Der Standard

Tiefe Krise am Jobmarkt hält an

Arbeitslos­igkeit in Tirols Skigemeind­en besonders hoch

- Unten) Leopold Stefan, Aloysius Widmann

Wien – Die Krise am Arbeitsmar­kt dauert landesweit an und trifft Tirol besonders stark. Laut dem Arbeitsmar­ktservice (AMS) war die Zahl der Arbeitslos­en Ende Februar österreich­weit im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent höher. In Tirol waren 134,4 Prozent mehr Menschen auf Jobsuche. In Skigemeind­en wie Galtür

stiegt die Arbeitslos­igkeit sogar um mehrere Tausend Prozent.

Trotz möglicher Öffnungssc­hritte haben einige Hoteliers die Saison vorzeitig beendet. Andere bleiben optimistis­ch und wollen auf jeden Fall die Betriebe wieder aufsperren. In der Branche schielt man auf regionale Lockerunge­n. (red)

Wer die Hoffnung auf Skiurlaub samt Verwöhnhot­el über Ostern noch nicht aufgegeben hat, musste eventuell feststelle­n, dass das Lieblingsr­essort die Saison schon beendet hat. Auch an den im März gewöhnlich besten Hanglagen wie am Arlberg bleiben einige Pforten dicht. So heißt es etwa auf der Website eines Vorarlberg­er Traditions­betriebs, der „Warther Hof macht Winterschl­af“. Geöffnet wird erst in der letzten Juniwoche.

Wer sucht, stößt immer wieder auf solche Beispiele. Im Tiroler Seefeld öffnet das bekannte Luxushotel Klosterbrä­u erst im Mai. Der Schritt sei nicht leicht gefallen, berichtet Hotelier Alois Seyrling, aber Ende Jänner sei klar geworden, dass man die Zeit jetzt besser nutzen könne, um Renovierun­gen durchzufüh­ren und sich auf den Sommer vorzuberei­ten. Eine Öffnung der Hotellerie würde er dennoch begrüßen. „Wir stehen alle Gewehr bei Fuß.“

Ähnlich ging man in der Steiermark vor: Als bei erstem großen Skigebiet

wurde am Wochenende am Kreischber­g die Wintersais­on beendet. Man wolle die Zeit für den Bau einer neuen Bahnanlage nutzen, hieß es. Ist die Saison tatsächlic­h schon gelaufen? Was würden Lockerunge­n der Branche und dem angespannt­en Arbeitsmar­kt

überhaupt bringen? Oliver Fritz, Tourismuse­xperte am Wifo, glaubt nicht, dass im Westen Österreich­s viele Hotels aufsperren würden, falls man es ihnen zeitnah erlaubt. „In alpinen Regionen lebt der Tourismus im Winter stark von ausländisc­hen Gästen. Solange die nicht kommen dürfen, würde es sich aus betriebswi­rtschaftli­cher Sicht kaum rentieren“, erklärt der Ökonom.

Es gibt aber große regionale Unterschie­de. „In nicht alpinen Regegeben. gionen sind die Monate März und April viel wichtiger als in den Bergen“, erklärt Fritz. In der Oststeierm­ark oder im Burgenland würden Hotels eher aufsperren, sobald sich die Möglichkei­t dazu bietet. Vorausgese­tzt, man steckt nicht mitten in Renovierun­gsarbeiten.

Unabhängig davon, ob sich ein Aufsperren überhaupt rentiert, seien die Betriebe im Zwiespalt. Sie stünden unter Druck, aufzusperr­en und ein Signal an Gäste zu senden, berichtet der Ökonom.

Zeichen setzen

So ein Zeichen müssen vor allem die kleineren Betriebe setzten, wie der Tiroler ÖVP-Wirtschaft­sbundchef Franz Hörl betont: „Der Wille, rasch den Betrieb aufnehmen zu können, ist quer durch die Branche

Besonders die kleineren und mittleren Familienbe­triebe stehen in den Startlöche­rn.“Dabei gehe es nicht darum, auf Nächtigung­en wie vor der Krise zu kommen, sondern um Stammgäste und die Mitarbeite­r zu halten.

So sieht das auch Marcel Gutheinz vom Familienbe­trieb Hotel Jungbrunn im Tiroler Tannheimer Tal. „Wir haben rund fünf Prozent einheimisc­he Gäste“, betont der Hotelier. Aufzusperr­en sei ökonomisch nicht sinnvoll. Aber für die 140 Mitarbeite­r würde er es tun, sollte es zu Ostern möglich sein. „Sonst fehlt die Perspektiv­e“, bringt er es auf den Punkt. Die meisten Betriebe in seiner Region würden aber geschlosse­n bleiben.

Ebenfalls resolut, dafür optimistis­cher ist man beim Stanglwirt in

Going, nahe Kitzbühel: „In 250 Jahren hatten wir noch keinen freiwillig­en Ruhetag“, sagt Maria Hauser vom Traditions­haus. Daher wird sie aufsperren, sobald es erlaubt ist. Mit 14 Tagen Vorlaufzei­t könne man auf Lockerunge­n reagieren. Eine Frist, die alle Gesprächsp­artner bestätigte­n.

Das Wellnessho­tel würde Hauser vor allem wegen der Stammkunde­n und des Personals aufsperren. Bisher habe noch keiner der über 300 Mitarbeite­r das Handtuch geworfen. Die Hoffnung auf ein lohnendes Geschäft bestehe durchaus. Als im Vorjahr die Hotels wieder öffnen durften, war das 350-BettenHaus zu Pfingsten binnen zwei Tagen ausgebucht, obwohl ausländisc­he Gäste nicht kommen konnten.

Viele in der Branche erwarten von der Regierung regionale Lösungen. Dank geringerer Infektions­zahlen könnte Vorarlberg als Testregion geöffnet werden, so die Erwartung. Wenig Verständni­s gibt es dafür, stets als Erster schließen und als Letzter öffnen zu dürfen.

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Patscherko­fel in Tirol gesperrt – Auswirkung­en der Covid-19-Maßnahmen.

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