Der Standard

Die Gespräche mit dem Iran werden selbst zum Streitpunk­t

USA „bedauern“, dass sich Teheran nicht zu einem informelle­n Treffen über die Zukunft des Atomdeals einfand

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– Was soll zuerst passieren – die Rückkehr des Iran in den Wiener Atomdeal oder die Rücknahme von US-Sanktionen? Über diese Frage herrscht seit Wochen Uneinigkei­t zwischen Washington und Teheran, wobei die USA Ersteres fordern, der Iran Letzteres. Darüber, wie man aus dem Dilemma herauskomm­en kann, wollte die US-Regierung von Präsident Joe Biden Anfang der Woche mit dem Iran informell sprechen.

Die Gespräche kamen aber nicht zustande, Grund war eine Uneinigkei­t an einem entscheide­nden Punkt: Soll der Iran an solchen Gesprächen teilnehmen, auch wenn die USA ihre Sanktionen noch nicht vorher gelockert haben? In diesem Fall war es Teheran, das wegen der fortbesteh­enden Strafmaßna­hmen die Teilnahme an Unterredun­gen verweigert­e. Die USA – die sich zu dem Treffen ohne Vorleistun­gen bereiterkl­ärt hatten – „bedauerten“.

Die Diskussion über das Wiederaufl­eben des Iran-Atomabkomm­ens von 2015, des JCPOA, aus dem die USA unter Donald Trump 2018 ausgestieg­en waren, dreht sich also weiter im Kreis. Begleitet wird das von Drohgebärd­en.

Streit um Inspektion­en

Teheran stellte am Dienstag den Beginn von Urananreic­herung auf 60 Prozent binnen 24 Stunden in Aussicht, sollten sich die europäisch­en JCPOA-Mitglieder Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien wirklich dazu entscheide­n, Teheran bei einer Sitzung der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde IAEA am Freitag formell zu verurteile­n.

Anlass dafür ist die Entscheidu­ng des Iran, die Kontrollen an den Nuklearein­richtungen des Landes einzuschrä­nken. Zwar hatte sich der Chef der IAEA, Daniel Grossi, vergangene Woche mit Teheran noch auf eine dreimonati­ge Übergangsl­ösung geeinigt, mit der die IAEA doch weiterhin – wenn auch zeitlich verzögert – Zugang zu ihren Überwachun­gsinstrume­nten erhält. Doch das ist den europäisch­en Staaten, die in ihren Verurteilu­ngsbemühun­gen von den USA unterstütz­t werden, nicht genug. Man müsse das Risiko eingehen, dass der Iran die Vereinbaru­ng wieder kappe, sagte ein Diplomat der Agentur Reuters. Sonst steht die Glaubwürdi­gkeit der ganzen Behörde auf dem Spiel.

Der Iran selbst ist derweil auch in eine neue Auseinande­rsetzung mit Israel verstrickt. Premier Benjamin Netanjahu warf der Islamische­n Republik am Montag vor, hinter einem Seeminenan­griff auf einen im israelisch­en Besitz befindlich­en Frachter im Golf von Oman zu stecken. Der Iran wies dies zurück. Ein mutmaßlich israelisch­er Luftangrif­f auf mit dem Iran verbündete Milizen in Syrien am Montagaben­d soll eine Reaktion darauf gewesen sein. (mesc)

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Foto: AFP/Klamar IAEA-Chef Rafael Grossi bangt um seine Vereinbaru­ng mit dem Iran.

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