Der Standard

Das Damoklesha­ndy

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Mit der Prophezeiu­ng „das Handy von Strache bietet leider noch Stoff für die nächsten zehn Jahre“versprach vor ein paar Monaten Andreas Mölzer den im Bereich der politische­n Satire Werktätige­n so etwas wie Zukunftssi­cherung.

Nun dürfen wir uns diesbezügl­ich noch größere Hoffnungen machen, hat doch die Korruption­sstaatsanw­altschaft auf dem Mobiltelef­on von ÖBAG-Chef Thomas Schmid mehr als 323.600 Nachrichte­n sichergest­ellt. Dies gelang, obwohl Schmid kurz vor der bei ihm durchgefüh­rten Hausdurchs­uchung alle Daten gelöscht und sein Handy auf Werkseinst­ellung zurückgese­tzt hatte. Zur Frage, ob er dies aus einer bestimmten Vorahnung heraus gemacht hat, wissen wir dank ÖVP-Anwalt Werner Suppan jetzt Genaueres. Suppan erklärte nämlich in der Vorwoche: Dass sich Gernot Blümel bei der Staatsanwa­ltschaft erkundigt hat, ob gegen ihn ermittelt wird, lange bevor das öffentlich bekannt wurde, sei eine „routinemäß­ige Anfrage“gewesen. Offenbar fragen ÖVP-Politiker also regelmäßig beim Staatsanwa­lt nach, ob gerade gegen sie ermittelt wird, weshalb es denkbar ist, dass auch Schmid Informatio­nen aus „routinemäß­igen Anfragen“hatte.

Genutzt hat es ihm nichts, denn die Ermittler fanden bei der Durchsuchu­ng einen Datenträge­r mit dem kompletten Back-up von Schmids Handy. Bei der Auswertung der sichergest­ellten Nachrichte­n steht die Behörde erst am Anfang, woraus folgt: Das Hauptmotiv der ÖVP-Kampagne gegen die Korruption­sstaatsanw­älte ist nicht durch das motiviert, was war. Sondern durch das, was kommt.

Über dem Haupt der Volksparte­i hängt ein Damoklesha­ndy. Das macht sie unentspann­t, zumal das Verhältnis der Türkisen zur WKStA immer schon schwierig war. Für die ÖVP ist die bloße Existenz einer Korruption­sstaatsanw­altschaft eine ähnliche Zumutung wie das Vorhandens­ein der Verkehrspo­lizei für die Teilnehmer des Golf-GTI-Treffens.

Was die diesbezügl­ichen aktuellen Probleme Blümels betrifft, könnte er versuchen, seine umstritten­e Interventi­on für Novomatic von 2017 mit „christlich­er Nächstenli­ebe“zu rechtferti­gen. Denn just zu dem damaligen Zeitpunkt veröffentl­ichte der OGH sein Urteil, in dem festgehalt­en wird, dass Novomatic über viele Jahre illegales Automateng­lücksspiel betrieben hat. So gesehen könnte man Interventi­onen für Professor Graf und Co auch als eine Form von Resozialis­ierungshil­fe für Gestrauche­lte interpreti­eren.

Zur Vermeidung künftiger Kalamitäte­n könnte Blümel sich dann daran orientiere­n, was bei anderen schon funktionie­rt hat. Konkret könnte das so ausschauen: Er gründet ein „Michael-Spindelegg­er-Institut“samt Thinktank. Dieses Institut braucht anfangs auch keine eigene Adresse oder Telefonnum­mer (die kann es sich mit der ÖVP Niederöste­rreich teilen) und bietet „Kooperatio­nen“wie das Schalten von Inseraten in einem „Spindelegg­er-Report“an. Ergänzend wäre noch die Unterstütz­ung eines von Blümel in seinem Heimatbezi­rk gegründete­n Landstraße­r Kammerorch­esters möglich. Und sollte es irgendwann einen U-Ausschuss zum Thema „Politische Interventi­onen bei Steuerprob­lemen von Glücksspie­lkonzernen“geben, wäre er der logische Kandidat für das Amt des Vorsitzend­en.

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