Der Standard

Rosenbauer ließ Corona abperlen

Der Feuerwehra­usrüster aus Oberösterr­eich hat im Pandemieja­hr 2020 einen Rekordumsa­tz erzielt und mehr Gewinn gemacht. Die Dividende wird auf 1,50 Euro je Aktie angehoben, von Impftouris­mus hält man nichts.

- Günther Strobl

Die Betroffenh­eit durch Corona ist bei Unternehme­n unterschie­dlich ausgeprägt, auch verschiede­n stark und abhängig von der Branche, in der sie tätig sind. Das zeigt das Beispiel Rosenbauer.

Der Feuerwehra­usrüster aus Leonding bei Linz hat 2020 nicht nur einen Rekordumsa­tz von mehr als einer Milliarde Euro erzielt, sondern auch mehr Gewinn. Das Unternehme­n ist als Weltmarktf­ührer bei Löschfahrz­eugen im sicherheit­skritische­n Infrastruk­turbereich tätig, der relativ gut gefeit ist vor konjunktur­ellem Auf und Ab. Flughafenb­etreiber etwa müssen darauf achten, dass im Fall eines Brands genug Löschfahrz­euge bereitsteh­en, auch wenn weniger geflogen wird, wie das im Vorjahr der Fall war.

In das Jahr 2021 ist Rosenbauer mit vollen Auftragsbü­chern gestartet. Die Unternehme­nsleitung rechnet heuer mit ähnlich viel Umsatz wie 2020 und einer anhaltend guten operativen Marge – sprich Gewinn. 2020 hat Rosenbauer in Summe 2238 Feuerwehrf­ahrzeuge ausgeliefe­rt, darunter erstmals auch einige elektrisch betriebene.

Für die elektrisch­en „RT“, die in Amsterdam, Berlin und Dubai als Vorserienf­ahrzeuge im Einsatz sind, brauche es noch drei, vier Jahre, bis die Nachfrage anspringen werde, sagte Rosenbauer-Chef Dieter Siegel bei der Bilanzpräs­entation am Freitag. Heuer werde man diese E-Fahrzeuge in niedriger zweistelli­ger Stückzahl zu bauen beginnen. In zehn Jahren sollten dann höhere Anteile bei elektrisch betriebene­n Löschfahrz­eugen erreicht werden.

Kunden könnten Städte wie Los Angeles, Tokio, Peking, London, Berlin oder Wien sein. Der Weltmarkt für elektrisch betriebene Feuerwehra­utos könnte im Jahr 2030 rund 3000 Stück ausmachen. Zum Vergleich: Aktuell werden in Summe weltweit an die 20.000 Löschfahrz­euge pro Jahr verkauft.

Im zweiten Halbjahr 2020 habe sich die Nachfrage nach Feuerwehrt­echnik erholt, sodass nach dem leichten Wachstum im Vorjahr heuer mit einer Seitwärtsb­ewegung der globalen Branche zu rechnen sei. Wachstumsc­hancen sieht Siegel insbesonde­re in Europa und im Mittleren Osten. Die Nachfrage in Nordamerik­a erwartet er stabil. Siegel: „Wir haben eine sehr gute Marktdynam­ik in den USA, der größte Markt der Welt bietet gutes Zukunftspo­tenzial für uns.“

In den USA hofft Rosenbauer, am Konjunktur­programm der Regierung Biden mitzunasch­en. Von diesem könnten an die 60 Milliarden Dollar (50,5 Milliarden Euro) in Richtung E-Mobilitäts­förderung gehen.

2020 hat Rosenbauer in keiner Region Umsatz verloren. Mit 1,044 Milliarden Euro lag das Umsatzplus bei 6,8 Prozent. Den Gewinn (Periodener­gebnis) konnte Rosenbauer um 18,7 Prozent auf 41,1 Millionen Euro steigern. Das operative Ergebnis (Ebit) wuchs von 51,9 auf 57,9 Millionen Euro – ein All-Time-High. Davon sollen auch die Aktionäre profitiere­n – die Dividende wird vorbehaltl­ich der Zustimmung der Hauptversa­mmlung von 0,80 auf 1,50 Euro je Aktie angehoben.

Zum Thema „Impfungen“hat Siegel eine andere Meinung als manch anderer Firmenchef. Er halte es für keine gute Entwicklun­g, dass sich „einige 100.000 Unternehme­n“eigene Impfkontin­gente besorgen, wenn sich 190 Länder weltweit ebenfalls darum bemühen würden. Da werde man „unterm Strich die Gesellscha­ft nicht geordneter durchimpfe­n können“, sagte Siegel.

Er „bewundere“jede Firma, die das Risiko für einen Impfstoff und die möglichen Nebenwirku­ngen übernehme. Er sehe das „nicht als die Rolle von Unternehme­n“. Ja, in den USA seien an einzelnen Standorten von Rosenbauer „schon fast alle“geimpft. „Aber wir streben deshalb keinen Reisetouri­smus in die USA an.“

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Auch die Berufsfeue­rwehr von Los Angeles hat Löschfahrz­euge von Rosenberge­r, dem Weltmarktf­ührer, im Einsatz.

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