Trump beansprucht die Rolle des Königsmachers
Bei seiner ersten Rede als Ex-Präsident dementiert Donald Trump Gerüchte über eine Parteineugründung
Zum Standardrepertoire Donald Trumps gehört der Satz, dass er die Spannung erhalten wolle, statt zu früh zu verraten, wie etwas ausgehen wird. Lange bevor ihn die US-Amerikaner zum Präsidenten wählten, erklärte er es, seinerzeit Fernsehstar einer RealitySerie, zu seinem Leitfaden. Später, im Oval Office, hat er die Maxime oft wiederholt, auch um Gegner, Rivalen und Verbündete darauf einzustellen, dass er jederzeit für eine Volte gut ist. Am Sonntagabend, zum Abschluss der Jahrestagung konservativer Aktivisten, stand eine Fortsetzung auf dem Programm.
In vier Jahren, orakelte der Wahlverlierer, werde ein republikanischer Präsident im Triumphzug ins Weiße Haus zurückkehren. „Und ich frage mich, wer das sein könnte. Wer, wer, wer wird das wohl sein?“Er ließ alles offen, schloss nichts aus, bestätigte nichts – und hielt den Kessel am Kochen. Mit der Andeutung, in die jeder hineinlesen kann, was er möchte, beendete Trump eine Rede, die er mit scharfen Angriffen auf seinen Amtsnachfolger begann. Unter Biden heiße es wieder „Amerika zuletzt“. Und mit der gebetsmühlenartig wiederholten Behauptung, dass er das Votum am 3. November nur verloren habe, weil Betrug im Spiel gewesen sei.
Heimspiel für Trump
Knapp sechs Wochen nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus hat der Ex-Präsident erstmals wieder eine öffentliche Bühne betreten. CPAC, die Conservative Political Action Conference, so viel war vorher klar, würde zum Heimspiel für ihn werden. Zwar spiegelt der Kongress nicht unbedingt wider, wie die Republikanische Partei in ihrer Gesamtheit tickt. Moderate Politiker kommen dort praktisch nicht mehr zu Wort. Über die Stimmung auf dem rechtskonservativen
Flügel allerdings lässt er ziemlich verlässliche Schlüsse zu. Das Fazit: Dort gilt Trump noch immer als Held, als Anführer, als der Rebell, der es dem Establishment gezeigt hat und die Arrivierten noch einmal das Fürchten lehren wird.
Falls es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat ihn eine Meinungsumfrage unter den Konferenzteilnehmern erbracht. Müssten sie heute einen Präsidentschaftskandidaten küren, würden 55 Prozent den Milliardär aus New York wählen. An zweiter Stelle folgte Ron DeSantis, Gouverneur Floridas und bekennender Trumpianer. Alle anderen wären chancenlos.
So vage Trump mit Blick auf 2024 blieb, so eindeutig definierte er seine Rolle für die nächsten zwei Jahre. Er werde aktiv daran mitwirken, sagte er, dass die Republikaner bei den Kongresswahlen 2022 mit „robusten, schlauen“Bewerbern ins Rennen gehen. Mit anderen Worten, er beansprucht die Rolle des Königsmachers.
Nur wer seinen Segen hat, soll sich bei den zuvor anstehenden Primaries durchsetzen können. Abgeordnete und Senatoren, die es wagten, für seine Amtsenthebung zu stimmen, sollen dagegen für ihre Illoyalität büßen, indem die Parteibasis sie durchfallen lässt: „Setzt ihnen allen den Stuhl vor die Tür!“
Seine Unterstützung zu haben sei das größte Plus in der Politik, zitierte Trump einen von ihm geschätzten Wahlforscher. Gerüchte, nach denen er eine eigene Partei gründen will, erklärte er für Falschmeldungen. Eine Abspaltung komme nicht infrage, stellte er klar, schließlich gebe er unangefochten den Ton an bei den Republikanern.
Der Sturm auf das Kapitol? Kam bei Donald Trump nicht vor. Keine Reue, kein Bedauern, auch keine Erklärungsversuche, nur ein schwarzes Loch. Mit keiner Silbe ging er darauf ein, was das Parlament seines Landes am 6. Jänner an Gewaltorgien erlebte.