Der Standard

Der Wegfall der Schultests senkt die Infektions­rate

Die positive Tendenz könnte trügerisch sein

- Gerald John

Der Trend macht Hoffnung: In der Karwoche hat sich die Covid-Infektions­kurve (7-TageInzide­nz) stabilisie­rt, ehe sie mit Ostersonnt­ag zu sinken begann. Zeichnet sich eine Wende zum Guten ab?

Der jüngste Bericht der AmpelKommi­ssion dämpft den Optimismus. Besonders stark fiel der Rückgang demnach in der Altersgrup­pe der Sechs- bis 14-Jährigen aus. „Mit hoher Wahrschein­lichkeit“, so die Experten, hänge dies mit dem „Aussetzen der schulische­n Testaktivi­tät“in den Ferien zusammen. Sprich: Werden die Kinder nicht mehr gestestet, kommt man schwer drauf, wer das Virus unbemerkt herumträgt – und womöglich verbreitet. Die Statistik ist in dem Fall also trügerisch.

Allerdings sind die geschlosse­nen Schulen nicht die einzige Erklärung, schließlic­h beschränkt sich der Abwärtstre­nd nicht allein auf die Kinder. Auch in den mittleren Altersgrup­pen werde es eine Rolle spielen, dass in der Osterwoche mancherort­s weniger getestet wurde, ist aus der Kommission zu vernehmen. Doch regionale Verschärfu­ngen – etwa die Ausreistes­ts für Bezirke mit hoher Infektions­rate – zeigten offenbar ebenso Wirkung.

Auch ein Effekt der langsam, aber doch voranschre­itenden Impfkampag­ne zeichne sich ab, heißt es: Bei den über 85-Jährigen ist die Inzidenz zuletzt markant gefallen.

Spannend werden die kommenden Tage. Dann wird die Infektions­rate abbilden, wie (un)achtsam die Leute bei Treffen zu Ostern waren.

31 Prozent nie beim Test

Apropos Leichtsinn: Trotz breiten Gratisange­bots haben laut einer zwischen Mitte Februar und Mitte März durchgefüh­rten Umfrage des „Austria Corona Panels“31 Prozent noch nie einen Covid-19-Test gemacht. Weitere 19 Prozent ließen sich in vier Wochen einmal testen.

Obwohl der Anteil der Totalverwe­igerer seit Jänner/Februar um zehn Prozentpun­kte gesunken ist, sieht Studienlei­ter Bernhard Kittel ein bedenklich­es Niveau. „Wenn die Hälfte der Bevölkerun­g nicht weiß, wo sie steht, dann ist das eine sehr kritische Größe“, urteilte der Wirtschaft­ssoziologe im Ö1-Morgenjour­nal. Menschen mit formell hohem Bildungsgr­ad gingen häufiger testen, Anhänger von Verschwöru­ngstheorie­n und der FPÖ eher selten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria