Der Standard

Der unangenehm­e Beigeschma­ck

- Colette M. Schmidt

Vor fast genau einem Jahr saß Sabine Matejka, Präsidenti­n der Vereinigun­g der österreich­ischen Richterinn­en und Richter, in der ORF-Sendung Im Zentrum. Damals, so erinnerte sich Matejka im selben Talkformat am Sonntag, kam von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) der Vorwurf von „roten Netzwerken in der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft“, und ein „Bundesstaa­tsanwalt war noch ganz was Schrecklic­hes damals für die Frau Ministerin Edtstadler“.

Beim letzten Satz musste Matejka etwas lachen. Kein Wunder, erinnert man sich an die gebetsmühl­enartige Forderung

POLITIK UND JUSTIZ ALS THEMA BEI „IM ZENTRUM“AUF ORF 2

von Karoline Edtstadler (ÖVP) in den letzten Tagen. Lustig fand das Matejka, die von einem unangenehm­en Beigeschma­ck sprach, trotzdem nicht. Angriffe seitens der Politik sei man von allen Seiten gewohnt, so die Präsidenti­n, doch das „Stakkato“seit der Hausdurchs­uchung (im Fachjargon HD) bei Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) sei schon besonders.

Zwischen den beiden Politikern in der Runde, SPÖ-Klubobfrau-Vize Jörg Leichtfrie­d sowie Anwalt und ÖVP-Mandatar Klaus Fürlinger, dem die ganze „Debatte zu hoch gehängt“oder vielleicht gar ein wenig peinlich war, gab es ein kleines Hickhack am Rande. Der Besuch der Behörden bei Blümel sei „keine HD“, sagte Fürlinger, sondern eine „freiwillig­e Nachschau“gewesen. Leichtfrie­d: „Ja eh.“Einig waren sich die zwei nur in einem Punkt: Ein bisserl kontrollie­ren soll das Parlament den unabhängig­en Bundesanwa­lt, auf den die ÖVP offenbar jahrzehnte­lang paralysier­t wartete wie auf den Messias, künftig doch.

Schalten Sie ein, wenn 2022 wieder Angriffe auf die Justiz Thema bei Im Zentrum sind. ➚ dst.at/TV-Tagebuch

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