Der Standard

Glücksspie­lpaket bringt schärfere Regeln

Spielersch­utz ist ein Teil der neuen Glücksspie­lregeln, eine neue Behörde soll Distanz zwischen Politik und Glücksspie­lkonzerne bringen.

- Regina Bruckner

Es klingt wie eine Win-winwin-Situation: Die Regierung will Nägel mit Köpfen machen und legt das im Regierungs­programm angekündig­te „Glücksspie­lpaket“vor. Mehr Maßnahmen zum Schutz von Spielsücht­igen, mehr Distanz zwischen Politik und Glücksspie­lbranche lautete das Ziel.

Die Glücksspie­lagenden werden aus dem Finanzmini­sterium herausgelö­st und sollen in eine unabhängig­e und weisungsfr­eie Glücksspie­lbehörde wandern. Das gab Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) am Mittwoch nach der Ministerra­tssitzung bekannt. Ein Erfolg, so es einer wird – denn das Bestellver­fahren ist noch offen –, den sich nun so manche auf ihre Fahne heften. Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) erklärt in einem schriftlic­hen Statement, die Mehrfachro­lle des Finanzmini­steriums im Glücksspie­lbereich sei nicht mehr zeitgemäß, „darauf habe ich bereits vor einem Jahr hingewiese­n, und auch im Regierungs­programm ist eine entspreche­nde Neuordnung vorgesehen“.

Bei der geplanten Entflechtu­ng werde man sich an internatio­nalen Vorzeigemo­dellen orientiere­n, die Vorarbeite­n im Ressort laufen seit einem Jahr. Zudem würden der Spielersch­utz und der Kampf gegen illegales Glücksspie­l forciert. Für die Lizenz- und Konzession­sverfahren wird ein richterlic­her Konzession­ssenat zuständig sein. Dabei sollen strenge Unvereinba­rkeits-, Transparen­zund Compliance-Bestimmung­en zur Anwendung kommen.

Die Debatte um die Zuständigk­eiten war zuletzt nach einer Hausdurchs­uchung bei Blümel erneut losgebroch­en. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft vermutet illegale Parteienfi­nanzierung durch Novomatic, Blümel und die ÖVP weisen dies strikt zurück. Novomatics guter Draht zur Politik sorgt seit Jahren für Themen für Ermittler und Medien. Nun zeigt man sich bei Europas größtem Glücksspie­lkonzern erfreut, „weil damit eine langjährig­e Forderung von Novomatic erfüllt wird und endlich eine unabhängig­e Glücksspie­lbehörde nach internatio­nalen Standards gegründet werden soll“, wie Kommunikat­ionschef Stefan Krenn mitteilt.

Die Grünen wiederum sehen viele ihrer Forderunge­n in Sachen Spielersch­utz und Korruption­sbekämpfun­g erfüllt. Allein im Wiener Prater würden 150 Spielautom­aten mit Bundeslize­nz betrieben, künftig werde es dies nicht mehr geben. Wichtig sei das Verbot von Spenden, Sponsoring und Inseraten von Glücksspie­lunternehm­en an Parteien und politische Funktionär­e. Die drei nicht genutzten Kasinolize­nzen sollen gestrichen, die Bundeslize­nz für Automaten abgeschaff­t werden. Spieldauer und Höchsteins­ätze beim Automateng­lücksspiel werden reduziert. Im Online-Gaming soll es registrier­te, personalis­ierte Spielerkon­ten geben, wodurch nur noch bis zu einer monatliche­n Betragshöc­hstgrenze gezockt werden kann. Die gesetzlich­en Regelungen zur Umsetzung des Pakets sollen bis April in Begutachtu­ng gehen und bis zum Herbst beschlosse­n werden.

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Foto: AFP / Sebastian Bozon Das Glück ist beim Spielen nicht immer auf der Seite der Glücksuche­nden. Das gilt am Spieltisch ebenso wie an Automaten.

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