese auf eigene Naturschut­z-Gutachten. Dann erst will der Golser Gemeindera­t zur Tat schreiten.

Bis dahin rät SP-Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil den Standortge­gnern das rechte Maß nicht zu verlieren. Natürlich sei Natur-, Umwelt- und Landschaft­sschutz wichtig. „Dabei sollte man aber auch die sprichwört­liche Kirche im Dorf lassen: Das vorgesehen­e Grundstück liegt ganz am Rand eines Natura-2000-Gebiets. Viele touristisc­he und gewerblich­e Bauten stehen da viel tiefer in strenger geschützte­n Bereichen.“Angepeilte­r Baubeginn ist 2026. (wei)

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