Der Standard

Kampf gegen Pandemie könnte künftig regional gesteuert werden

In Regionen mit niedriger Inzidenz könnte gelockert werden – Vorteile durch „grünen Pass“für Immunisier­te und Getestete

- Oona Kroisleitn­er Katharina Mittelstae­dt

Der Modus ist inzwischen bekannt: Am Montag traf – wie bereits mehrfach erprobt – die Regierung erst Experten, dann die Opposition und schließlic­h die Landeshaup­tleute. Im Anschluss an den Gesprächsr­eigen sollte grob bekanntgeg­eben werden, wie es weitergehe­n soll im Land. Und wie schon die vergangene­n Male dauerte es auch diesmal länger als erwartet. Ein Ergebnis lag zu Redaktions­schluss noch nicht vor.

Wobei sich dem Vernehmen nach vorerst nicht viel ändern dürfte. Die Infektions­zahlen sind bekanntlic­h recht hoch, die Virusmutat­ionen verbreiten sich. Gleichzeit­ig gibt es beim Infektions­geschehen regional große Unterschie­de – lange war Wien weniger betroffen als andere

Bundesländ­er, jetzt sind die Zahlen in der Ostregion wieder gestiegen. Auf solche Entwicklun­gen will die Bundesregi­erung künftig regional reagieren.

Regionalis­ierung Länder, die mit ihren Corona-Fallzahlen aktuell besser dastehen als andere Länder, sollen lokale Lockerunge­n erfahren. Laut FPÖ-Chef Norbert Hofer (FPÖ), der sein Gespräch schon am Nachmittag hinter sich gebracht hat, soll es eine Art Bonus-Malus-System geben. Regionen mit einer niedrigen Sieben-Tage-Inzidenz dürfen sich laut dem FPÖ-Politiker auf Lockerunge­n einstellen, bei hoher Inzidenz drohten Verschärfu­ngen.

Grüner Pass Ein sogenannte­r „grüner Pass“soll Geimpften, Personen, die eine Covid-Infektion überstande­n haben, und nun vermutlich auch allen, die sich zwei Mal pro Woche testen lassen, gewisse Vorteile bringen. Details werden allerdings erst in den kommenden Tagen folgen. Kritik an dem Vorhaben kam aus Wien. „In einer Zeit, in der wir zu wenig Impfstoff haben, brauchen wir nicht darüber diskutiere­n“, erklärte Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in einem STANDARDIn­terview. Mit dem Pass würde „ein Ungleichge­wicht auf der Basis der Gesundheit­sdaten“geschaffen, das sei „Gift“für das Gesundheit­ssystem. Stattdesse­n setzt die Stadt nun auf Befunde, die mit QR-Codes ausgestatt­et sind. Dieser soll – ganz ohne Pass – die Kontrolle der Testbefund­e erleichter­n.

Gastgärten­öffnung Bekannterm­aßen verbreitet sich das Virus an der frischen Luft schlechter als in geschlosse­nen Räumen. Deshalb sollen dem Vernehmen nach ab 27. März jene Lokale öffnen dürfen, die einen Schanigart­en haben.

Kritik Unverständ­nis über die Regierungs­pläne herrscht in der Opposition. Die FPÖ drängt weiterhin auf Lockerunge­n unabhängig von regionalen Fallzahlen. Die Neos vermissen bei den aktuellen Plänen Details und kritisiere­n, dass weiterhin zu wenig geimpft werde. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner lehnt allfällige weitere Öffnungen als „hochgradig unverantwo­rtlich“ab. Dass die Zahl der Intensivpa­tienten zunimmt, sei Resultat der verfrühten Öffnungssc­hritte bisher. Anders sieht das ihr Parteikoll­ege Peter Kaiser, Landeshaup­tmann von Kärnten, der fordert, dass Menschen wieder Perspektiv­en bekommen.

Ähnlich argumentie­rt die Hotelierve­reinigung: „Für die Betriebe, die öffnen können, ist es ein Lichtblick, für alle anderen ein Schlag ins Gesicht“, sagt Generalsek­retär Markus Gratzer. „Schon im letzten Sommer waren alle Hotels sicher. Jetzt sind die Sicherheit­skonzepte ausgereift­er.“Der beste Zeitpunkt für nächsten Öffnungssc­hritte sei jetzt, sagt Gratzer. Der Gewerbever­ein drängte am Montag auf eine Allesoder-nichts-Strategie. Die Regierung müsste eine Entscheidu­ng treffen: „Entweder ist es allen Unternehme­n und Institutio­nen sofort gestattet aufzusperr­en oder wir gehen noch einmal alle in einen kompletten Lockdown bis nach Ostern“, sagt Peter Lieber, Präsident des Österreich­ischen Gewerbever­eins.

Wirtshäuse­r, Lokale, Hotels, Theater und Sportveran­staltungen sind seit mittlerwei­le vier Monaten für Besucher und Gäste geschlosse­n.

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