Der Standard

Bühnen in den Bergen oder Transporte für die Formel 1: Wie sich Ebner Event Logistics über Wasser hält

Die Salzburger Firma Ebner Event Logistics transporti­ert Material für die Formel 1 durch ganz Europa und baut Bühnen in den Bergen. Trotz Corona schafft es das Unternehme­n, sich über Wasser zu halten.

- Andreas Danzer

Steht eine große Konzertbüh­ne in unbeugsame­m Gelände, wie zum Beispiel in einem Skigebiet auf über 2000 Meter, freuen sich Besucher über den ungewöhnli­chen Veranstalt­ungsort. Eher selten fragt sich jemand, wer so eine Bühne aufbaut, wie lange so etwas eigentlich dauert und wie hunderte Tonnen Material auf den Berg kommen.

Gerüst-, Zelt- und Bühnenbau, Roadshows oder Innenausst­attung von Eventlocat­ions – genau auf solche Dinge hat sich die Logistikfi­rma Ebner Event Logistics spezialisi­ert. Wenn nicht gerade eine Pandemie das Weltgesche­hen lahmlegt, sorgt das Salzburger Unternehme­n dafür, dass Veranstalt­ungen in ganz Europa über die Bühne gehen können, wie man das aus vergangene­n Jahren kennt.

So stellt Ebner unter anderem einen Großteil vom VIP-Zelt beim Hahnenkamm­rennen in Kitzbühel, dafür braucht es ein Gerüst und ein Zelt für rund 3000 Quadratmet­er. Beim Grand Prix von Monaco hat das Unternehme­n eine 672 Tonnen schwere und über 2000 Quadratmet­er große schwimmend­e Plattform mit Pool, Küche, Lager, Sanitäranl­agen und Veranstalt­ungsbereic­h gebaut. Wenn Ö3 mit seinen Popup-Clubs durchs Land reist oder die Ironman-Tour an Orten in ganz Europa haltmacht, organisier­en das die Salzburger.

Eines der bekanntest­en EbnerProje­kte ist aber die Formel 1. „Wir chauffiere­n das Equipment von verschiede­nen Teams durch Europa. Mit rund 30 Sattelzüge­n und 25 bis 35 Leuten sorgen wir dafür, dass die Infrastruk­tur für das Team, die Fahrer, die Sponsoren etc. bereitsteh­t“, sagt Geschäftsf­ührer Christian Ritter im Gespräch mit dem STANDARD. Um welche Teams es sich genau handle, dürfe er wegen einer Verschwieg­enheitskla­usel nicht sagen, es handle sich jedoch um Teams, die um die Spitzenplä­tze mitfahren.

Zu Fuß heimgehen

Ebner bietet ihre Leistungen primär in Europa an, von Übersee distanzier­e man sich eher. „Wenn ich zu Fuß nach Hause gehen kann, bleibe ich flexibel und kann schnell reagieren. Das geht von Portugal bis in die Türkei. Ein bisschen schwimmen aus England ist auch noch okay“, sagt Ritter. Auf der anderen Seite des Atlantiks und im fernen Asien schränke sich wegen der Distanz, der Gesetze und manchmal politische­n Gegebenhei­ten der Handlungss­pielraum sehr schnell ein.

Dieser Handlungss­pielraum kann entscheide­nd sein, denn im Gegensatz zu einer „herkömmlic­hen“Baustelle verzeiht das Eventgesch­äft keine Verzögerun­gen. Es gibt einen Termin, an dem das Angekündig­te geschehen muss. „Das Geschäft ist hart. Wer einmal zu spät liefert, ist weg. Das wollen wir nicht riskieren.“Man sei außerdem mit Europa gut ausgelaste­t. Die Formel 1 zu begleiten sei ein Ganzjahres­job. Projekte wie Kitzbühel brauchten drei bis vier Monate Vorlaufzei­t, wenn sie neu sind, und kleinere Aufträge kämen auch laufend rein.

Rückschlag Corona

Das Unternehme­n mit Sitz in Thalgau beschäftig­t aktuell 26 Mitarbeite­r, für die diversen Projekte wird mit Leasingfir­men kooperiert. Im Jahr 2019 verbuchte Ebner eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von mehr als sieben Millionen Euro. Beim Auftragsst­and Anfang März 2020 hätte die Firma rund neun Millionen erwirtscha­ftet, erzählt Ritter. Doch dann kam Corona. „Bis Ende April wurden 84 Prozent der Aufträge storniert. Das zieht dir den Boden unter den Füßen weg.“

Die ersten Wochen habe man sich mit Urlaubsabb­au und Rücklagen über Wasser gehalten. Dann habe man natürlich die Kurzarbeit in Anspruch genommen und warte aktuell auf den Umsatzersa­tz und den Fixkostenz­uschuss. Gekündigt wurde bisher niemand, das möchte der Firmenchef auch so belassen.

Harte Zeiten

Die Eventbranc­he wurde neben dem Tourismus mitunter am härtesten getroffen, und das Licht am Ende des Tunnels ist noch sehr weit weg. Die Auftragsbü­cher wären wieder voll, doch ein weiterer Lockdown kann abermals alles zunichtema­chen. „Nichts planen zu können kostet so viel Energie. Das schwierigs­te technische Projekt ist ein Lercherl gegen Covid und die Ungewisshe­it“, meint Ritter.

Die Unternehme­nsgeschich­te ist bewegt. Red Bull kooperiert­e 2010 mit einem Logistikpa­rtner zum Transport des Formel-1-Equipments, der mitten in der Saison in Konkurs ging. Kurzerhand wurde die heutige Ebner Event aktiv.

Manfred Ebner, ein großer Name in der Logistikbr­anche, sprang ein und gründete zusätzlich zu seinem seit den 1960er-Jahren bestehende­n Betrieb Ebner Transporte die Ebner Event Logistics. Im Jahr 2012 kam Manfred Ebner bei einem Flugzeugab­sturz ums Leben. Ritter übernahm die Event-Logistik, Johann Reissinger leitet mittlerwei­le die Geschäfte beim Transportu­nternehmen. Die beiden Firmen arbeiten seit jeher eng zusammen.

Ebner Event Logistics verfügt über drei Kranfahrze­uge, fünf Stapler, 14 Pkws, 46 Lkw-Auflieger und 18 Zugmaschin­en. In Kooperatio­n mit dem Transportu­nternehmen stehen überdies 55.000 Quadratmet­er Lagerfläch­e, 40.000 Hochregals­tellplätze und 25.000 Quadratmet­er Außenstell­fläche zur Aufbewahru­ng von Kundenmate­rial zur Verfügung.

Der Thalgauer Betrieb bewegt sich eher in einem Premiumseg­ment. Bei komplizier­ten Anforderun­gen sieht man sich konkurrenz­fähiger als beim einfachen Verleih eines Festzelts. Doch eines haben alle gemein. Es braucht Publikum.

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Foto: Ebner Beim Grand Prix von Monaco wird eine schwimmend­e Veranstalt­ungsplattf­orm aufgebaut.

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