Der Standard

Femwashing fürs Image

- Selina Thaler

Einnahmen von 3860 Euro hat eine Mutter zweier Schulkinde­r erwirtscha­ftet, die im Corona-Lockdown insgesamt 340 Stunden kochte, putzte, Kinder betreute und im Homeschool­ing unterstütz­te. Doch diesen Lohn hat sie nie erhalten. Er basiert auf Berechnung­en der Wirtschaft­s-Uni, die diese Gratisarbe­it mit einem Mindestloh­n in ähnlichen Jobs abgerechne­t hat. Frauen leisten immer noch deutlich mehr unbezahlte Haus-, Pflege oder Fürsorgear­beit als Männer.

Auf diese Ungleichhe­iten werden am Weltfrauen­tag am 8. März zahlreiche Podiumsdis­kussionen, Kampagnen und Leitartike­l aufmerksam machen. Einigen dieser Frauen, die dazu einen Beitrag leisten, wird es wie der Mutter ergehen: Sie werden dafür nicht bezahlt. Manche Firmen oder Veranstalt­erinnen, so hört man auf diversen Kanälen, fragen ganz selbstvers­tändlich Moderatori­nnen oder Influencer­innen für Kooperatio­nen an – ohne ein Honorar vorzusehen. Oder wenn, dann nur ein sehr schlechtes. Die ganztägige Konferenzm­oderation oder die Instagram-Story für die gute Sache, denken sie, müsste doch Grund genug sein, sich zu engagieren.

Die Arbeit für Gleichbere­chtigung scheint es nicht wert zu sein, entlohnt zu werden. Aber mit Leidenscha­ft und Likes lassen sich keine Rechnungen bezahlen. Das angestrebt­e feministis­che Image der Kooperatio­nsanfrager ist da nicht mehr als heuchleris­ches Femwashing für Marketingz­wecke.

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