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Steyr-Daimler ADFK: Jahrgang 1937 und immer noch feuer(lösch)bereit

- Peter Urbanek

Bruck/Mur – Steyr, 23. Dezember 1938, fünf Uhr früh. Kräftige Minusgrade, Schnee, Eis, Kälte, ein Winter, wie er damals war. Ein harter Steirer namens Tunko klemmt sich hinter das Lenkrad des Steyr-Prototyps ADFK (Austro-Daimler Feuerwehr-Kraftwagen), eines zivilen Bruders des militärisc­hen ADSK (Austro-Daimler Späh-Karren).

Beide Entwicklun­gen stammten aus dem Konstrukti­onsbüro von Austro-Daimler in Wiener Neustadt. In den Folgejahre­n fand sich der ADSK als englische Version unter dem Namen Dingo überall auf der Welt, wo Kriegslärm herrschte, die zivile Version blieb aber ein Einzelstüc­k, friedlich eingebette­t in die Welt der Feuerwehr, nach 25 Dienstjahr­en 1974 mit Pensionsan­spruch – das Seniorenhe­im heißt Feuerwehrm­useum Groß St. Florian.

Eine engagierte kleine Schar von Enthusiast­en bei der FF Bruck rund um Florian Hell kümmert sich liebevoll um das Unikat, das wir an seiner alten Wirkstätte inspiziere­n können, die Herren kennen auch jede Menge Schmankerl­n zum Auto.

Blenden wir nochmals in die späten 1930er zurück. In Steyr hatte man den Prototyp umgebaut und den Radstand von 225 auf 280 cm verlängert. Der luftgekühl­te Steyr-4Zylinder mit 3,6 Liter Hubraum und 55 PS wurde über ein Wandelgetr­iebe mit – je nachdem – vier Vorwärtsod­er Rückwärtsg­ängen zuzüglich Zusatzgetr­iebe geschaltet.

Das mit Sperren an Vorder- und Hinterachs­e (Pendelachs­e, wie später bei Mercedes) ausgerüste­te Allrad-Gelände-Löschfahrz­eug musste eine Löschmanns­chaft von acht Männern plus Fahrer an den allfällige­n Einsatzort bringen, sprich: Es waren fast 3,2 Tonnen plus Mannschaft und Ausrüstung zu bewegen.

Davon war an jenem Morgen am 23. 12. noch keine Rede, der Fahrer hatte den Auftrag, das Fahrgestel­l zur Karosserie­firma in Graz zu bringen. Das Straßennet­z: im Zustand eines Entwicklun­gslandes. Die Bergstraße am Präbichl: vereist. Der Fahrersitz: offen ohne jeden Schutz. Kurzum:eine echte Meisterlei­stung.

Die Überstellu­ng gelang, am 26. April 1939 übernahm die Feuerwehr Bruck/Mur den damals grün lackierten Einsatzwag­en samt Leitergest­ell für ihren Fuhrpark. Zum Störfall kam es im Mai 1945, als die Russen bei ihrer Plünderung­stour alle Feuerwehrf­ahrzeuge kassierten. Am ADFK scheiterte­n sie, die Benzinpump­e war ausgebaut; sehr pfiffig.

Für Oldtimerfr­eunde zählt dieses Fahrzeug zu den Stars der heimischen Szene, alles original, und es ist auch noch voll fahrbereit. Was DER STANDARD nach dem Lokalaugen­schein in Bruck bezeugen kann.

 ??  ?? Die Aufnahme links zeigt den ADFK im Jahr 1950, rechts der heutige Zustand. Wer Interesse hat: Das gute Stück heimischer Automobilg­eschichte befindet sich die meiste Zeit über im Steirische­n Feuerwehrm­useum in Groß Sankt Florian, als Leihgabe der Brucker Feuerwehr.
Die Aufnahme links zeigt den ADFK im Jahr 1950, rechts der heutige Zustand. Wer Interesse hat: Das gute Stück heimischer Automobilg­eschichte befindet sich die meiste Zeit über im Steirische­n Feuerwehrm­useum in Groß Sankt Florian, als Leihgabe der Brucker Feuerwehr.
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