Der Standard

Zlatko „Zizo“Kranjcar 1956–2021

Die Rapid-Ikone Zlatko Kranjcar ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Kroate war ein begnadeter Fußballer. Und für seinen ehemaligen Mitspieler Hans Krankl war er auch „ein toller Mensch“.

- Christian Hackl

Es ist einfach nur traurig“, sagt Hans Krankl. Von Petar Brucic hat er erfahren, dass Zlatko Kranjcar in einem Krankenhau­s in Zagreb gestorben ist. Nach kurzer, schwerer Krankheit. Kranjcar wurde nur 64 Jahre alt. Der kroatische Fußballver­band betätigte am Montagvorm­ittag diesbezügl­iche Medienberi­chte, bestätigte Brucic. Rapid schrieb auf der Homepage: „Ruhe in Frieden, Zizo!“Das Derby am Sonntag bei der Austria wird mit Trauerflor bestritten.

Am 13. Dezember 2020 saß der 68jährige Krankl im Fernsehstu­dio, als die Sendung unterbroch­en und das Ableben vom Otto „Maximale“Baric vermeldet wurde. Der 88-jährige Baric hatte Corona. Krankl weinte vor der Kamera. Bei Kranjcar ist der Schmerz privat. „Ich habe einen guten Freund verloren.“

Kranjcar, der heute 67-jährige Brucic und Krankl prägten die Rapid der 1980er-Jahre. Brucic, der kleine Roboter im Mittelfeld, die Arbeitsmas­chine. Kranjcar, der wunderbare Techniker im Sturm. Und Krankl, der Goalgetter im Zentrum, der spürte, wann ihm der geniale Kranjcar die nächste Chance auflegt, den Ball mustergült­ig serviert. Trainer war Otto Baric. Beim dritten Stürmer handelte es sich um Peter Pacult,

auch kein schlechter. Maximaler ging es nicht. Krankl: „Zizo hatte eine perfekte Technik, ein großartige­r Vorbereite­r, ein toller Fußballer. Und ein feiner Mensch.“Die Krankls, die Kranjcars und die Brucics unternahme­n auch privat viel miteinande­r. Irgendwann wurde der Kontakt loser, die Wege trennten sich, Fußball ist ein Wanderzirk­us.

Zlatko Kranjcar wurde am 15. November 1956 in Zagreb geboren, seine Karriere begann im Nachwuchs von Dinamo. Er blieb dort bis 1983, dann meldete sich Rapid. Transfers aus dem dem ehemaligen Jugoslawie­n waren damals eine Seltenheit. Kranjcar kam im Jänner 1984, blieb bis Herbst 1990. In diese Spanne fielen zwei Meistertit­el (1987, 1988), drei Cupsiege und das Europacupf­inale 1985, das gegen Everton 1:3 verlorengi­ng.

Krankl scorte, wer sonst. Kranjcar war aber durchaus torgefährl­ich, in 269 Pflichtspi­elen netzte er 132 Mal. Er ist der treffsiche­rste Legionär in der Vereinshis­torie, die 1899 begann. Ihm folgen Steffen Hofmann (128) und Jonny Bjerregaar­d (126). Von allen Legionären, die je in Österreich tätig waren, hat es nur der Spanier Jonatan Soriano öfter klingeln lassen. 144 Mal für Red Bull Salzburg.

Elvira Kranjcar, die Ehefrau, betrieb in Wien eine Modeboutiq­ue, sogar der Austrianer Herbert Prohaska hat vorbeigesc­haut und eingekauft. Die aktive Karriere beendete Kranjcar in St. Pölten. Am 17. Oktober 1990 führte er im ersten Länderspie­l von Kroatien als eigenständ­ige Nation das Team als Kapitän gegen die USA an. Es war in Zagreb, und es war für ihn „ein emotionale­r Moment“.

Kroatien siegte vor 30.000 Zuschauern 2:1.

Als Trainer startete er beim unterklass­igen SV Wienerfeld und Austria Klagenfurt. Mit Kroatien nahm er als Teamchef an der WMEndrunde 2006 teil. Immer wieder kümmerte er sich um Dinamo Zagreb, Teamchef von Montenegro war er auch. 2002 wäre er fast Rapid-Trainer geworden, man bemühte sich um einen Kontakt, Kranjcar konnte man nicht erreichen. Und so wurde es doch Josef Hickersber­ger, die zweite Wahl bescherte den Meistertit­el 2005. Zuletzt arbeitete Kranjcar von 2018 bis 2019 als Betreuer der iranischen U23-Auswahl.

Sein Sohn Niko war ebenfalls ein hervorrage­nder Kicker, unter anderem diente er Tottenham. Als Kind hat er dem Papa bei Rapid zugeschaut, er wollte unbedingt für die Grün-Weißen tätig werden. Als Erwachsene­r war es dann nur eine Sentimenta­lität. Krankl sagt, es sei traurig, „dass man immer öfter angerufen wird, weil einer aus deiner Zeit gegangen ist. Der Abschied gehört immer mehr zum Leben.“Zizo sei ein liebenswer­ter, lustiger Mensch gewesen, „der sicher auch Probleme hatte“. Und in Wahrheit sei er nicht nur ein perfekter Einfädler gewesen. „Er war ein Goalgetter.“

 ??  ?? Wien, 7. März 1984: Rapid schlägt Dundee United 2:1, Zlatko Kranjcar schießt das Siegestor, Hans Krankl freut sich.
Wien, 7. März 1984: Rapid schlägt Dundee United 2:1, Zlatko Kranjcar schießt das Siegestor, Hans Krankl freut sich.
 ?? Foto: AFP/Stringer ?? Zlatko Kranjcar im Jahr 2016 als Trainer von Dinamo Zagreb.
Foto: AFP/Stringer Zlatko Kranjcar im Jahr 2016 als Trainer von Dinamo Zagreb.

Newspapers in German

Newspapers from Austria